Ruhrgebiet. . Eine Essener Gemeinde lässt nur Besucher mit Ticket zum Gottesdienst an Heiligabend zu. Nicht unsere Lösung, sagen andere Städte und Gemeinden.

Eine kleine Essener Gemeinde macht Schlagzeilen: Bundesweit berichten Medien über den Vorstoß der Evangelischen Kirche in Haarzopf, die für ihre Gottesdienste an Heiligabend Eintrittskarten ausgeben wird – und niemanden ohne einlassen will. Im Vorjahr war es zu Tumulten gekommen, weil Besucher wegen Überfüllung des Gotteshauses abgewiesen werden mussten.

Krawalle auf dem Kirchplatz sind mit der weihnachtlichen Friedensbotschaft in der Tat schwer zu vereinbaren. Die Sicherheitsbedenken, mit denen die Haarzopfer Gemeinde ihr Vorgehen begründete, teilen jedoch weder Stadt noch Feuerwehr – auch keine andere Kirche im Revier.

Versammlungsstätten-Verordnung gilt nicht für Kirchen

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„Jeder weiß, dass Kirchen an solchen Feiertagen überfüllt sind“, sagt Mike Filzen, Sprecher der Essener Feuerwehr und „aktiver Katholik“. „Aber dass wir je deswegen alarmiert wurden? Absolut nicht.“ Ein Rettungswagen würde schon mal gerufen, wenn jemand kollabiert sei, „aber das passiert auch im Sommer.“ Rechtlich gesehen, so Filzen, seien „Kirchen, Moscheen und andere dem Gottesdienst gewidmete Räume“ von der Versammlungsstätten-Verordnung ausgenommen. Für den gestrigen Abend war Filzen als „Brandsicherheitswache“ in Essens Philharmonie eingeteilt – ähnliches gibt es für Kirchen auch nicht.

„Baurechtlich“, bestätigt Ashkan Khalegh Joo, Pressereferent der Stadt Essen, habe man der Haarzopfer Kirche keinerlei Auflagen erteilt. „Wiederkehrende Kontrollen“ seien ebenfalls weder vorgesehen, noch vorgeschrieben. Die „Personenbeschränkung“ für den 24. habe sich die Gemeinde selbst auferlegt.

Vorsorglich mit Tickets eindecken?

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In der Dortmund Reinoldi-Kirche sei „bislang niemand auf eine solche Idee gekommen“, bekennt Antje Bracht vom Stadtkirchenbüro – obwohl sich an Heiligabend 700, 800 Menschen vor dem Altar drängten. „Zehn, zwanzig müssen vielleicht stehen. Ein Problem ist das nicht.“ Küster und Ehrenamtliche achteten darauf, dass Laufwege frei blieben.

Arnd Röbbelen, Sprecher des Ev. Kirchenkreises Herne, fürchtet gar, dass zu Weihnachten Kirchenbänke frei bleiben könnten, wenn kostenlose Tickets für Gottesdienste ausgegeben würden – und sich Menschen damit vorsorglich „eindeckten“.

Eintrittskarten-System „undenkbar“ fürs Ruhrbistum

Duisburg, Witten, Gladbeck, Gelsenkirchen und Mülheim wiegeln ebenfalls ab, fürs Ruhrbistum hält Sprecher Ulrich Lota ein Ticket-System gar für „undenkbar“. Bochum gibt sich pragmatisch: Die katholische Stadtkirche schlägt vor, „einfach zusammenzurücken“; zur Not lasse man die Türen offen stehen, heißt es beim Superintendenten.

Einzig Oliver Rohleder vom Kirchenkreis Niederberg sagt, dass man „diskutiert“ habe. Sich schließlich aber gesagt habe: „Wenn die Kirche voll ist, ist sie voll.“