Essen/Düsseldorf. Das Coronavirus hat Deutschland erreicht. Wie sich NRW auf einen Ausbruch der Krankheit vorbereitet.

Am Dienstag hat das Coronavirus Deutschland erreicht. Auch in NRW, da sind sich viele Experten einig, wird es über kurz oder lang Infizierte geben. Bisher aber bleiben Behörden und Bevölkerung an Rhein und Ruhr weitgehend gelassen. Nur Reisen nach China werden vielerorts gestrichen. Und auch Besuch aus dem Reich der Mitte kommt nicht mehr.

In Witten etwa hat die Hardenstein-Gesamtschule den für das kommende Wochenende erwarteten Schülern aus der chinesischen Partnerschule abgesagt. Schüleraustausch mit ihrer chinesischen Partnerschule erst einmal gestoppt. Auch die Hardensteinschüler werden nicht wie geplant im April in die Provinz Zhejiang reisen. Eltern seien in Sorge gewesen und auch die Bezirksregierung habe zu diesem Schritt geraten, teilt die Schule mit.

Chinesisches Frühlingsfest in Duisburg wurde abgesagt

Auch in Duisburg, der Partnerstadt des vor allem vom Virus betroffenen Wuhan ist, haben mehrere Schulen ihre Fahrten abgesagt. „Aus Solidarität mit den Menschen in China“ wurde das für Freitag in Duisburg geplante chinesische Frühlingsfest abgesagt. „Das Frühlingsfest ist dieses Jahr für uns sehr traurig. Wir sind alle in großer Sorge um unsere Familien zuhause“, sagte die aus Wuhan stammende Co-Direktorin des Konfuzius-Instituts Ruhr, Xiaoyan Lu.

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Die großen Unternehmen im Revier haben mittlerweile auch reagiert. „Reisen nach Wuhan beziehungsweise in die Provinz Hubei sind bis auf weiteres ausgesetzt“, bestätigt Evonik-Sprecherin Deborah Lippmann. Das Unternehmen beschäftigt in China rund 2500 Mitarbeiter. Für Thyssenkrupp arbeiten dort sogar 17500 Menschen. Wer derzeit nicht vor Ort ist, soll auch nicht hinfahren. „Thyssenkrupp empfiehlt allen Beschäftigten dringend, zur Sicherheit bis auf weiteres alle Reisen von und nach China zu unterlassen, die nicht unbedingt erforderlich sind“, erklärte ein Sprecher am Dienstag.

Praxen voll - aber bisher sind es Grippepatienten

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Ansonsten herrscht – Stand Dienstag - Gelassenheit in den meisten Arztpraxen und Krankenhäusern in der Region. „Die Praxen sind zwar voll“, sagt Christopher Schneider, stellvertretender Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. „Aber das sind sie um diese Jahreszeit fast immer.“ Wegen grippaler Infekte und Grippefällen. Abgesehen davon und einer Hand voll Anrufe von Menschen die in den letzten Wochen aus China zurückgereist seien, sei die Lage derzeit „höchst unaufgeregt“, bestätigt Vanessa Pudlo, Sprecherin der KV-Westfalen-Lippe.

In Taipei tragen Passagiere Mundschutz auf einer Rolltreppe in einer U-Bahn-Station.
In Taipei tragen Passagiere Mundschutz auf einer Rolltreppe in einer U-Bahn-Station. © dpa | Chiang Ying-Ying

Das ist sie auch am Flughafen Düsseldorf, der wegen seiner Größe und wegen wöchentlich drei „Air China“-Direktflügen von Peking aus ein Eintrittstor des Virus sein könnte. Deshalb sei man dort auch vorbereitet, sagt Pressesprecher Christian Hinkel. Nicht nur wegen der Plakate im Sicherheitsbereich die Fluggäste mehrsprachig über das Coronavirus informieren

Flughafen Düsseldorf mit Notfallplan

„Sollte sich ein Verdachtsfall an Bord einer Maschine Richtung Düsseldorf befinden, würde der Pilot einen entsprechenden Hinweis an die Flugsicherung oder den Airport geben. Der Flughafen würde sofort das Gesundheitsamt informieren und die entsprechende Maschine später in einem separaten Bereich platzieren. Nur der Notarzt beziehungsweise die Feuerwehr käme in Schutzkleidung in das Flugzeug. Zur kurzfristigen Behandlung gibt es am Airport einen Sonderabfertigungsbereich nahe der Feuerwehr. Für Quarantäne-Maßnahmen würden Not- oder Verdachtsfälle aber grundsätzlich in die nahe gelegene Uniklinik gebracht. Diese Quarantäne-Maßnahmen obliegen allerdings dem städtischen Gesundheitsamt.

Mundschutz ist in einigen Apotheken ausverkauft

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„Notfallpläne für den Umgang mit gefährlichen Infektionen auf deutschen Flughäfen existieren seit Jahren und haben sich in der Vergangenheit bewährt“, sagt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen und kann das auch belegen: „2003 bei SARS, 2006 bei einem Fall von Lassafieber oder 2009 im Zuge der Ausbreitung der Schweinegrippe.“

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Viele Apotheken berichteten am Dienstag derweil von verstärkter Nachfrage nach Masken wegen des neuartigen Virus, wie eine Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) bestätigte. Auch in NRW waren sie in einigen Geschäften ausverkauft. Dabei sind sogenannte chirurgische Gesichtsmasken seien eigentlich nicht zum Schutz vor Ansteckungen gemacht, erläutert Bernd Salzberger, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Die Wirkung sei nicht besser als mit einem Schal vor Mund und Nase.