Essen/Gladbeck. Das Gladbecker Modelabel Grubenhelden hat einen Mitbewerber abgemahnt, weil der das Symbol Schlägel & Eisen auf seine Mode stickt und abkupfere.

Gelsenkirchen, Gladbeck und viele andere Bergbaustädte in Deutschland tragen es im Stadtwappen, es gehört zum „Glückauf“ wie die Currysauce zur Wurst: Nun hat sich das Gladbecker Modelabel Grubenhelden sowohl die Wort- als auch die Bildmarke „Schlägel & Eisen“ schützen lassen – sowohl beim Deutschen Marken- und Patentamt als auch beim Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum, EUIPO.

Zu spüren bekommen hat das Ende Januar das junge Essener Modelabel „Koks und Kohle“, dem auch wegen der Verwendung des Schlägel & Eisen-Logos eine Abmahnung ins Haus flatterte. Darin wirft das Gladbecker Modelabel dem Konkurrenten unlauteren Wettbewerb vor. So würden nahezu alle Produkte der Essener – darunter Shirts, Hoodies und Gürtel – mit Schlägel&Eisen-Symbol bestickt. Darüber hinaus werfen die Grubenhelden den Mitbewerbern vor, ihre Idee der modischen Erinnerung an den Bergbau zu stehlen.

„Das Symbol ist allgemeines Kulturgut und sollte von jedem verwendet werden dürfen“

Felix Bräuer (22) und Tim Köster (25), die „Koks und Kohle“ im vergangenen Sommer als Onlineshop an den Start brachten, können die Kritik nicht nachvollziehen und haben ebenfalls einen Anwalt eingeschaltet. Sie stören sich vor allem daran, dass die Grubenhelden das Exklusivrecht für Schlägel&Eisen für sich beanspruchen: „Das Symbol ist in unseren Augen allgemeines Kulturgut und sollte von jedem verwendet dürfen.“ Um die Löschung der Marke im EU-Register durchzusetzen, würden sie sogar vor Gericht ziehen, kündigen die beiden Jungunternehmer an.

Dass das Zeichen in Wort und Bild überhaupt eingetragen wurde, können die beiden ebenso wenig nachvollziehen wie ihr Anwalt, Thomas Engels, der sich auf gewerblichen Rechtsschutz spezialisiert hat. Schließlich stehe das Symbol international für den Bergbau, nicht nur im Ruhrgebiet.

Grubenhelden beschwichtigen, man beurteile „den Einzelfall nach Augenmaß“

Auf Anfrage bei EUIPO heißt es dazu lediglich, dass man sich zu Einzelfällen nicht äußere. Bei der Suche in der Datenbank des europäischen Markenamts ist das Schlägel & Eisen-Logo als Bildmarke unter der Nummer 018203974 registriert. Als Inhaber wird dort Matthias Bohm aufgeführt, Geschäftsführer der Grubenhelden.

Auf die Frage, ob nun alle Vereine, Verbände und Unternehmen mit Schlägel&Eisen im Logo mit Abmahnungen rechnen müssen, winkt Bohm beschwichtigend ab. So sei die Grubenhelden GmbH Lizenznehmerin diverser Marken mit dem Bezug zum Symbol „Schlägel & Eisen“ nebst etwaigen Abwandlungen sowie zudem Inhaberin unterschiedlicher Designrechte. „Zur Erhaltung der Rechte ist die Durchsetzung von Ansprüchen gegen Dritte nach dem Gesetz geboten und erforderlich. Dabei wird jedoch mit Augenmaß der Einzelfall beurteilt. Derzeit werden allein Ansprüche gegen die Betreiber von „Koks und Kohle“ geltend gemacht“, heißt es auf Anfrage bei dem Gladbecker Unternehmen.

Über die Bedeutung von Schlägel&Eisen

Im 1936 erschienenen Standardwerk „Der Kumpel“ von Otto Dünnbier widmet sich ein ganzes Kapitel dem „Schlägel&Eisen“. Darin heißt es unter anderem: „Der Eingeweihte weiß, dass eine viele Jahrhunderte umspannende Tradition an dieses schlichte Zeichen geknüpft ist, zurückgreifend in die ersten Anfänge des Bergbaus in unserem Lande. Er weiß, dass unsere bergmännlichen Vorfahren die beiden Geräte (...) aussonderten, ihnen einen tiefen Sinn beimaßen, die zum Wahrzeichen des Bergbaus und der Bergleute erkoren, Ausbrut seines zünftigen Wesens und - mehr noch - die zum herrlichen Symbol ihrer unantastbaren Berufsehre und Berufstreue erhoben.“

Tatsächlich waren Schlägel und Eisen über Jahrhunderte die einzigen Werkzeuge, um Stollen und Schächte zu graben.

Zahlreiche dem Bergbau verbundene Städte in Deutschland tragen Schlägel&Eisen in ihrem Wappen. Auch Fußball-Bundesligist Schalke 04 drückt auf unzähligen Fanartikeln mit dem Symbol seine Verbundenheit zum Ruhrgebiet und seiner Geschichte aus.

Wie es in einem am Freitag veröffentlichten Statement der Grubenhelden heißt, seien die "Rechte zum Erhalt eigener Werte" gesichert worden. Demnach sei weltweit 990 Mal ein Markenschutz für das Logo "Schlägel & Eisen" beantragt worden. "Um sicher mit dem Logo arbeiten zu können, war es für uns damals notwendig, ebenfalls Rechte zu erwerben und Lizenzen zu sichern." Es gehe den Grubenhelden keineswegs darum, generell die Nutzung von "Schlägel & Eisen" zu verbieten.

Die Nutzung beispielsweise in einem Stadtwappen würde weder durch die bei der Grubenhelden GmbH gehaltenen Rechte eingeschränkt, noch sei dies eine markenmäßige Nutzung. „Eine beschreibende Nutzung unterfällt ebenfalls nicht dem Markenrecht und würde daher keine Rechte verletzen“, heißt es weiter seitens der Grubenhelden.

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Dort stört man sich offenbar besonders an der ähnlich erzählten Geschichte der Konkurrenz: So wurden etwa auch die Models von Koks und Kohle vor Zollverein-Kulisse abgebildet und bedient man sich beim Bewerben der Kollektion ebenso typischen „Malocher-Attributen“ und der dazugehörigen Sprache. „Die Ansprüche begründen sich eindeutig auf einer tiefergehenden, nicht nur in einem, sondern in vielen Punkten vorhandenen Übereinstimmung des Markenauftritts der abgemahnten Firma mit der unseren“, teilen die Grubenhelden mit. Andere Firmen, die Schlägel&Eisen ebenfalls verwenden, brächten „eine eigene Firmenphilosophie“ und kupferten nicht einfach ab, argumentiert Matthias Bohm. Dennoch könnte er weitere Mode-Firmen abmahnen, wenn sie ihm zu nah an der eigenen Firmen-Philosophie sind.

„Die Bergbaugeschichte gehört niemandem allein“

„Die Bergbaugeschichte gehört niemandem allein, auch nicht deren markenmäßige Nutzung“, sagen hingegen Bräuer und Köster, die auf unzählige Labels verweisen, die Schlägel&Eisen ebenfalls verwenden – darunter unter anderem Pottliebe, Pottpeople, Pottitüde, Ruhrverliebt und Kohlekinder.

Tim Köster gründete gemeinsam mit Felix Bräuer „Koks und Kohle“.
Tim Köster gründete gemeinsam mit Felix Bräuer „Koks und Kohle“. © Koks und Kohle

Bräuer und Köster kennen sich über ihre gemeinsame Leidenschaft für Rot-Weiss Essen, sind beide in der Ruhrgebietsstadt aufgewachsen. Bräuer macht zurzeit seinen Meister als Gas-Wasser-Installateur, Köster arbeitet als IT-Berater. Mit dem Modelabel „Koks und Kohle“ wollen sich die beiden ein zweites Standbein aufbauen: „Wir hatten schon länger die Idee von Koks und Kohle im Kopf. Es gab in dem Bereich schon vieles aber nichts Schlichtes ohne Schnörkel“, erklärt Köster die Idee. Dass man einfach bei den Grubenhelden abkupfere, will Köster so nicht stehen lassen: „Wir setzen unsere eigene Idee um, die von unserer Heimatverbundenheit getrieben ist.“ Auf diese Geschichte könne man keinen alleinigen Anspruch erheben, ist der 25-Jährige überzeugt.

Entschieden wird der Streit am Ende möglicherweise vor Gericht: Beide Parteien haben bereits angekündigt, ihre Rechte zur Verwendung des traditionsreichen Symbols juristisch durchsetzen zu wollen.