Düsseldorf. Ein neuer Vorstand der Pflegekammer NRW soll die Interessen der über 200.000 Pflegekräfte im Land ab sofort vertreten. Was Verdi fordert.

Die neu gewählte Präsidentin der NRW-Pflegekammer, Sandra Postel, will in ihrer Amtszeit einen „Kollaps im stark überlasteten Pflegesystem“ abwenden. „Wir sind eine heterogene Gruppe, die sich ein Ziel gesetzt hat: Etwas Gutes für die Pflege zu tun“, sagte Postel am Freitag nach der Wahl des ersten Vorstandes seit der Gründung der Kammer im Dezember 2022.

Als Selbstverwaltungsorgan der mehr als 200.000 Pflegekräfte im Land soll die Pflegekammer die Interessen der Beschäftigten in pflegerischen Berufen vertreten und Berufsnormen festlegen. In ihrer Arbeit unterstützt wird die mit klarer Mehrheit gewählte Postel von Vize-Präsident Jens Albrecht. Beide gehörten in den vergangenen zweieinhalb Jahren bereits dem Vorstand des Errichtungsausschusses an. Mit der Wahl des ehrenamtlich tätigen Vorstandes ist die Pflegekammer ab sofort vollständig handlungsfähig.

Pflegekammer-Präsidentin in NRW will „Katastrophe vermeiden“

Ein komplexes Verfahren stellte bei der Wahl am Freitag sicher, dass alle Bereiche der Pflege im voraussichtlich elf Mitglieder umfassenden Vorstand vertreten sind. „Darüber hinaus müssen mindestens zwei in der Altenpflege beschäftigte Mitglieder dem Vorstand angehören“, erklärte Pressesprecherin Laura Overath.

Kurz nach der Wahl sprach Postel über ihre Zielsetzung: “Wir wollen es schaffen, die unglaublich schwierige Situation in diesem Arbeitsfeld zu verbessern, dafür bin ich angetreten“. Mit ihrer Arbeit wolle sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen „eine Katastrophe vermeiden“. Dafür sei es sehr wichtig, die Pflegekammer im politischen Diskurs unüberhörbar zu machen.

Kritik an Pflegekammer: Verdi fordert Vollbefragung aller Pflegekräfte in NRW

Bereits im Vorfeld der Gründung der Pflegekammer hatte es von mehreren Seiten Kritik gegeben. Unter anderem die Zwangsmitgliedschaft hatte auch aus Reihen der Pflegekräfte selbst Proteste ausgelöst. Denn: Alle Pflegefachkräfte in NRW sind automatisch Mitglieder in der Kammer und damit auch verpflichtet, einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Dieser wird zwar bis 2027 durch eine Anschubfinanzierung des Landes über knapp 32 Millionen Euro gedeckt, danach soll sich die Kammer allerdings durch die Mitgliedsbeiträge in Höhe von vorläufig fünf Euro monatlich selbst finanzieren.

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Auch Verdi kritisierte die Gründung der Pflegekammer bereits mehrfach und fordert eine Vollbefragung aller Pflegekräfte über das Fortbestehen der Kammer. Harald Meyer, Sprecher von Verdi NRW, führt aus: „Eine Abstimmung unter allen Pflegekräften würde bei positiver Haltung der Mehrheit der Befragten eine breite demokratische Legitimierung der Kammer bedeuten oder aber für ein Abwickeln der Pflegekammer sprechen“. Aus diesem Grund wünsche sich Verdi vom neu gewählten Vorstand, dass sich dieser für die breite demokratische Legitimierung einsetze.