Ruhrgebiet. Die Bochumer Tafel verteilt keine Weihnachtsgeschenke mehr an Bedürftige, weil der Inhalt schmutzig war. So handhaben das Thema andere Städte.

Schmutzige Kleidung, löchrige Schuhe kaputtes Spielzeug - solche Weihnachtsgeschenke haben Spender der Wattenscheider Tafel immer wieder überreicht. Die Bedürftigen haben sich darüber beschwert - mit Auswirkungen.

Die Wattenscheider Tafel, zuständig für ganz Bochum, hat nun entschieden: Sie nimmt überhaupt keine Pakete mehr an. Ein Einzelfall – oder haben andere Hilfseinrichtungen im Ruhrgebiet damit ebenfalls zu kämpfen?

Essener Tafel verteilt aus organisatorischen Gründen keine Geschenke

„Bis zum Vorjahr haben wir auch noch Weihnachtspäckchen verteilt“, erzählt Andreas Heil, Vorstand der Essener Tafel. Damit ist jetzt Schluss - jedoch aus organisatorischen Gründen. „Auch der Brandschutz spielt eine Rolle“, sagt Heil. Vor dem Weihnachtsfest habe man bis zu 2000 Pakete in einem Überseecontainer lagern müssen. Die Helfer mussten die Pakete von vorne wegnehmen, dadurch konnten sie die Präsente nicht immer altersgerecht zuordnen.

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Auch ihm sind schmutzige Kleidungsstücke und kaputtes Spielzeug aus der Vergangenheit teilweise bekannt: „Die Dinge können ja ruhig gebraucht sein. Aber manchmal hatte man den Eindruck, dass jemand einfach das Kinderzimmer leergeräumt hat.“

Günter Spikofski, Geschäftsführer der Duisburger Tafel, verzichtet auf eine Weihnachtspäckchen-Aktion. Stattdessen hofft er, dass sich die Leute von dem gesparten Geld selbst ein kleines Geschenk machen können.  Foto: Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services
Günter Spikofski, Geschäftsführer der Duisburger Tafel, verzichtet auf eine Weihnachtspäckchen-Aktion. Stattdessen hofft er, dass sich die Leute von dem gesparten Geld selbst ein kleines Geschenk machen können. Foto: Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

In Bottrop hingegen geben die Helfer weiter Päckchen aus. „Wir machen das schon seit 17 Jahren. Natürlich kommt es hin und wieder mal vor, dass dreckige Kleidung in den Paketen ist oder bei einem Spielzeugauto ein Rad fehlt“, berichtet Bogoslawa Bialek von eher zu vernachlässigenden Fällen.

Entsorgung kostet Geld

Für die dritte Vorsitzende der Tafel sei es keine Option, vorher in die bereits verpackten Geschenke reinzuschauen. „Außen sieht immer alles sehr gut aus. Was letztlich drin ist, ist dann die Frage“, betont Bialek, die sich auf den 15. Dezember freut, wenn die Geschenke einen Abnehmer finden.

Mit abgenutzten Klamotten in Form von Sachspenden hat auch das Friedensdorf in Oberhausen zu kämpfen, das sich um Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten kümmert. „Es kommt vermehrt vor, dass wir Kleidung mit Löchern oder kaputte Schuhe bekommen“, sagt eine Sprecherin - nicht nur rund um Weihnachten. Man sei auf diese Hilfen angewiesen: „Es ist doch ausreichend, wenn die Leute uns nur ein gutes Teil zusenden, das dann aber in Ordnung ist. Die Entsorgung von Dingen, die nicht mehr brauchbar sind, kostet uns ja auch Zeit und Geld.“

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Gespartes Geld in eine Kleinigkeit investieren

Soweit lässt es das Kinderhospiz Arche Noah in Gelsenkirchen nicht kommen. „Die Menschen suchen den persönlichen Kontakt mit dem Hospiz. Dann wird besprochen, was für das Kind in seiner individuellen Besonderheit am besten ist“, gibt Wolfgang Heinberg einen Einblick in die Organisation der weihnachtlichen Bescherung. Er habe es noch nicht erlebt, dass ein Geschenk beschädigt war - mit Ausnahme einiger kosmetischer Schäden an der Verpackung.

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Einen ganz anderen Ansatz verfolgt die Tafel in Duisburg, die zu Weihnachten bislang nie Spielwaren oder ähnliches verteilt hat. „Wir verteilen Weihnachtstüten mit Lebensmitteln“, erläutert Geschäftsführer Günter Spikofski. „Dadurch kann der ein oder andere vielleicht ein wenig Geld sparen, um sich hinterher selbst eine Kleinigkeit zu kaufen.“