Bochum. Seit drei Wochen ist die Gastronomie in vielen Städten wieder geöffnet. Aushilfe Lea Otto erzählt, wie sie die ersten Wochenenden erlebt hat.

Nach einem langen Arbeitstag müde und erschöpft ins Bett fallen – „das tut richtig gut“, sagt Lea Otto, während ihre Schürze in der Sonne trocknet. Am Samstagabend sei es in dem Bochumer Restaurant „Zum Grünen Gaul“, in dem sie arbeitet, zum ersten Mal wieder „so richtig voll“ gewesen. 70 Plätze drinnen, 85 draußen – „alle doppelt besetzt“. Das heißt: „Nach ein paar Stunden müssen wir die Gäste bitten zu gehen“, erzählt die 19-Jährige. Doch weder darüber, noch über lange Wartezeiten oder umgekippte Weingläser beschwerten sich die Menschen in diesen Zeiten: „Alle sind einfach total glücklich, wieder im Restaurant sitzen zu können.“

Ende Mai öffnete die Außengastronomie in vielen Städten im Ruhrgebiet, mittlerweile kann man fast überall auch drinnen essen. „In der ersten Woche hat es jeden Tag geregnet“, erinnert sich Lea an frierende Gäste unter großen Schirmen. Mittlerweile ist das Wetter besser, die Stimmung aber nicht weniger gut: „Das merkt man am Trinkgeld“, sagt die Jura-Studentin und lacht. Auch sie sei froh, an den Wochenenden nicht mehr zuhause sitzen zu müssen: „Es ist total schön, wieder arbeiten zu können.“

Maske tragen und Speisekarten desinfizieren ist für Aushilfskraft Lea Otto „völlig normal“.
Maske tragen und Speisekarten desinfizieren ist für Aushilfskraft Lea Otto „völlig normal“. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Vor ihrem ersten Arbeitstag habe Lea allerdings „schon etwas Respekt“ gehabt. „Meine allererste Schicht war direkt an einem Samstagabend.“ Seit der Schließung im vergangenen November sei die Außenterrasse erweitert worden, einige Tischnummern seien hinzugekommen. Auf der Karte stünden neue Gerichte, all die verschiedenen Weine und Cocktails müsse sie als Servicekraft eigentlich kennen. „Die Menschen sind aber alle super verständnisvoll“, sagt Lea. „Und ich war erstaunlich schnell wieder drin.“

Zum Grünen Gaul in Bochum: „Wir haben keinen einzigen an der Pandemie verloren“

Im Februar 2020, einen Monat bevor die Pandemie zu uns herüberschwappte, begann Lea Otto ihren Job als 450-Euro-Kraft. Maske tragen, Zettelchen ausfüllen und Speisekarten desinfizieren – „Ich kenne eigentlich gar nichts anderes“, sagt die 19-Jährige. Trotz der kurzen Zeit habe sie ihren Job behalten und sei in den folgenden Monaten der Schließung – wie alle anderen Aushilfen im „Grünen Gaul“ – zu einem Teil weiter bezahlt worden.

„Wir haben keinen einzigen an die Pandemie verloren“, ist Betriebsleiterin Jana Steffan froh. Laut Hotel- und Gaststättenverband lief es nicht überall in NRW so glimpflich ab. Zwei Mädels hätten in den vergangenen Monaten in dem Bochumer Restaurant gekündigt – aber nur, weil sie mittlerweile mit ihrem Studium fertig seien. „Wir hatten echt Glück“, sagt auch Lea Otto. „Ich habe einige Freundinnen, die in der Gastronomie gearbeitet haben.“ Die allermeisten hätten sich einen neuen Nebenjob suchen müssen.

Nun freut sich Lea, wieder „ein verlässliches Gehalt“ auf dem Konto zu haben – auch wenn das bedeutet, dass sie nach langer Schicht früh morgens wieder zur Vorlesung vor dem Laptop sitzen muss. „Ich glaube, es gibt keinen bei uns, der nicht froh ist, wieder arbeiten zu können.“