Essen. . Die Evangelische Kirche Essen hat das System verteidigt, für die Heiligabend-Gottesdienste Karten auszugeben. Weitere Gemeinden könnten folgen.
Sowohl bei der Evangelischen Kirche in Essen als auch beim Ruhrbistum steht das Telefon am Montag nicht still: Die Evangelische Kirchengemeinde in Haarzopf, die in diesem Jahr zum ersten Mal kostenlose Eintrittskarten für ihre Heiligabend-Gottesdienste ausgibt, treibt viele Menschen um: regelmäßige Kirchgänger ebenso wie jene Christen, die es nur an Weihnachten in die Kirche zieht.
„Die Gemeinde hat sich die Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht“, verteidigt Stefan Koppelmann, Sprecher der Evangelischen Kirche in Essen, den radikalen Schritt. Die Erfahrungen im vergangenen Jahr hätten die Gemeinde jedoch zum Handeln gezwungen. „Einige Helfer aus unserem Jugendteam haben die Erlebnissen Heiligabend wirklich lange beschäftigt“, blickt Stefan Koppelmann zurück. Damals waren Menschen abgewiesen worden, weil die Kirche sonst zu voll gewesen wäre. Hässliche Wortgefechte seien die Folge gewesen.
Ruhrbistum schließt Kartensystem aus
Stefan Koppelmann schließt nicht aus, dass das Haarzopfer Modell Vorbild für andere Gemeinden sein könnte: „Wir haben einige weitere Kirchen, in denen es an Heiligabend besonders voll ist, in Rellinghausen und Bredeney etwa.“ In diesem Jahr solle zunächst geschaut werden, wie das Kartensystem in Haarzopf funktioniert, um es dann vielleicht zu adaptieren: „Uns geht es grundsätzlich darum, die Besucherströme besser zu lenken.“ Für die Kirchen gelten demnach Vorgaben, wie viele Menschen hinein passen. Diese wolle man einhalten, so Koppelmann.
Für das Ruhrbistum wäre ein Kartensystem nicht denkbar, betont Sprecher Ulrich Lota: „An Weihnachten sind die Kirchen nun mal voll. Und wir freuen uns, dass das so ist.“ Gleichzeitig verhehlt er nicht, dass einige regelmäßige Kirchgänger „bekümmert sind, wenn sie das ganze Jahr in den Gottesdienst gehen und ausgerechnet an Heiligabend keinen Platz bekommen“. Die Schwelle, Heiligabend einen Gottesdienst zu besuchen, solle so gering wie möglich sein, betont Lota: „Dem Geburtstagskind, um das es ja an diesem Abend geht, freut sich ganz sicher über jeden Gast.“
Rein sicherheitstechnisch seien Kirchen nicht als normale Versammlungsstätten einzustufen, weiß Lota: „Sicher müssen auch wir die Rettungswege frei halten, bei den Kerzen besonders aufpassen und schauen, dass keine Tür verschlossen ist. Es ist aber keineswegs so, dass grundsätzlich niemand stehen darf.“
Eltern in Haarzopf begrüßen Regelung
Die Haarzopfer Gemeinde hatte die hohen Sicherheitsauflagen als Begründung für die begrenzten Plätze angeführt. Dabei ist zu betonen, dass es in der vergleichsweise kleinen Kirche auch nur 333 Sitzplätze gibt – und zusätzlich 170 im Gemeindezentrum in Fulerum, wo ebenfalls Krippenspiele und Gottesdienste angeboten werden.
In Haarzopf selbst gebe es indes auch positive Reaktionen, wie Pfarrerin Tabea Meyer der Deutschen Presseagentur sagte. Zuspruch habe es etwa von Eltern gegeben, deren Kinder beim Krippenspiel mitmachen. Sie könnten nun sicher sein, dass sie ihre Kinder sehen können.