Bochum. Wegen Corona suchte sich der Kultmusiker Mambo Kurt eine Einnahmequelle und kehrte zurück zur Medizin. Jetzt tourt er auch wieder.

Vor eineinhalb Jahren brachte Corona das berufliche Leben des Kult-Bochumers Mambo Kurt (55) völlig zum Erliegen. Wie bei anderen Musikern auch, fielen von heute auf morgen alle Auftritte aus, Perspektive gab es erstmal keine. Doch Mambo Kurt hatte das Glück, zurück in sein früheres Leben wechseln zu können: in das des promovierten Arztes Dr. Rainer Limpinsel, der sich plötzlich in den Impfzentren unseres Bundeslandes wiederfand.

Heute, gut 16 Monate später, geht es in kleinen Schritten zurück zur Pre-Corona-Normalität: „Mir geht es sehr gut damit, wieder auftreten zu können. Es ist zwar schade, dass die Leute zurzeit nur sitzen dürfen und relativ weit von mir entfernt sind, ich sehe das aber ganz pragmatisch und denke mir: Das ist das meiste, was wir gerade an Live-Event bekommen können.“

„Was darf ich heute Abend alles tun?“

Dass sich quasi von Show zu Show die Bestimmungen ändern, nimmt der Alleinunterhalter ebenfalls locker. „Ich gehe damit so um, dass ich zum Auftrittsort fahre, dort den Bürgermeister suche und frage: ‚Herr Bürgermeister, was darf ich denn heute bei ihnen alles tun?‘ Das klappt ganz gut“, sagt Mambo lachend.

Aktuell plant Mambo Kurt die Zukunft. Eine Sat1-Show steht schon fest in seinem Kalender.
Aktuell plant Mambo Kurt die Zukunft. Eine Sat1-Show steht schon fest in seinem Kalender. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Lachen kann der Bochumer nämlich auch trotz der Corona-Pandemie noch – was unter anderem an einem großen Zufall liegt: „Mich persönlich hat Corona nicht sehr hart getroffen, weil ich für 2020 eh geplant hatte, mehr Urlaub zu machen. Deshalb lag schon ein bisschen Geld an der Seite. Ich war also unabsichtlich gut vorbereitet. Meine Frau und ich haben die Auszeit natürlich zu Hause verbracht, aber meine Oma hat immer gesagt: ‚Urlaub ist eine Frage der Einstellung.‘ Das habe ich mir zu Herzen genommen und auch umgesetzt.“

Auch sein Großvater war ihm immer ein Vorbild, und als das zur Seite gelegte Geld ausging, besann er sich auf dessen Worte und suchte nach Arbeit. „Nun konnte ich in der auftrittsfreien Zeit als Arzt im Impfzentrum tätig sein. Hätte das nicht funktioniert, hätte ich auch Pizza ausgefahren, um irgendetwas zu tun und Geld zu verdienen. Das hat mir mein Opa beigebracht: Man muss auf alles, was einem das Leben entgegen bringt, möglichst flexibel antworten.“

Bessere Laune im Impfzentrum

Aktuell nimmt er deshalb die Auftritte gern an, die es gibt, steht aber auch der Ärztekammer weiter als Impfarzt zu Verfügung. „Impfzentrum ist ein bisschen so wie das Krankenhaus früher, nur, dass alle Menschen dort gute Laune haben.“

Erkannt wurde Mambo trotz seiner Prominenz übrigens fast nie. Selbst ein eingefleischter Fan des Wacken Open Air-Festivals, als dessen Maskottchen der Musiker sich mit Fug und Recht bezeichnen darf, merkte nichts, als er vor ihm saß. „Über Bekannte hatte der Heavy-Metal-Fan erfahren, dass ich an dem Tag in seinem Impfzentrum im Einsatz war, kam extra vorbei und durch Zufall auch in meine Box. Als wir mit dem Aufklärungsgespräch fertig waren, fragte er: ‚Wissen Sie, in welcher Box der Mambo Kurt arbeitet?‘ Das war schon lustig.“

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Impfmarathon in Bochum: Mitarbeiterin Joy Linders verarztet beim musikalischen Doc.
Impfmarathon in Bochum: Mitarbeiterin Joy Linders verarztet beim musikalischen Doc. © privat | privat

Neben der Arbeit als Arzt führte Corona außerdem dazu, dass der Musiker andere, eigentlich längst abgelegte Beschäftigungen wiederentdeckte: Zum einen das Motorradfahren, zum anderen die Arbeit an eigenen Songs. „Früher war ich nur damit beschäftig, als Alleinunterhalter auf der Bühne zu stehen. Da fehlte mir einfach die Zeit für solche Gedanken.“ Seit ein paar Monaten aber nimmt er in seinem Keller eigene Lieder auf und ist dabei Musiker und Produzent in Generalunion. Aktuell sitzt er an den Schlagzeugparts. „Heutzutage kann man sich für relativ wenig Geld eine unglaublich gute Technik kaufen, mit der man alles machen kann. Wenn man heute mit Equipment für 1000 Euro nicht so geil ist wie die Beatles, liegt es also definitiv an einem selbst.“

In Unterhose am Schlagzeug

Am Schlagzeug, sagt Mambo selbstsicher, sei er sogar ziemlich gut, was auch daran liege, dass er es als Orgelspieler gewohnt sei, gleichzeitig Hände und Füße zu nutzen. „Ich habe festgestellt, dass ich am besten spiele, wenn ich nur eine Unterhose anhabe“, gibt er zu und lacht. „Dann spiele ich so gut wie Jon Bonham von Led Zeppelin an einem schlechten Tag.“

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Die Heimorgel wird das Schlagzeug jedoch nicht ersetzen können. Seine eigenen Songs seien reines Hobby, beteuert er, und hätten mit der Kunstfigur Mambo Kurt nichts zu tun. Allerdings konnte es die musikalische Lücke füllen, die entstand, während die drei Orgeln des Musikers in Einzelteile zerlegt waren. Er nutzte die Zwangspause nämlich auch dazu, seine Instrumente einmal komplett auseinander zu bauen, zu reinigen und dann wieder zusammenzusetzen. „Kaum war die große Studioorgel fertig, rief Sat1 an und wollte mich für eine TV-Sendung buchen. Das war echt gutes Timing.“

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Die Aufzeichnungen zu der „Gegenteilshow“, in der Mambo Kurt demnächst zu sehen sein wird, finden im Oktober statt. Außerdem sind noch weitere Auftritte in diesem Jahr geplant.

Und für 2022 ist Mambo Kurt optimistisch: „Ich würde alles darauf wetten, dass es nächsten Jahr wieder Festivals geben wird, wie wir sie kennen. Vielleicht mit Beschränkungen wie etwa 2G – aber es wird sie geben.“

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