Essen. Nach der Pandemie-Pause wird in NRW wieder Karneval gefeiert. Wie ein Virologe auf die kommenden Tage blickt und welchen Tipp er Feiernden gibt.

Die Karnevalssession 2023 läuft in ganz Nordrhein-Westfalen auf Hochtouren, nach drei Jahren Corona-Pause darf endlich wieder ausgelassen gefeiert werden. In den Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf werden außergewöhnlich viele Narren erwartet, Menschenmassen gehören hier in den kommenden Tagen zum Alltag. Doch wie hoch ist das Risiko, sich an Karneval mit Grippe, Corona oder anderen Krankheiten anzustecken? Ein Virologe klärt auf.

Ganz entspannt blickt Prof. Ulf Dittmer dieses Jahr auf die Karnevalstage. Eine ungewohnte Situation für den Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Essen, galten Karnevalsfeiern in den vergangenen Jahren als Ansteckungs-Hotspots. So führte eine Karnevalssitzung in Heinsberg vor drei Jahren zum ersten großen Corona-Ausbruch in Deutschland. Dieses Jahr sei jedoch alles anders, erklärt Dittmer. Und das, obwohl derzeit kaum noch Corona-Auflagen gelten: Im Februar wurde zuletzt die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln sowie die Isolationspflicht für Infizierte aufgehoben.

Virologe über Infektionsrisiko: „Für Februar ist die Lage außergewöhnlich entspannt“

Grund für seine gelassene Haltung sind die derzeit allgemein geringen Infektionszahlen in ganz NRW. „Zur Jahreswende gab es sehr viele Infektionen mit Grippe, Corona und dem RS-Virus. Aber seitdem sind die Zahlen stark zurückgegangen und für Februar ist die Lage außergewöhnlich entspannt“. Zwar könnten die Infektionszahlen durch die engen Menschenmassen an den Karnevalstagen wieder steigen, aber „wenn es wenige Menschen gibt, die vorher krank sind, wird es auch weniger Menschen geben, die sich an Karneval anstecken.“

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Ganz so gelassen ist Dr. Axel Gerschlauer, Pressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) nicht, er bezeichnet Karneval als „Paradies für Viren“. Jedoch sieht auch er keine höhere Infektionsgefahr als vor der Pandemie: „Die Woche nach Karneval ist für Kinder- und Jugendärzte oft die arbeitsreichste im ganzen Jahr – das war auch schon vor Corona so.“

Masken an Karneval nur begrenzt sinnvoll

In der Bevölkerung ist die Angst, sich bei Umzügen oder Sitzungen anzustecken, gering. Eine im Dezember 2022 von der Stadt Köln und der Uniklinik Köln durchgeführte „Corona-Surveillance-Studie“ zeigt: Ein Großteil der Menschen (95,3 Prozent) hat keine oder nur noch wenig Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus. Dennoch gaben 43,1 Prozent der Befragten an, Menschenansammlungen zu meiden. An Karneval wird das natürlich schwierig. Hier setzt die Mehrheit auf Eigenverantwortung: 67,5 Prozent sind der Meinung, Risikopersonen seien im Straßenkarneval selber verantwortlich, sich vor Infektionen zu schützen.

Das Tragen von Masken hält Dittmer nur für begrenzt sinnvoll. Im Freien seien Masken unnütz, in geschlossenen Räumen könnten diese schon eher schützen. „Aber wer trägt bei einer Karnevalsparty schon eine Maske? Das wird doch keiner machen“, meint der Virologe. Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, hat er einen anderen Tipp: Die Feiernden sollten darauf verzichten, untereinander Getränke zu teilen. Wer gemeinsam aus einem Glas oder einer Flasche trinke, habe ein hohes Risiko, sich bei infizierten Mitfeiernden anzustecken.