Die spektakuläre Mintarder Brücke, mit der die A52 bei Mülheim das Ruhrtal überquert, wird abgerissen und ersetzt. Das dauert aber noch.

Die Mintarder Brücke der Autobahn 52 über das Ruhrtal wird abgerissen. Nachmessungen der Pfeiler hätten ergeben, dass eine dauerhafte Nutzung nicht möglich ist. Das sagte Frank Hinterlandt, Projektleiter Planung bei „Straßen NRW“, am Mittwoch in Mülheim.

Im Zuge des sechsspurigen Ausbaus der Autobahn war bisher erwogen worden, diesen neuen Aufbau auf die alten Pfeiler zu legen. Diese Variante ist demnach vom Tisch. Frühestens 2025 soll mit dem Bau einer neuen Brücke begonnen werden. Die alte bleibt in Betrieb, bis zwei neue, schmale Brücken für beide Fahrtrichtungen fertig sind. Das soll 2029 bis 2031 soweit sein.

Geplant für 20.000 Fahrzeuge – heute sind es 80.000

Dass die elegaante Brücke komplett verschwinden und ersetzt würde, das wurde erst am Donnerstagnachmittag bekannt auf einer Bürger-Informationsveranstaltung von „Straßen NRW“ in eben diesem Mintard. Die alten Pfeiler aus den 60er-Jahren hielten nicht auf Dauer, hieß es am Rande der Veranstaltung.

Damit verschwindet die mit 1800 Metern längste Stahlbrücke Deutschlands; das architektonische Staunen der Welt, zumindest in Westdeutschland, als es zwischen 1963 und 1966 entstand. Ausgelegt war die Brücke für 20.000 Fahrzeuge am Tag, Heute sind es 80.000.

Im Verkehrswegeplan steht die Verbreiterung als „Vordringlicher Bedarf“Dass der entsprechende Abschnitt der A52 sechsspurig würde, das stand länger fest: Im Bundesverkehrswegeplan steht dieser Ausbau zwischen Ratingen-Breitscheid und Essen-Kettwig als „Vordringlicher Bedarf – Engpassbeseitigung.“ Das ist die höchste und dringlichste Kategorie: Projekte, die zu verwirklichen sind bis 2030.

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Daran soll sich der entsprechende Ausbau bis Essen-Rüttenscheid anschließen, eine Gesamtstrecke von mehr als 13 Kilometern. Die 2016 erwarteten, aber längst überholten Kosten für beide Bauabschnitte zusammen liegen bei 285 Millionen Euro – und „die Brücke ist darin mit Abstand der teuerste Posten“, sagt Frank Hinterlandt, der „Projektleiter Planung“ bei Straßen NRW. Es ist nicht klar, ob die Brücke als Stahlkonstruktion wiederkehrt: Das wäre die teuerste Variante, die der Bund bezahlen müsste. Im Gespräch ist auch eine reine Beton-Konstruktion, aber dann müssten deutlich mehr Pfeiler ins Ruhrtal gestellt werden, um die Brücke zu tragen. Dagegen gilt ein Verbund aus Stahl und Beton als „besonders robust“, sagt Hinterlandt: „Es soll ja auch die nächsten 100 Jahre halten.“ Aber entschieden sei nichts.

Die alte Brücke bleibt im Dienst, bis die neue steht

Circa vom Jahr 2025 an sollen bei Mintard die neuen Pfeiler in den Himmel wachsen, zwischen 2029 und 2031 würden die Arbeiten enden. Dabei bleibt die alte Brücke im Dienst, bis die neue steht, damit der Verkehr halbwegs fließen kann in beide Richtungen.

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Die Mintarder Brücke war nicht nur architektonisch im Gespräch. Sie war auch eine der ersten Brücken, die einen Sprungschutz bekam, nachdem mehrere Menschen von ihr in die Tiefe gesprungen waren. Und 1994 stand sie im Mittelpunkt eines Entführungsdramas: Zwei Männer hatten die Tochter des Hausmeisters eines Großindustriellen entführt, hielten das Mädchen elf Tage gefangen in dem hohlen Fahrbahnkörper und versuchten, Geld zu erpressen. Die Zwölfjährige konnte befreit und gerettet werden, ihre Entführer wurden verurteilt.

Fotos zeigen die Entstehung der Mintarder Brücke in den 60er-Jahren

Zur Informationsveranstaltung in Mülheim-Mintard gehört an diesem Nachmittag auch eine kleine Foto-Schau zu den Bauarbeiten der 60er-Jahre. Da schaut man der Brücke in schwarz-weiß zu, wie sie immer höher wächst, während zu ihren Füßen Pferde grasen. Genauso sieht es hier heute auch noch aus, nur die Pferde sind eventuell nicht mehr dieselben.