Heinsberg. Chinesen haben dem Kreis Heinsberg Schutzmaterial gegen das Coronavirus gespendet. Landrat kritisiert Angst - und Ausgrenzung von Kreisbewohnern.

Mit einem deutlichen Appell hat Stephan Pusch, Landrat des vom Coronavirus bundesweit besonders stark betroffenen Kreis Heinsberg, am Donnerstag vor Corona-Angst gewarnt: „Die Angst ist viel Schlimmer, als die medizinischen Auswirkungen des Virus“, sagte Pusch in einer am Donnerstag verbreiteten Videobotschaft.

Pusch kritisierte vor allem US-Präsident Donald Trump, der jüngst ein Einreiseverbot in den USA für Europäer verhängt hat. Zudem warnte Pusch vor Ausgrenzung von Kreis-Bewohnern in NRW.

Kreis Heinsberg: Landrat appelliert für „Solidarität und Normalität“

Auch interessant

„Donald Trump schürt Angst“, sagte Pusch in der auf der Kreis-Website und auf Facebook verbreiteten Botschaft. Statt dessen sei aber angesichts der hierzulande anhaltenden Ausbreitung des Coronavirus gegenseitiges Verständnis und Hilfsbereitschaft notwendig, forderte Pusch: „Es hilft nur Solidarität, Normalität und, dass man gemeinsam die Dinge anpackt“.

Aber selbst in NRW erlebe man leider Ausgrenzung, beklagte Pusch: „Mir berichten Menschen aus dem Kreis, dass sie von ihren Arbeitgebern ausgesperrt wurden; manche dürfen nicht mal mehr das Firmengelände ihrer Firma betreten, nur weil sie aus dem Kreis Heinsberg kommen“, sagte Pusch. Er appellierte eindringlich an diese Unternehmen: „Stellen Sie sich vor, Ihre Kommune oder ihr Kreis ist morgen selbst vom Coronavirus betroffen: Dann sind Sie plötzlich diejenigen, die ausgegrenzt werden!“

Chinesen spendeten Kreis „palettenweise Hilfsmaterial“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Unter dem Hashtag #HSbestrong auf sozialen Medien erlebe man im Kreis Heinsberg derzeit allerdings auch eine Welle des Zuspruchs, sagte Pusch. Auch ganz praktisch: So habe eine Delegation von in Deutschland lebenden Chinesen dem Kreis jüngst „palettenweise“ Schutzmaterial für den Kampf gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus vor Ort gespendet.

„Wir bekommen häufiger von Firmen, Privatleuten, Vereinen und Organisationen Material gespendet“, sagte dazu Kreissprecherin Jennifer Grünter. Es handle sich meist um Atemschutzmasken und Schutzanzüge. Die Ausmaße seien unterschiedlich, sagte Grünter: „Es waren beispielsweise schon rund 7000 Masken dabei, aber auch mal hundert Stück oder mal fünf Stück...“

Udo Lindenberg schickte solidarische Grüße in den Kreis Heinsberg

Der Kreis Heinsberg hat mit aktuell (Stand Donnerstagmittag) 474 bestätigten Coronafällen bundesweit nach wie vor die meisten Infizierten. Zwei Menschen sind dort bisher wegen des Coronavirus gestorben. Allerdings hat man vor Ort nach wie vor keine Übersicht, wie viele der Fälle inzwischen als geheilt gewertet werden können, sagte Grünter auf Nachfrage. Diese Daten würden bis dato nicht erhoben, weil die zuständigen Behörden mit der Bearbeitung der akuten Corona-Fälle voll ausgelastet seien, sagte Grünter: „Aber wir arbeiten an einer Statistik dazu“.

Landrat Stephan Pusch meldet sich seitdem der Landkreis vor zwei Wochen in den bundesweiten Fokus geriet, nahezu täglich mit einer Videobotschaft. Am vergangenen Wochenende hatte er dabei mit einem Aufruf an „Panik“-Rocker Udo Lindenberg große Aufmerksamkeit ausgelöst. Lindenberg schickte dem Kreis Heinsberg daraufhin „solidarische Grüße“.