Ruhrgebiet. Corona-Fälle ziehen Grundschulen schon wieder leer: Warum manche Schulen nur einzelne Klassen in Quarantäne schicken und andere ganz zumachen.

Zehn Tage nach ihrer Öffnung und nur drei vor den Sommerferien leeren sich die Grundschulen schon wieder. Wegen meist einzelner Corona-Infektionen schickten die Gesundheitsämter Klassen oder ganze Jahrgänge nach Hause, andere Schulträger schlossen die Schulen ganz. Und Eltern lassen ihre Kinder aus Sorge zuhause.

Meist ist es nur ein Kind in einer Klasse, eine Lehrerin oder die Mitarbeiterin des Offenen Ganztags. In Duisburg aber klagten zu Wochenbeginn gleich 18 Kinder der Abteischule über Corona-Symptome. Zuvor war bereits ein Elternteil zweier Kinder positiv auf das Virus getestet worden. Am Dienstag rückte das Gesundheitsamt zum Testen an, die ganze Grundschule in Hamborn wurde geschlossen.

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Dortmund schließt wegen Corona-Fällen zwei Grundschulen komplett

Auch in Dortmund sind zwei Grundschulen seit dem Wochenende komplett dicht: Nachdem sich eine Lehrerin und eine Mitarbeiterin infiziert hatten, schlug die Libellen-Schule in der Nordstadt Alarm. Als noch ein dritter, davon unabhängiger Fall bekannt wurde, schloss das Gesundheitsamt in Absprache mit der Schulleitung die ganze Grundschule. Zeugnisse gibt es für die Viertklässler nun per Post, alle anderen können sie sich in der letzten Ferienwoche abholen.

An der Graf-Konrad-Grundschule in Dortmund-Eving wurde zwar lediglich ein Kind positiv getestet. Trotzdem ist nun die ganze Schule zu: Die Kontaktpersonen konnten, erklärt Schuldezernentin Birgit Zoerner, nicht eingegrenzt werden. Eigentlich seien durch die neuen Regeln aus Düsseldorf, die seit dem 15. Juni gelten, Neu-Infektionen ausgeschlossen: Die Klassen bleiben im Verband, gehen zeitversetzt zum Unterricht, es sollten „keine Querkontakte“ möglich sein. Aber auf Nachfrage an der Graf-Konrad-Schule habe sich ergeben, so Zoerner, dass Zusammentreffen der Kinder etwa bei Toilettengängen und gemeinsamem Spielen auf dem Hof „nicht so übersichtlich gewesen seien wie sie sein müssten“. Eine Schließung von lediglich Teilen der Schule hätte deshalb „ein erhebliches Risiko“ bedeutet.

Vater hält sich nicht an die Quarantäne

Andere Schulen im Ruhrgebiet gehen da weniger restriktiv vor: In Mülheim musste die vierte Klasse der Martin-von-Tours-Grundschule in Quarantäne, nachdem die beiden Kinder eines infizierten Mannes trotz dessen Diagnose die Schule besucht und dort offenbar ein Kind angesteckt hatten. „Der sorglose Vater hat das Problem ausgelöst“, erklärte ein Stadtsprecher. „Aufgrund der Neuregelung des Ministeriums sind die Abstandsregeln in den Grundschulen abgeschafft worden, wodurch Ihr Kind nun als Kontaktperson gilt“, heißt es in einem Schreiben der Behörde an 18 betroffene Familien. Die Geschwisterkinder dürfen keine Kita und keine Grundschule besuchen.

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Weitere Ansteckungen sind „nicht anzunehmen“

In Bochum hat die Infektion von sieben Personen einer Familie seit dem Wochenende weitreichende Folgen: Alle 25 Schülerinnen und Schüler einer zweiten Klasse der Weilenbrink-Grundschule sowie zwei Lehrerinnen stehen nun unter Quarantäne. Schuldezernent Dietmar Dieckmann betont, der übrige Schulbetrieb könne nach Einschätzung des Gesundheitsamts zunächst weiterlaufen: Bei Einhaltung der Regeln seien weitere Ansteckungen „nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand nicht anzunehmen“. Trotzdem spricht Schulleiterin Barbara Appelhoff von einer „großen Verunsicherung“ der Eltern.

Das ist auch anderswo so: Nach zwei Corona-Fällen an der Josefschule in Wanne-Eickel hatte die Stadt Herne die Schüler und Lehrer von zwei Klassen unter Quarantäne gestellt. Regulärer Unterricht ist dort aber trotzdem kaum mehr möglich: Fast alle Eltern lassen ihre Kinder zu Hause, sie seien „sehr besorgt“. „Die Angst in der Elternschaft ist sehr groß“, bestätigt Schulleiter Robert Faber.

Zeugnisse gibt es durch den Schulzaun

An Gladbecks Lamberti-Schule erschienen schon am Montag nur wenige Schüler zum Unterricht, am Dienstag schon nur noch vier. Dort waren am Freitag zwei Corona-Fälle bekannt geworden. „Viele Eltern haben Angst“, sagt Rektorin Cäcilia Nagel, die Ganztagsbetreuung schloss ganz. Inzwischen wurde entschieden: Die Zeugnisse werden am Ende der Woche am Schulzaun übergeben. Auf einem Tisch am Tor müssen Eltern durch die Torstäbe den Erhalt quittieren. Nagel: „Wem das noch zu risikoreich ist, kann das Zeugnis nach den Sommerferien abholen.“