Essen. Er lächelt, wenn er den Essener Richtern vom Mord an seinem Vater erzählt. Mit einer Eisenstange hat er ihn erschlagen.

Den Vater hat er erschlagen, aber Michael W. zeigt deshalb keine Reue. Vor dem Essener Schwurgericht nennt der 37-Jährige den Toten "Kindertreter". Der Essener fühlt sich offenbar immer noch berechtigt, dem Leben des 60-Jährigen am 22. September vergangenen Jahres ein Ende gesetzt zu haben. Auf Mord, heimtückisch, lautet die Anklage.

Seit Jahren hat der Angeklagte keinen festen Wohnsitz, schlief zuletzt in einem leerstehenden Haus am Altenessener Bahnhof. Dem Alkohol ist er verfallen, konsumiert illegale Rauschgifte. Oft hat er Polizei und Justiz beschäftigt, wirkte bei seinen Taten, meist kleinere Delikte, geistig verwirrt.

Seit Jahren den Vater gehasst

Verantwortlich für seine Probleme macht er seinen Vater. Ihn soll er seit Jahren hassen. Zu beiden Eltern unterhält er schon lange keinen Kontakt mehr, nur zur Großmutter kommt er häufig. Von ihr, sie ist die Mutter seines Vaters, lässt er sich versorgen. Auch sein Vater besucht sie oft. Sie versucht dann, die beiden auseinander zu halten.

Am 22. September, es ist ein Sonntag, gelingt ihr das nicht. Im Wohnzimmer sitzt ihr Sohn, wartet auf das Mittagessen, das sie gerade kocht. Um zwölf Uhr steht ihr Enkel Michael W. vor der Tür an ihrer Wohnung im Essener Stadtteil Altendorf. Sie öffnet, geht zurück in die Küche.

Mit Eisenstange zugeschlagen

Aber der Enkel folgt ihr nicht. Er geht ins Wohnzimmer, hat vorher schon ein 70 Zentimeter langes Eisenrohr mit aufgeschraubter Muffe in die Hand genommen, das er in seiner Hose versteckt hatte. Unvermittelt schlägt Michael W. auf seinen laut Anklage "arg- und wehrlosen" Vater ein. "Mit Tötungsvorsatz" habe er mehrfach den Kopf des 60-Jährigen getroffen, ihn aus dem Sessel geprügelt. Auch als der Vater am Boden lag, schlug er weiter auf ihn ein.

Die Großmutter, aufgeschreckt durch den Lärm, kommt hinzu. Sie ist gehbehindert, stolpert, landet auf ihrem Sohn. Das ist für ihn zunächst die Rettung, Michael W. flüchtet. Er wird einen Tag später im Gesundheitsamt an der Hindenburgstraße festgenommen, als er seinen Betreuer besuchte. Er hatte sein Taschengeld abholen wollen.

Vater stirbt drei Monate nach der Tat

Der Vater wird im Krankenhaus zunächst gerettet, liegt aber im künstlichen Koma. Knapp drei Monate nach den Schlägen stirbt er am 15. Dezember.

Seit 2002 steht Michael W. unter Betreuung, auch psychiatrisch wird er behandelt. Ende 2018 beantragt er gegen den Vater eine einstweilige Verfügung. Diesem solle verboten werden, ihn zu bedrohen und körperlich zu verletzen. Außerdem solle er 500 Meter Abstand zu ihm einhalten. Als Begründung führt er aus, er sei aus dem Weltall in Essen gelandet und ihm sei die Königlichkeit verliehen worden.

Verteidiger will Abstand wegen Coronavirus

Nach seiner Festnahme beschuldigte er seinen Vater. Das setzt er am Freitag vor dem Schwurgericht fort. Dass er, ungewöhnlich für die Essener Gerichte, eine Reihe hinter seinem Verteidiger sitzt, hat nichts mit seiner Gefährlichkeit zu tun. Anwalt Volker Schröder hatte darum als Vorsichtsmaßnahme gegen das Coronavirus gebeten.

Michael W. erzählt, dass der Vater ein "Kindertreter" sei und ihn in der Kindheit oft misshandelt habe. Ob es stimmt, lässt sich kaum überprüfen. Rache gibt er als Motiv an. Wenn Michael W. erzählt, wie er seinen Vater mit der Eisenstange erschlug, umspielt seine Lippen ein Lächeln. Richter Martin Hahnemann fragt wegen der Mimik nach. Nein, sagt Michael W., das könne er auch nicht erklären.

Ein vorläufiges psychiatrisches Gutachten legt nahe, dass er nicht voll schuldfähig ist und in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht werden sollte. Drei Verhandlungstage hat die Kammer angesetzt.