Heinsberg. Im Kreis Heinsberg hat man erstmals Hoffnung, dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens tatsächlich helfen, Infektionszahlen zu senken.
Es wäre ein Lichtblick, der auch anderen Hoffnung machen könnte: Im Kreis Heinsberg scheinen die Maßnahmen, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, jetzt erstmals Früchte zu tragen: „Wir beobachten, dass die Zahl der bestätigten Neu-Infektionen deutlich nachlässt“, sagt ein Kreissprecher am Donnerstag auf Nachfrage. Auf „Null“ sei man zwar längst noch nicht, aber ein Wendepunkt könnte in den kommenden Wochen bevorstehen.
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„In den vergangenen fünf Tagen hatten wir insgesamt nur noch 60 neue bestätigte Corona-Fälle“, sagt Guido Willms, Referent vom Heinsberger Landrat Stephan Pusch. Insgesamt wurden am Donnerstagabend 890 Corona-Fälle im Kreis gezählt. 71 Erkrankte gelten inzwischen als gesundet und wurden jüngst aus der häuslichen Quarantäne entlassen, berichtet Willms. Am Donnerstagnachmittag lag die Zahl der Gesundeten noch bei 33.
Bisher seien etwa 4000 Menschen in und um Heinsberg auf Corona hin getestet worden - „bei uns werden nur solche Menschen getestet, die Krankheits-Symptome zeigen“, erklärt Willms. Dass weiterhin sehr viel getestet würde und die Zahl der positiven Befunde dennoch nachlasse, sei ein „Zeichen der Hoffnung“, heißt es beim Kreis.
Kreis Heinsberg: „Es gibt ein Zeichen der Hoffnung“
Das Verhältnis von Corona-“Zugängen“ und Geheilten könnte sich laut Willms ab der kommenden Woche drehen: „Die Zahl der Geheilten wird jetzt immer stärker“, sagt Willms - also der Menschen, die in den vergangenen drei Wochen positiv getestet worden waren, die nun keine Krankheitssymptome mehr haben und deren 14-tägige Quarantäne-Zeit abläuft.
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Das würde auch im Rest der NRW Hoffnung machen. „Wir sind davon überzeugt, dass die Entwicklung stark damit zu tun hat, dass wir schon ganz früh ganz konsequent gegen die Ausbreitung vorgegangen sind“, glaubt Willms. Am 25. Februar war der Kreis über die ersten beiden Corona-Infizierten informiert worden. Noch am gleichen Nachmittag entschied der Krisenstab, alle gut 80 Schulen und Kitas für den kommenden Tag zu schließen. „Am Tag darauf wurde die Schließung dann auf die restliche Woche ausgeweitet und in der Folge mehrfach verlängert“, sagt Willms.
„Verhaltet euch so, als ob ihr selbst infiziert wärt“
Gleichzeitig startete Landrat Stephan Pusch online verbreitete Video-Botschaften, in denen er nahezu täglich die Bevölkerung über den Stand der Dinge in Sachen Corona informiert und um Verständnis und Mithilfe wirbt: „Verhaltet euch so, als ob ihr selbst infiziert wärt“, appelliert Pusch seitdem zu Rücksicht insbesondere auf ältere Menschen, die zur Haupt-Risikogruppe zählen und bei denen das Coronavirus schwerste Erkrankungen auslösen kann. Insgesamt neun Todesfälle wurden, Stand Donnerstag, bis dato im Kreis Heinsberg mit dem Virus in Verbindung gebracht. In allen bisherigen Fällen starben Senioren mit Vorerkrankung. Der Kreis Heinsberg am westlichen Rand NRWs hat insgesamt 254.000 Einwohner.
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So ist es der Kreis Heinsberg, bei dem in NRW sich als erstes erweisen wird, ob die erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens tatsächlich die Wirkung erzielen können, die man sich davon erhofft, wenn sich denn alle daran halten: Dass die Kurve der Neu-Infektionen abflacht, um die Gesundheitsversorgung bei uns nicht zum Kollaps zu bringen.
Landrat verfügt „Ausgangssperre light“
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So hatte der Kreis Heinsberg schon kurz nach Bekanntwerden der ersten beiden Corona-Fälle auch alle Alten-, Pflege- und Senioren-Heime im Kreisgebiet für Besucher gesperrt. Seit Jüngstem gilt im Kreis zudem, dass Restaurants und Gaststätten nur noch für den Außer-Haus-Verkauf öffnen dürfen. Die Bezirksregierung Köln verfüge dies jetzt auch für alle Städte und Gemeinden in ihrem Beritt, sagt Willms.
Ein Ende der Einschränkungen für die Bürger hat man im Kreis Heinsberg indes noch nicht vor Augen, sagt Guido Willms. Eine Entwarnung dürfte noch lange nicht in Sicht sein. Als jüngstes hatte Heinsbergs Landrat Stephan Pusch an diesem Dienstag eine „Ausgangssperre light“ verfügt: Senioren ab 65 Jahre sollten zuhause bleiben, um sich nicht zu infizieren. Pusch appellierte an den Teil der Bevölkerung, der nicht zur Risikogruppe zählt, den Älteren zu helfen und etwa für sie Einkäufe zu erledigen. „Die Ausgangssperre ist als Appell gemeint“, erklärte dazu Guido Willms: „Wir kontrollieren da nicht“.