Essen. Mit der Geliebten im Auto soll der 79-jährige Bochumer von seiner Ehefrau überrascht worden sein. Jetzt muss er sich wegen Mordes verantworten.

79 Jahre alt ist der Bochumer Lothar M. und steht im Mittelpunkt eines Eifersuchtsdramas. Laut Anklage soll er in Dorsten im Streit um seine Geliebte mit dem Auto auf seine Ehefrau zugefahren sein und sie überrollt haben. Sie hatte keine Chance, starb an den massiven Verletzungen. Seit Dienstag muss sich Lothar M. vor dem Essener Schwurgericht verantworten. Die Anklage lautet auf Mord aus niedrigen Beweggründen.

Dass sich durch die Tat "die Ungeeignetheit zum Führen von Kraftfahrzeugen" ergibt, wie Staatsanwältin Sonja Hüppe in der Anklage vorliest, dürfte noch die geringste Sorge des gelernten Handwerkers sein. Eigentlich hätte er in Ruhe von seinem Immobilienbesitz leben können, doch seit dem 30. Juli 2019 sitzt er in Unteruchungshaft.

Zehn Monate lang ermittelt

Zehn Monate hatte die Kriminalpolizei ermittelt, erst dann war für sie klar, dass der tödliche Unfall vom 30. September 2018 auf dem Parkplatz von Schloss Lembeck eine gezielte Tat war. Ein Mord.

Vor Gericht macht der Angeklagte von seinem Schweigerecht Gebrauch, erklärt sein Verteidiger Reinhard Peters. In der Vergangenheit hat er dagegen geredet, aus Sicht der Staatsanwaltschaft aber widersprüchlich.

Ehefrau klopft an die Beifahrertür

Fest steht aber, dass Lothar M. sich gegen zwölf Uhr mittags auf dem Parkplatz von Schloss Lembeck mit seiner heute 68 Jahre alten Geliebten getroffen hatte. Er saß im Auto, sie auf dem Beifahrersitz. Da klopfte es an die Scheibe der Beifahrertür. Dort stand seine Ehefrau, 65 Jahre alt.

Laut Anklage rief die Geliebte spontan: "Wir müssen weg." Lothar M. sei angefahren, die Ehefrau dadurch zu Fall gekommen. Dies habe der Angeklagte bemerkt und den Rückwärtsgang eingelegt. Denn plötzlich habe er die Chance gesehen, die Ehefrau "loszuwerden".

Brustkorb und Herz zerquetscht

Er habe das Auto "grundlos zurückgesetzt", heißt es in der Anklage, sich auch nicht durch Rückwärtskamera oder die lauten Alarmsignale abhalten lassen. Mit dem schweren Kia Sorento überrollte er die am Boden liegende 65-Jährige und zerquetschte ihr so den Brustkorb und das Herz, heißt es.

Anschließend sollen die beiden über Notruf den Unfall gemeldet haben. Die Anklage wirft ihm auch vor, dass er kein Interesse an der Rettung seiner Frau hatte und deshalb auf Erste-Hilfe-Maßnahmen bewusst verzichtet habe.

Reifenabdruck auf dem Körper der Toten

Im Ermittlungsverfahren hatten Lothar M. und seine Geliebte stets bestritten, rückwärts gefahren zu sein. Das von der Staatsanwaltschaft in Auftrag gegebene Gutachten zur Unfallrekonstruktion stellt dagegen einen Reifenabdruck auf dem Körper der Getöteten fest und geht von einer Rückwärtsfahrt aus.

Hintergrund des Verfahrens ist ein recht unruhiges Liebesleben des Rentners. Mit seiner Ehefrau soll er vor etwa 15 Jahre eine Beziehung ohne Trauschein eingegangen sein. Die Liebe endete aber 2017, weil er sich für die Geliebte von ihr trennte. Mit der Geliebten soll er seit 2015 ein Verhältnis gehabt haben.

Beziehung, Trennung, Heirat

Aber auch das war zeitlich befristet. Nach einem halben Jahr kam er wieder mit der früheren Freundin zusammen, machte ihr einen Antrag. Im Oktober 2017 heirateten sie. Das hinderte ihn aber offenbar nicht daran, nach kurzer Zeit auch das Verhältnis zur Geliebten wieder aufleben zu lassen. Deshalb soll seine Frau auf Trennung und eine große finanzielle Entschädigung gedrängt haben.

Gegen die Geliebte war auch ermittelt worden, das Verfahren aber mangels Beweis eingestellt worden. Bei ihrer Vernehmung zeigt sie sich am Dienstag unwillig, spricht von Erinnerungslücken, so dass Richter Martin Hahnemann ihr Beugehaft androht. Sie will auch nichts von einer nach der Tat fortbestehenden Beziehung wissen, obwohl abgehörte Telefonate ("Katze", "Schatzi") den Verdacht nahe legen. Vier Prozesstage sind geplant.