Essen. . Sie werfen Steine oder füttern giftige Äste: Manche Besucher in Streichelzoos sind eine Gefahr für Tiere. Betreiber bitten um mehr Umsicht.

Endlich Frühling, endlich raus! Mit den sonnigen Tagen steigt das Bedürfnis, etwas in der Natur zu unternehmen. Ein beliebtes Ausflugsziel für Familien sind die Tierparks und Zoos in der Region.

Kinder freuen sich dabei besonders auf Streichelzoos, wo sie Ziege, Schaf und Co. einmal ganz nah kommen dürfen. Doch es gibt Fälle, die die hiesigen Betreiber mit Sorge beobachten. Kürzlich veröffentlichte der Zoo Dortmund auf seiner Facebook-Seite ein Statement, nachdem Medien über einzelne Todesfälle von Tieren durch Menschenhand berichtet hatten:

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„Wir betrachten mit Sorge den unethischen Umgang einzelner Personen mit Tieren. Seit dem Tod mehrerer Tiere im Jahr 2015 durch Fremdeinwirkung setzen wir einen Wachdienst zum Schutz der Zoobewohner und des Geländes ein. Dies war eine Reaktion auf den Tod von Seelöwin Holly im November 2015 sowie dem Tod eines und dem Verschwinden zweier Pinguine ebenfalls im November 2015. Nachdem der Wachdienst seine Arbeit aufgenommen hat, gab es allerdings keine Übergriffe mehr in diese Richtung. Im Streichelzoo ist in Einzelfällen festzustellen, dass Ziegen von Besuchern getreten oder geschlagen werden. Zu Todesfällen ist es dort bislang nicht gekommen. Dennoch beaufsichtigen wir das Streichelgehege und verweisen Personen, die das Wohl der Tiere gefährden unverzüglich des Geländes.“

In Bochum wurden Steine auf Schildkröten geworfen

Im Bochumer Tierpark mussten die Mitarbeiter im letzten Sommer feststellen, dass große Steine auf die Riesenschildkröten geworfen worden waren. „Das war ein schlimmer Moment“, sagt Tierpark-Sprecherin Miriam Kreimeyer. Auch wenn die Tiere keinen bleibenden Schaden davongetragen hätten, hätten sie damals durchaus Schmerz empfunden. Solche Vorfälle seien allerdings höchst selten. „Die meisten Besucher benehmen sich.“

Auch am Niederrhein haben Betreiber von Tierparks negative Erfahrung mit Besuchern gemacht. Die wahrscheinlich tragischste: Im Januar starb ein Rothirsch im Tierpark Weeze wegen falscher Fütterung durch Besucher. „Unser Park ist 24 Stunden begehbar, wir können nicht verhindern, dass Besucher Mitgebrachtes verfüttern“, so Marie-Christine Kuypers, Geschäftsführerin des Parks.

Falsche Fütterung kann tragisch enden

Ein Schild an einem Zaun weist aufs Fütterungsverbot hin – trotzdem halten sich nicht alle Besucher daran. „Wir müssen sehr aufpassen“, sagt Tierpflegerin Claudia Elbing.
Ein Schild an einem Zaun weist aufs Fütterungsverbot hin – trotzdem halten sich nicht alle Besucher daran. „Wir müssen sehr aufpassen“, sagt Tierpflegerin Claudia Elbing. © Rainer Raffalski/FUNKE Foto Services

Vor falscher Fütterung warnt derzeit die Herner Tierpflegerin Claudia Elbing. Anlass ist der Einzug von vier Alpakas in den Gysenbergpark Ende März. Dieser habe zu einem „Ansturm aus dem ganzen Ruhrgebiet“ geführt, leider auch mit negativen Folgen. „Wir müssen hier sehr auf die Besucher aufpassen“, sagt Elbing. Denn trotz Fütterungsverbot würden immer wieder Dinge ins Gehege geworfen, darunter Zweige von Büschen aus dem Park, die für die Tiere giftig sind. Deshalb stehe jetzt an den Wochenenden immer ein Pfleger am Gehege, der die Besucher im Blick habe.

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Manche Anlagen haben sich auch deshalb in den letzten Jahren verändert. Der Umbau des Streichelzoos im Bochumer Tierpark im letzten Jahr brachte einige Veränderungen mit sich. Innerhalb des Geländes können die Tiere nicht mehr gefüttert werden, das ist nur noch über Futterrutschen und dafür ausgelegte Löcher im Außenzaun möglich. So soll eine Fütterung mit falschen Lebensmitteln eingedämmt werden. „Unsere Pfleger haben von der Futterküche aus zusätzlich einen direkten Blick auf das Areal, damit nichts passiert“, so Kreimeyer.

Die Menschen entfremden sich von der Natur

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Doch sie merkt auch an, dass manche Besucher durchaus unbedacht durch den Park laufen, nicht über ihr Verhalten den Tieren gegenüber nachdenken. „Wenn sie darauf hingewiesen werden, dann zeigen sie sich meist einsichtig.“ Deshalb arbeitet der Park vermehrt mit Hinweisschildern, die das richtige Verhalten erklären. Der pädagogische Auftrag der Tierparks sei wichtiger denn je. „Die Naturentfremdung spielt eine Rolle. Viele Menschen verstehen nicht mehr den Wert, den Tiere haben. Deshalb versuchen wir durch verschiedene Bildungsmaßnahmen, Kinder schon früh zu sensibilisieren.“

Tipps für einen entspannten Besuch im Zoo

Wir haben Tipps von den Zoos und Tierparks zusammengestellt, wie einem – für Mensch und Tier – friedlichem Besuch nichts mehr im Wege steht:

  • An erster Stelle steht der respektvolle Umgang mit dem Tier. Egal ob Ziege, Schaf oder Huhn – es gilt, auch diesen Lebewesen mit Anstand zu begegnen.
  • Das Füttern von Tieren ist meistens verboten und meist nur in Streichelzoos erlaubt. Denn falsches Essen kann die Tiere vergiften. Einige Zoos wie die Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen haben das Füttern gänzlich untersagt. Wenn es erlaubt ist, sollte darauf geachtet werden immer nur das Wildfutter aus den dafür aufgestellten Automaten zu nutzen. Auch die Überfütterung der Tiere spielt eine große Rolle. „Viele Menschen denken, eine Möhre schadet dem Tier ja nicht“, sagt Kreimeyer. „Aber wenn jeder Besucher eine Möhre verfüttert, hält das kein Tiermagen aus.“
  • Viele Parks haben mittlerweile einen ausgewiesenen Ruhebereich für die Tiere geschaffen, den diese nutzen können, wenn sie nicht mehr gestreichelt werden möchten. Es gilt, diesen Bereich zu akzeptieren und dem Tier nicht nachzulaufen oder es festzuhalten.
  • Besonders in Streichelzoos kann man Ziege und Co. sehr nah kommen. Doch es ist wichtig, Kleintiere wie Hühner nicht hochzuheben. Die Verletzungsgefahr durch einen Sturz ist zu hoch. Ziegen sollten nicht bei den Hörnern gepackt werden. Tiere sollten nicht gejagt oder gescheucht werden. Das Werfen von Gegenständen oder das Piksen mit Stöckern ist verboten. Streicheleinheiten steht natürlich nichts im Wege, wenn das Tier möchte.
  • Ob hinter Glas oder nicht: Auch Tiere möchten nicht angeschrien werden. Selbst wenn die Scheiben meist verhindern, dass die Tiere sich durch Geräusche stören lassen, gilt besondere Vorsicht in Aquarien und vor Terrarien: Fische nehmen Vibrationen verstärkt wahr, sagen die Experten. Deshalb sollte auch auf das Klopfen an Scheiben verzichtet werden, um das Tier auf sich aufmerksam zu machen.
  • Auch wenn es selbstverständlich klingt: Müll jeglicher Art sollte nur in den dafür vorgesehenen Behältern landen, die in den Parks angebracht sind. „Wenn Müll irgendwo liegen bleibt oder sogar ins Gehege geworfen wird, ist das eine große Gefahr für die Tiere, die das gedankenlos essen“, warnt Nataly Naeschke von der Zoom Erlebniswelt.