Essen. Der Essener, der seinem Schwager aus Wut heißes Öl ins Gesicht geschüttet hat, muss für fast vier Jahre ins Gefängnis.
Die Wut-Attacke gegen den eigenen Schwager kostet Mehmet C. für einige Zeit die Freiheit. Der 48 Jahre alte Essener hatte sich von dem Verwandten betrogen gefühlt und ihm siedendes Fett ins Gesicht geschüttet. Dafür muss er drei Jahre und neun Monate ins Gefängnis, entschied am Mittwoch das Landgericht Essen.
Richterin Karin Maiberg, Vorsitzende der VII. Essener Strafkammer, zeichnete im Urteil noch einmal die lange Vorgeschichte des Streites nach. Im Essener Stadtteil Altendorf wohnen der Angeklagte und das Opfer mit ihren Familien im selben Mehrfamilienhaus.
Für den Schwager Bürgschaft aufgenommen
Im Jahre 2010 verstanden die beiden sich so gut, dass der Angeklagte bei der Sparkasse Essen für seinen Schwager gebürgt hatte. Der heute 45 Jahre alte Mann hatte für die Gründung eines Restaurants Geld aufnehmen müssen und nicht genügend Sicherheiten aufbringen können. Die Bürgschaft belief sich auf rund 20.000 Euro.
Kein kluger Schritt. Der Schwager ging einige Jahre später in die Privatinsolvenz, 2018 kam deshalb die Sparkasse auf den Angeklagten zu und wollte Geld. Den Schwager ließ das relativ gleichgültig, so empfand es zumindest der Angeklagte. Immerhin ließ dieser sich aber darauf ein, einen Rechtsanwalt einzuschalten, der sich mit der Sparkasse auf eine Restforderung in Höhe von 10.000 Euro einigte.
Wut und Ärger aufgebaut
Im Frühsommer 2021 kam es sogar zu einer Kontenpfändung beim Bürgen, der immer weniger Verständnis für den Schwager aufbrachte. Richterin Maiberg: "In ihm bauten sich Wut und Ärger auf. Er fand das ungerechnet, dass er selbst wegen der Bürgschaft finanziell leiden sollte, der Schwager dagegen mit der Familie Urlaub machte."
So kam es in der Nacht zum 4. Juli zur Attacke. Als der Schwager nachts von der Arbeit nach Hause kam, fing der Angeklagte ihn auf der Treppe ab. In der Hand hatte er einen Becher mit heißem Fett, das er zuvor auf dem Herd zum Sieden gebracht hatte. Das schüttete er dem 45-Jährigen laut Urteil gezielt ins Gesicht, um ihn zu verletzen. Anschließend schlug er noch mit einer Art Schlagstock auf den Mann ein.
Anwalt spricht von familiärer Tragödie
Die Verletzungen sind zwar mittlerweile zum Großteil verheilt, die Sehkraft des Opfers ist aber stark beeinträchtigt. Verteidiger Thorsten Dercar hatte die Tat als familiäre Tragödie bezeichnet, es sei aber kein gezielter Angriff gewesen. Der Angeklagte selbst hatte gesagt, er habe gekocht und das heiße Fett lediglich zur Abwehr in der Hand gehabt. Dercars Antrag auf eine Bewährungsstrafe wollte die Kammer aber nicht folgen.