Duisburg. . Bei der Diskussion über „Plan B“ in der City herrscht Einigkeit: Kreativität ist gefragt. Ein Gast malt eine düstere Zukunft für die Altstadt.
"Wie ist der Plan B für die Innenstadt?“ Die Frage, die der Marketing-Club Duisburg-Niederrhein nun in der Liebfrauenkirche diskutieren ließ, war aktueller denn je. Das Podium war mit Lars Hoffmann, Vorsitzender des Einzelhandelverbandes Duisburg-Niederrhein, Frank Oberpichler, der die Initiative gegen das Outlet „Ja für Duisburg“ angeführt hat und Andree Haack, Wirtschaftsdezernent der Stadt, und Oberbürgermeister Sören Link paritätisch mit Outlet-Befürwortern und Gegnern besetzt; wobei Haack vor einem Jahr noch für die Industrie- und Handelskammer in Krefeld tätig war und in dieser Funktion das Outlet kritisch begleitet hat.
Die Ideen der Stadt
Neue Argumente wurden kaum ausgetauscht. Dass man kreativer werden müsse, um Leute in die Stadt zu locken und auch die Aufenthaltsqualität steigern müsse, darauf konnten sich alle einigen. Mehr Feste oder kleinere Veranstaltungen könnten so ein Anziehungspunkt sein. Frank Oberpichler verweist auf den Markt, der jüngst in der Königsgalerie stattgefunden hat. „Da waren 10.000 Personen im Center unterwegs, das war der beste Wert seit langem. Auch Gastronomie soll helfen, dass die Stadt belebter wird. Außerdem müsse mehr Kaufkraft nach Duisburg gezogen werden – etwa durch neue Wohnbauprojekte im Süden oder im Mercatorquartier. Um die City unverwechselbarer zu machen, müssten außerdem kreative Geschäftsleute passende Sortimente anbieten. Eine Ecke, in der das gut funktioniere, sei die Wallstraße. Die Altstadt rund um die Münzstraße solle ein Kreativquartier werden.
Die Sicht von außen
Davon ist das Viertel allerdings noch weit entfernt. Dr. Joachim Bürger, Marketing-Experte und Geschäftsmann in Essen, analysiert die Lage der Altstadt schonungslos. „Vor drei Jahren war ich an einem Ladenlokal interessiert. Ich fand das Umfeld gegenüber des Knüllermarktes interessant.“ Gescheitert sei es allerdings am Vermieter, der sich nicht auf eine umsatzorientierte Staffelmiete einlassen wollte. „Heute bin ich froh, dass es nicht geklappt hat.“ Ein Gradmesser für eine erfolgreiche Innenstadt sei für ihn, wie viele Menschen mit Einkaufstaschen zu sehen sind. „Das waren nicht viele.“ In Richtung Verwaltung und Politik diktierte er: „Sie brauchen einen Guru. Jemanden, der an die Stadt glaubt.“
Das sagen die Händler
„Ganz so schwarz sehe ich das nicht. Wir haben die letzten drei Jahre ganz gut überstanden und den Platz immer wieder belebt. Und auch der Netto wird neue Frequenz in die Altstadt bringen“, glaubt Petra Manoah, Geschäftsführerin des Knüllermarkts. Lars Hoffmann, Chef des Fachgeschäfts „City Elektronicer“, wird der Altstadt indes den Rücken kehren und zur Heuserstraße ziehen. „Seitdem das Loch an der Steinschen Gasse ist, sind immer weniger Leute zu uns in die Altstadt gekommen.“ Sein neues Geschäft wird außerdem eine fest installierte Bühne haben. Schon jetzt hat er bei sich Konzerte veranstaltet, um die Kunden zu locken.
Simone Stein, die vor einem Jahr das kleine Kräuter-Fachgeschäft „Rosa Alba“ mit ihrem Mann eröffnete, schließt nun wieder. „Das hat mehrere Gründe. Zum einen hat unsere Idee nicht funktioniert. Unsere Spezialität sind frische Kräuter, die wir im Geschäft aber kaum ausstellen konnten, weil die Belüftung nicht funktioniert.“ Außerdem hätte sie mehrfach moniert, dass auch außerhalb der Anlieferungszeiten regelmäßig Autos über die Münzstraße fahren und die Passanten verscheuchten. Beim Ordnungsamt sei ihnen gesagt worden, dass man nur für den ruhenden Verkehr zuständig sei. „Da werden von Seiten der Stadt die Augen für die Kleinigkeiten verschlossen.“
Silke Heimsoth, Betreiberin des Sex-Shops Pussy Pleasure, hat schon seit Jahren Erfolg mit ihrem Konzept, obwohl sie etwas versteckt in der Schmalen Gasse liegt. „Ich habe mein Sortiment der Kaufkraft angepasst und biete auch günstigere Artikel an.“ Die Frauen und Männer, die zu ihr kommen, wünschten sich eine gute Beratung. Ein Kunde von auswärts habe ihr aber auch erzählt, wie dreckig er die City an einigen Ecken finde. „Ich bekomme für mein Geschäft positive Rückmeldung. Und so etwas gibt es in umliegenden Städten nicht.“ Bei den Genehmigungen seien die Mitarbeiter der Stadt übrigens hilfreich und aufgeschlossen.
Ähnliche Erfahrungen hat auch Janna Klatt gemacht. „Als wir Genehmigungen brauchten, waren die meisten begeistert“, die mit Dominik Förderer die Bierbude an der Wallstraße eröffnete. Dennoch sei die eine oder andere Sache schwierig gewesen. „Aber wahrscheinlich ist das aufgrund der Regeln nicht anders möglich.“ Die Wallstraße biete ein schönes Umfeld. „Allerdings sind die Gebühren, die man zahlen muss, wenn man Tische nach draußen stellt, ziemlich heftig. Vielleicht könnte die Stadt Gründer in solchen Fragen mehr unterstützen.“
Sebastian Heider vom Ćafé Evergreen sagt: „Die Wallstraße war früher ziemlich tot. Sie hat sich aber dank der vielen kleinen Geschäfte wieder belebt.“ Die Händler haben die Wende aus eigener Kraft geschafft.