Unna. Straßen NRW testet ein neues Verfahren, damit Autobahnbaustellen schneller voran kommen: Bei Unna entsteht eine A1-Brücke aus Halbfertigteilen.
Kein Durchkommen mehr am Afferder Weg in Unna, rot-weiße Absperrungen, Baustellenschilder. Von der Autobahnbrücke hängen Betonbrocken etwas bedrohlich herab, gerade noch gehalten von verbogener Armierung. Oben schiebt sich der Strom aus Autos, Bussen und Lkw an schwerem Gerät vorbei, das die Fahrbahn aufbricht. Sieht aus wie eine x-beliebige Autobahnbaustelle, ist aber in Wahrheit ein Experiment.
Denn diese A1-Brücke kurz hinter Dortmund wird die erste Autobahnbrücke in Nordrhein-Westfalen, die auch mit Halbfertigteilen gebaut wird. Das soll die Kernbauzeit (die Bauzeit mit Verkehrsbehinderung) um 180 Tage verkürzen, um 40 Prozent, hofft der Bauherr, der Landesbetrieb „Straßen NRW“.
Die Vorläufer waren immer Brücken, die über Autobahnen führen
Weil Baustellen und Staus (neben Grünschnitt und Staus) die größten Aufreger auf Autobahnen sind, „suchen wir ständig nach neuen Wegen, die Bauzeit und damit die Zeit der Beeinträchtigungen für die Verkehrsteilnehmer soweit wie möglich zu verkürzen“, sagt die Straßen NRW-Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek.
Erprobt worden ist Ähnliches bisher nur an Brücken, die über Autobahnen führen, erstmals im Sommer 2018 in Hagen: Das Brückchen entstand in nur 100 Tagen. Träger aus Stahl, alles andere – Fahrbahnplatten, Widerlager, Brückenkappen – kam als Fertigteil aus dem Betonwerk. Bis zu 40 Meter lange Teile, bis zu 30 Tonnen schwer, vor Ort montiert. Da verbietet sich eigentlich der ewige Vergleich mit Lego, bei der Größe reden wir von Duplo.
Brückenhälfte in Fahrtrichtung Dortmund ist fertig, nun folgt Münster
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Bei der Brücke in Unna geht man jetzt eigentlich einen Schritt zur Seite: Setzt zum Teil auf Fertigteile, betoniert aber zum Beispiel die Widerlager doch an Ort und Stelle, damit wirklich alles passt. „Dadurch sind wir etwas flexibler“, sagt Franz-Josef Fischer, „Projektleiter Brückenbau“ bei Straßen NRW.
Die halbe Autobahnbrücke in Fahrtrichtung Dortmund ist seit dem letzten Wochenende fertig. Sie muss aber gerade allen Verkehr bewältigen, auch den nach Münster, mit dessen Brückenhälfte sie jetzt beginnen.
Am Ende steht ein Regelwerk für Brücken-Bausteine
Dabei geht das eigentliche Ziel hinaus über diese eine Brücke. Es heißt: Einfacher ist schneller. Deshalb soll es nach den Unnaer Erkenntnissen ein Regelwerk für Brücken-Bausteine geben: „Geometrisch möglichst einfache, die unter unterschiedlichen räumlichen Voraussetzungen eingebaut werden können“, sagt Sauerwein-Braksiek, die Direktorin. Solche Bauteile ließen sich dann auch in Serie vorfertigen, unabhängig von einzelnen Baustellen.
In Unna sind es 120.000 Fahrzeuge, die täglich über die halbfertige Brücke rollen. Die Leute in den Autos werden es zu danken wissen, wenn die Baustelle zügig endet. Ende November diesen Jahres soll die Experimentalbrücke stehen. Man könne auch sagen: Sie hat fertig.