Ennepe-Ruhr. Die Leiterin der Biologischen Station im EN-Kreis erklärt, wie Gärten oder Balkone mit wenig Wasser und welchen Pflanzen umweltfreundlich bleiben
Auch wenn es zuletzt ein bisschen Regen gab, im Boden ist davon nicht viel angekommen. Es ist zu trocken, auch in diesem Jahr, weiß Britta Kunz, Leiterin der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis. Das sei auch in den Gärten oder an der Bepflanzung auf dem Balkon zu spüren. Der Rasen wird braun, Blumen und Gemüse müssen mehr als sonst gegossen werden, um nicht zu vertrocknen. Die Naturexpertin erklärt, wann es vertretbar ist, Blumen und Sträucher zu wässern?
Nahrungsgrundlage erhalten
Auch interessant
Gießen oder nicht – eine nicht einfach zu beantwortende Frage. Gärten und Grünflächen haben eine besondere Bedeutung für die Artenvielfalt und für das Klima in den Städten. Wenn man nicht gießt und die Sträucher und krautigen Pflanzen vertrocknen, nimmt man den Insekten und damit auch den Vögeln, die sich von Insekten ernähren, eine Nahrungsgrundlage. Und viele Vögel sind im Herbst auf die Früchte und Samen der Kräuter und Sträucher angewiesen.
Bepflanzung anpassen
Langfristig macht es Sinn, die Bepflanzung des Balkons, der Terrasse oder des Gartens an den Klimawandel anzupassen und möglichst klimaschonend zu gärtnern. Das heißt nicht unbedingt, die Zahl der zu gießenden Pflanzen zu reduzieren, damit verringert man das Nahrungsangebot für Insekten und Vögel.
Verdunstung reduzieren
So kann man den Wasserverbrauch verringern: Wind reduzieren. Denn Wind steigert die Verdunstung der Pflanzen und damit den Wasserverbrauch. Bäume und Sträucher an der Nord- oder Westseite eines Gartens sind ein guter Windschutz. Die Gehölzarten sollten an den Standort angepasst sein. Für trockene Standorte eignen sich unter anderem Vogelbeeren und Feldahorn gut, als Sträucher eignen sich Schlehen oder Sanddorn.
Selbst wer nur eine Hecke anlegt, kann die Windgeschwindigkeit um die Hälfte absenken und damit die Verdunstung um gute zwanzig Prozent senken. Auf Balkon oder Terrasse hält eine Wand aus Kletterpflanzen, wie zum Beispiel Clematis, den Wind ab.
Noch wenig bekannt sind sogenannte „Kraterbeete“. Diese spezielle Beet-Form ist in mehrere Zonen unterteilt und besonders für den Gemüseanbau im Garten geeignet. Bei Kälte ist es im Inneren des Kraters wärmer als außerhalb und bei Hitze durch die Verdunstung im feuchteren Krater kälter als außen. Mehr Information gibt auf der Internetseite des Nabu, Stichwort „Kraterbeet“
Standortgerechte Pflanzen
Bio-Station hilft weiter
Die Leiterin der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis, Britta Kunz, beantwortet Fragen der Bürger rund um die Natur.
Erreichbar ist sie per E-Mail unter info@biologische-station.de und per Post an Biologische Station im EN-Kreis, Loher Straße 85, 58256 Ennepetal.
Viele Tipps und Infos gibt es auch im Internet unter www.biologische-station.de
Auch eine Mischkultur aus sich ergänzenden Zier- und Nutzpflanzen spart Wasser und Arbeit. Für Zierpflanzen gilt: standortgerechte Pflanzen auswählen, die mit den Bedingungen vor Ort zurechtkommen. In die pralle Sonne gehören nur „sonnenhungrige“ Pflanzen. Am besten natürlich einheimische Wildblumen, ebenso für einen sonnigen Garten gut geeignet sind mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Salbei und Lavendel. Lässt man sie blühen, freuen sich die Insekten.
Erde statt Steinwüsten
Wer seinen Gartenboden unbefestigt lässt, hilft mit, dass Regenwasser ins Grundwasser sickern kann. Zusatzeffekt: die Erde heizt sich nicht so schnell auf, wie Asphalt oder Schotter. „Steinwüsten“ heizen sich an sonnigen Tagen stark auf und bieten nur wenigen Lebewesen Raum.
Dabei machen sie mehr Arbeit, als angenommen: Blätter fallen in die Ritzen, werden zu Humus und schon siedeln sich dort Gräser und Kräuter ungewollt an, die nach und nach die Steine überwachsen. Moos wächst auch gerne auf den Steinen, es sei denn, sie werden regelmäßig gereinigt. Oft kommt dafür dann die chemische Keule zum Einsatz.