An Rhein und Ruhr. Hitzewellen, Dürre und Hochwasser belasten das Ruhrgebiet. Ruhrverband und Trinkwasserwerke fordern die Politik erneut zum Handeln auf.

„Ohne Ruhr kein Trinkwasser.“ So plump der Satz von Bernd Heinz auch klingen mag, er bringt die Sorge der Wasserwerke an der Ruhr und des Ruhrverbands auf den Punkt. Um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen, wollen sie in trockenen Zeiten weniger Wasser aus den Talsperren ablassen und fordern von der Politik eine gesetzliche Anpassung.

„Seit Jahren eiern wir mit Ausnahmeregelungen herum. Der Klimawandel wartet aber nicht auf lange Abstimmungen von Behörden“, warnt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) beim 49. Ruhrgütebericht.

Hitzewellen und Dürre belasten die Ruhr – und damit die Trinkwasser-Versorgung

Seit bald 14 Jahren regnet es im Ruhrgebiet zu wenig. Alleine der vergangene August war der trockenste und wärmste Monat seit Anbeginn der Wetteraufzeichnung. Die Folge: „Die Talsperren entleeren sich schnell, das Wasser schwindet und das könnte kritisch für die Trinkwasserversorgung werden“, sagt Norbert Jardin, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands.

Insgesamt werden hierzulande 4,6 Millionen Menschen mit Trinkwasser aus der Ruhr versorgt. Dafür waren rund 251 Millionen Kubikmeter Wasser im vergangenen Jahr nötig. Damit diese Versorgung auch in trockenen Perioden sichergestellt werden kann, darf die Ruhr nicht austrocknen. Seit Jahren wird deshalb immer wieder Wasser aus den Stauseen hinzugegeben. 2018 war es sogar so viel, dass der Möhnesee als flächenmäßig größte Talsperre im Sauerland einen historischen Tiefstand verzeichnete – und genau darin liegt das Problem.

Ruhrverband und Wasserwerke wollen Wasser einsparen, um Versorgung sicherzustellen

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Laut Ruhrverband und Trinkwasserwerken wird bisher zu viel Wasser hinzugegeben. Im Ruhrgebiet gibt es keine Wasserspeicher. „Es kommt nur aus den Talsperren“, erklärt Jardin. „Wenn wir dort mehr Wasser einsparen, ist die Versorgung mit Trinkwasser gesichert.“ Deshalb fordert er erneut, dass die gesetzlich festgelegten Wasserabgaben an den Pegeln in Schwerte und Hattingen um drei Kubikmeter pro Sekunde reduziert werden. So könnten 260.000 Kubikmeter Wasser pro Tag eingespart werden.

Bereits vor drei Jahren hatten die Verbände erklärt, dass die Mindestabflüsse gesenkt werden müssen. Die Politik reagierte darauf bisher mit Ausnahmeregelungen. Aber die Verbände fordern eine langfristige Lösung. „Das Ruhrverbandsgesetz muss endlich angepasst werden. Wir wollen Vorsorge und kein Krisenmanagement“, sagt Heinz. Folgt man neuesten Untersuchungen, habe eine solche Änderung auch keine negativen Auswirkungen auf die Wasserqualität.

Wasserqualität der Ruhr ist sehr gut

Laut Ruhrgütebericht ist die Wasserqualität an Ruhr und den Nebengewässern generell sehr gut. 2021 wurde sie an 104 von 107 Messstellen mit gut oder sehr gut bewertet.

Organische Stoffe werden in den Kläranlagen des Ruhrverbandes zu 93 Prozent, Phosphor zu 91 Prozent und Stickstoff zu 75 Prozent aus dem Abwasser entfernt. Damit sind die Reinigungsleistungen besser als im Bundesdurchschnitt. Auch das außergewöhnliche Hochwasser 2021 hatte laut Ruhrverband keine Auswirkungen auf die Wasserqualität.

Trinkwasserversorgung auch im Blackout gesichert

Die Trinkwasserversorgung bedarf viel Strom, weil das Wasser zum Beispiel in die Städte gepumpt werden muss. Dafür gibt es Notstromaggregate. „Sollte es zu einem Blackout kommen, ist Trinkwasser da. Es ist dann vielleicht nur nicht warm, weil die Heizungen in den Wohnungen aus sind“, sagt Heinz.

Bis 2024 wollen Ruhrverband und Trinkwasserwerke außerdem energieneutral wirtschaften. Dafür arbeiten sie mit Photovoltaik, Wasserkraft, Blockheizkraftwerken, Co-Vergärung und mit Strom aus Biogas. Eine Kläranlage in Bochum sei schon energieneutral. In Essen-Kupferdreh und Duisburg starten die Arbeiten bald.