Marl. Im Marler Stern hat das „Fashion Outlet Marl“ teileröffnet. Aus zehn Läden sollen bis Sommer nächsten Jahres 90 werden. Andere sollen weichen.

Der rote Teppich hat seine Lücken. Als das neue „Fashion Outlet Marl“ am Donnerstag eröffnet, reicht er im Obergeschoss des Einkaufszentrums „Marler Stern“ vom Ladenlokal Bruno Banani bis zu Riedel, setzt dann aus vor Tedi und einem Leerstand, reicht dann wieder von Puma bis Kabooki, fehlt vor Porst und einem weiteren Leerstand, um vor Toni nochmals kurz aufzuleben als roter Zwei-mal-zwei-Meter-Flecken.

Stückwerk also, man kann aber auch „Pre-Opening“ sagen, Voreröffnung, wie es die Betreiber viel lieber tun. Und natürlich ist der Teppich in Signalfarbe ein wenig subtiles Zeichen, wer zum neuen Fabrikverkauf gehört und wer nicht. Mit Tedi etwa, sagt Kristofer Jürgensen, stehe man in Verhandlungen, „ob für den Betrieb nicht ein Platz im Erdgeschoss besser ist“.

Marler Stern: Im Erdgeschoss Einkaufszentrum, im Obergeschoss Fabrikverkauf

Auch hier gilt: Die Zahl der Kunden ist begrenzt, die zugleich im Laden sein dürfen.
Auch hier gilt: Die Zahl der Kunden ist begrenzt, die zugleich im Laden sein dürfen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Jürgensen ist Geschäftsführer der „Outlet Evolution GmbH“, die hier nämlich Folgendes vor hat: Das Erdgeschoss bleibt Einkaufszentrum, der erste Stock wird reiner Fabrikverkauf, der erste im Ruhrgebiet überhaupt. Die Teileröffnung sei auf Wunsch der Marken erfolgt: „Sie haben coronabedingt sehr viel Ware.“

70 bis 90 Läden soll es insgesamt hier geben, die nach und nach einziehen, die Kompletteröffnung ist für den Sommer 2021 vorgesehen. Und der Schwerpunkt ist Mode: Der angejahrte, aber dann durchrenovierte Marler Stern (46) wäre wieder ein attraktiver Anzieh-Punkt.

„Ich hoffe, dass das einschlägt, das sieht ja schon ganz nett aus“

Am Donnerstagmorgen hat man schon so eine Ahnung. Vor einer dicken schwarzen Absperrkordel sammeln sich schon vor der Zeit die Leute, vielleicht 90 Frauen und genau sechs Männer. „Ich hatte Langeweile, meine Freundin Conny hat angerufen und gesagt, komm, wir gehen da mal hin“, sagt Ursula. Nun stehen sie da und warten. Erster Eindruck? „Ich hoffe, dass das einschlägt. Das sieht ja schon ganz nett aus.“

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Markenfirmen verkaufen in so einem Center direkt, Überproduktion oder Ware aus der alten Kollektion, mit deutlichen Nachlässen. „BH’s ab 5 Euro“ steht zu lesen, „3 Teile kaufen 2 Teile zahlen“ oder „Zusätzlich 30 Prozent auf alle reduzierten Artikel“. Mit Nachlässen „bis zu 70 Prozent“ wirbt das ganze Center, der Teufel steckt natürlich im „bis zu“ – drei Prozent beispielsweise wären auch „bis zu“ 70.

Männer sitzen nach wenigen Minuten komplett erschöpft in der Passage

Wie immer bei solchen Eröffnungen, gibt es in den letzten Minuten zuvor noch viel zu sehen; vielleicht nicht hundertprozentig das, was die Wartenden sehen wollen. Bei Riedel stellen Verkäuferinnen Weingläser ins Schaufenster, bei Bassetti kommt noch Wechselgeld in die Kasse, Techniker hängen Firmenschilder auf. Eiliger Abgang Putzmann mit Wischmopp, Aufzug zweier Arbeiter mit großen Lorbeerbäumen in Kübeln.

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„Wann machen die eigentlich auf?“, fragt man sich im Publikum. Naja, Punkt 10: Von den 90 Leuten bilden gefühlte 85 eine Menschentraube vor Lindt, wo es für die ersten 100 Kunden 200 Gramm Süßigkeiten gratis gibt. Danach normalisiert sich das Bild: Frauen bummeln, gucken, kaufen, Männer sitzen nach wenigen Minuten komplett erschöpft in der Passage.

Acht Millionen Menschen wohnen im Umkreis von einer Autostunde

Und die Kunden werden mehr. „Ich war zuletzt nicht mehr so oft in Marl, aber vielleicht ändert sich das ja wieder“, sagt eine Frau aus Herten. Andrea Wilken aus Dülmen fehlen noch „Geschäfte für junge Leute“, aber was sie sieht, gefällt ihr: „Das ist optisch sehr nett gemacht.“

Kristofer Jürgensen ist Geschäftsführer der „Outlet Evolution GmbH“, die das „Hanse Outlet“ bei Rostock und mehrere kleinere betreibt.
Kristofer Jürgensen ist Geschäftsführer der „Outlet Evolution GmbH“, die das „Hanse Outlet“ bei Rostock und mehrere kleinere betreibt. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Kristofer Jürgensen, der das alles hier aufbaut, kam auf Marl wegen des Einzugsgebietes: Im Umkreis einer Autostunden wohnen acht Millionen Menschen, halb Nordrhein-Westfalen fast, und das komplette Ruhrgebiet. Nach seinen Vorstellungen soll Marl der größte Fabrikverkauf in NRW werden und der neuntgrößte in Deutschland.

Befürchtungen in Gelsenkirchen: Kunden werden abwandern

Im Rathaus gegenüber freut sich Marl auch ganz offiziell über die Entwicklung des einstigen Problem-Centers: Noch bis zum 20. September erleuchten sie abends ihre Innenstadt aus eröffnetem Anlass mit 500 bunten Lichtern. In der weiteren Nachbarschaft nimmt die Freude aber deutlich ab.

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Etwa bei dem CDU-Ratsherrn Werner Wöll aus Gelsenkirchen: „Uns fehlt die Fantasie, dass die Eröffnung keine Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Gelsenkirchener, insbesondere derjenigen aus Buer haben wird. Dafür ist die Entfernung einfach zu gering.“ Buer ist 20 Minuten von hier – und die Marler Eröffnung von Puma und Blank in wenigen Wochen wie eine Drohung.