Bisher ist die komplette Emscher durch die Kläranlage geflossen (ohne sie gäbe es noch viel mehr Schaum an der Mündung), doch Abwasser und Flusswasser kommen künftig getrennt an: Oben fließt nur noch sauberes Wasser an der Anlage vorbei, das Abwasser kommt unterirdisch im Klärwerk an – und viel stärker konzentriert. Dazu hat die Emschergenossenschaft einen 51 Kilometer langen Kanal gebuddelt unter dem Ruhrgebiet, von Dortmund bis Oberhausen ist er bereits so gut wie fertig. Dort, drei Kilometer vor dem Klärwerk, entsteht bis Herbst 2021 ein gigantisches Pumpwerk, das den Fluss noch einmal anhebt. Erst, wenn diese Anlage fertig ist, wird das Abwasser von 1,8 Millionen Menschen unterirdisch im „Klärwerk Emschermündung“ ankommen.

So lange klärt es weiter den ganzen Fluss, Stück für Stück wird dieser nun von den alten Becken zur neuen Vorklärstufe, die unter anderem für 140 Millionen Euro entstanden ist. Riesige Rechen fischen hier den Unrat aus dem Wasser, gelegentlich auch mal einen Autoreifen, selten ein Fahrrad. In anderen Becken wird die Fließgeschwindigkeit gedrosselt, dass sich Sand und Salze absetzen können. 25.000 neue Belüftungselemente besprudeln das Wasser von unten mit Sauerstoff. Die Anlage ist so groß, die größte in NRW, dass man die biologischen Becken von hier aus gar nicht sehen kann, diese mussten nicht neu gebaut werden.

Günstiger gebaut, als veranschlagt

Die Emscher von der Quelle zur Mündung

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Bei all dem ist die Emschergenossenschaft fünf Millionen Euro unter dem Kostenvoranschlag geblieben, wie der Technische Leiter Emanuel Grün erläutert – wo sonst gibt es denn sowas bei Großprojekten? Auch weil das Gesamtprojekt Emscher-Erneuerung über dreißig Jahre recht exakt im Kostenrahmen geblieben ist, gibt es reichlich Lob von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) für das „weltweit größte wasserwirtschaftliche Projekt dieser Art“. Von der Lebensqualität spricht sie, die sich für die ganze Region verbessert, wenn sauberes Wasser durch ihre Mitte fließt statt einer offenen Kloake. „Der Umbau ist für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes relevant.“

Also drücken sie auf den roten Knopf, die Ministerin und die Stadtchefs von Dinslaken, Oberhausen und Dortmund, mit Emanuel Grün und Uli Paetzel, Chef der Emschergenossenschaft. Zwei von acht Förderschnecken hinter ihnen beginnen sich zu drehen, die Emscher wird hier noch einmal ein paar Meter angehoben. Es ist wie eine Hochzeit, die rückwärts abläuft: Aus ihrem Bett wird sie geholt und über die Schwelle getragen in diese Kathedrale der Reinigung; unbefleckt verlässt sie die Veranstaltung. Ist schon ein nicht ganz so kleines Wunder.

>> Info: Neue Auen fürs Revier

Auch im Holtener Bruch von Oberhausen entsteht ein „ökologischer Schwerpunkt“, ähnlich dem Mündungsdelta. „Aufgrund der engen Platzverhältnisse ist das woanders kaum möglich“, sagt Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU).

Solche Auenlandschaften entstehen außerdem in den Dortmunder Stadtteilen Ellinghausen und Mengede sowie in Castrop-Rauxel. Auch der Dortmunder Phoenixsee gehört zum Emschersystem.