Witten. Seit zehn Jahren organisiert die Wittener Hardenstein-Schule einen Austausch mit China. Dieses Jahr fällt er aus – aus Angst vor dem Coronavirus.

Eigentlich sollten die chinesischen Austauschschüler der Hardenstein-Gesamtschule am Sonntag (2.2.) bei ihren Gastfamilien in Witten ankommen. Doch wegen des Coronavirus, der sich derzeit rasend schnell in China verbreitet, hat die Partnerschule am Wochenende den Besuch in der Ruhrstadt kurzfristig abgesagt. Auch die Hardensteinschüler werden nicht wie geplant im April in die im Osten des Landes gelegene Provinz Zhejiang reisen.

Im letzten Jahr fuhren die Hardenstein-Schüler aus Witten-Vormholz noch ohne Sorgen nach China. Das Bild zeigt sie am Eingang des städtischen Parks in Shaoxing mit ihren Austauschschülern.
Im letzten Jahr fuhren die Hardenstein-Schüler aus Witten-Vormholz noch ohne Sorgen nach China. Das Bild zeigt sie am Eingang des städtischen Parks in Shaoxing mit ihren Austauschschülern. © Hardenstein

„Das ist natürlich total schade, aber es ist einfach sicherer“, sagt der stellvertretende Schulleiter Holger Jahnke. Man wolle erst einmal abwarten, bis wieder Ruhe eingekehrt ist. „Wer weiß schon, was in drei Monaten ist.“

Am Wochenende hatten sich bereits zahlreiche Eltern bei dem 46-Jährigen gemeldet. „Alle sind in großer Sorge.“ Daher habe die Schulleitung am Montagmorgen (27.1.) entschlossen, die Planungen für den Austausch auf Eis zu legen. Auch die Bezirksregierung habe zu diesem Schritt geraten.

Wittener Partnerschule liegt 800 Kilometer von Wuhan entfernt

Ihren Besuch hat die Partnerschule aus China allerdings schon vorab selbst abgesagt. Die betroffene Highschool befindet sich in der Stadt Shaoxing, rund 800 Kilometer von Wuhan entfernt, wo das gefährliche Virus seinen Ursprung nahm. Die Reisebeschränkungen, die die chinesische Regierung für mittlerweile 18 Städte ausgesprochen hat, betreffen die Partnerschule jedoch nicht. „Sie hätten ausreisen dürfen, haben sich aber dagegen entschieden“, sagt Jahnke. „Die Angst dort ist groß.“

Austauschschüler aus Shaoxing besuchten im letzten Jahr das Wittener Rathaus. Die Keqiao Yueqi Highschool ist Partnerschule der  Hardenstein-Gesamtschule.
Austauschschüler aus Shaoxing besuchten im letzten Jahr das Wittener Rathaus. Die Keqiao Yueqi Highschool ist Partnerschule der Hardenstein-Gesamtschule. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Mit der Absage rannten die Chinesen in Witten offene Türen ein. Die 16 Schüler sollten ab dem kommenden Wochenende für eine Woche in Wittener Gastfamilien unterkommen. „Viele Eltern waren sich unsicher, ob sie unter diesen Umständen noch einen Austauschschüler aufnehmen wollen und können“, räumt Hardenstein-Vize Holger Jahnke ein. Er selbst muss nun zunächst die Ausflüge absagen, die für den Besuch aus Ostasien geplant waren. „Am Montag wollten wir nach Köln, dort dann auch ins Schokoladenmuseum. Das war ein Wunsch der chinesischen Schüler.“

Chinesische Schülergruppe wollte eine Woche durch Europa reisen

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Eigentlich sollten die chinesischen Jugendlichen schon am vergangenen Samstag (25.1.) auf europäischem Boden landen. Im Anschluss wollte die Reisegruppe eine Woche lang durch Europa fahren, etwa Frankreich und die Niederlande besuchen. Ähnliches hatten auch die China-Fahrer der Hardensteinschule im April vor. Nach den Osterferien sollte es für 16 Schüler der Klassenstufen neun bis elf für zwei Wochen in die Volksrepublik gehen.

Über 2700 Menschen mit dem Virus infiziert

Seit 2008 organisiert die Hardenstein Gesamtschule den Schüleraustausch mit China. Die Fahrten führen die Wittener Schüler in die Provinz Zhejiang, die südlich von Shanghai liegt. Auch das Schiller-Gymnasium empfängt regelmäßig Schüler aus der Volksrepublik.

Bislang haben sich insgesamt über 2700 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, die Zahl der Toten ist auf 80 gestiegen (Stand 27.01.). Die neuartige Lungenkrankheit wurde bereits in den USA, Japan, Südkorea, Thailand, Vietnam, Nepal, Singapur, Taiwan und Australien nachgewiesen. Zwei bestätigte Fälle gibt es zudem auch in Frankreich.

Eine Woche davon wollten sie an der Highschool in Shaoxing verbringen, vorab sieben Tage „quer durchs Land“ fahren. „Wir hätten jetzt mit den Buchungen dafür starten müssen, etwa für die Flüge und Zugfahrten vor Ort, hätten Anzahlungen leisten müssen“, sagt Jahnke. Da keiner weiß, wie sich die Situation in China weiter entwickelt, wird nun erst einmal alles auf Eis gelegt. Dass die Fahrt nach Fernost noch in diesem Jahr nachgeholt wird, hält der stellvertretende Schulleiter für unwahrscheinlich.

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