Bochum. . Seit Montag werden in NRW ankommende Flüchtlinge zuerst in Bochum registriert. Auch unter Schleppern wird sich das schnell herumsprechen.
Der erste Asylbewerber stand um acht Uhr morgens am Tor. Ein Mann aus dem Iran bat das Sicherheitspersonal der Landerstaufnahme (LEA) für Flüchtlinge am Gersteinring in Bochum um Einlass. Mit ihm hat die zentrale Anlaufstelle für Nordrhein-Westfalen am Montag in Bochum ihre Arbeit aufgenommen – als Drehscheibe sozusagen.
Es ist die bundesweit erste Einrichtung dieser Art. Mit ihr soll die Registrierung neu angekommener Flüchtlinge und ihre Verteilung auf die acht Aufnahmeeinrichtungen im Land, in denen die Menschen die ersten Tage verbringen, sowie auf andere Bundesländer geordneter geregelt werden als bislang.
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15 Flüchtlinge kamen bis mittags in der Landeseinrichtung an, die noch bis nächstes Jahr provisorisch in fünf Leichtbauhallen untergebracht ist, ehe sie in die benachbarte frühere Polizeikaserne umzieht. Die wird zurzeit umgebaut.
„Easy“ entscheidet über Verteilung
Bis zum späten Nachmittag sind weitere Frauen, Männer und Kinder registriert und mit einem Bus zu einer der Erstaufnahmeeinrichtungen gebracht worden. Wohin es die Flüchtlinge führt, das entscheidet „Easy“; ein Computerprogramm, das minutenscharf die Verteilung auf alle Bundesländer registriert. Einer der ersten Besucher an diesem Morgen wird an Hessen verwiesen.
Zum Zeitpunkt seiner Registrierung hatte NRW sein Aufnahmekontingent erfüllt, Hessen nicht. „Geht es in einem solchen Fall um jemanden, der einen engen Angehörigen in Nordrhein-Westfalen hat, kann auch entschieden werden, dass er in NRW bleibt“, erklärt Nikola Rademacher, Hauptdezernentin für zentrale Asylangelegenheiten bei der Bezirksregierung Arnsberg und damit zuständig für die LEA.
Es ist ruhig unweit des VfL-Stadions an diesem Morgen. 800 Bewerber können täglich registriert werden. Dazu wurde einen 24-Stunden-Betrieb eingerichtet. 115 Mitarbeiter – von der Bezirksregierung aus Arnsberg, vom Betreuungsdienst European Homecare, vom Sicherheitsdienst Bewa und von einer Zeitarbeitsfirma – sind in drei Schichten rund um die Uhr vor Ort. „Wir sind gut vorbereitet“, versichert Nikola Rademacher.
900 Flüchtlinge wöchentlich
Momentan haben sie in der Anlaufstelle noch alle Zeit der Welt, um sich aufeinander einzuspielen. Derzeit kommen etwa 900 Flüchtlinge wöchentlich in NRW an; im Schnitt knapp 130 täglich; weit unter der Kapazitätsgrenze also, die kurzfristig bei Bedarf auf 1600 verdoppelt werden könnte.
Ende 2015, Anfang 2016 wäre das nötig gewesen, damals kamen jede Woche 16 000 Flüchtlinge nach NRW. Heute treffen sie nur vereinzelt ein. Sie kommen mit der Bahn, werden von Verwandten gebracht, mit dem Bus aus einer Erstaufnahmeeinrichtung hergefahren.
Oder sie stehen plötzlich vor der Tür, in der Nähe abgesetzt von Schlepperbanden. Denn: Nicht nur Polizei, Städte und Organisationen sind über die Eröffnung der neuen Einrichtung informiert. So etwas spreche sich auch schnell in der Community und unter Schleppern herum, heißt es in der LEA. „Die wissen guten Bescheid“, sagt Dezernentin Nikola Rademacher. „Als in Dortmund die Erstaufnahmeeinrichtung geschlossen wurden, kam nach ein paar Tagen niemand mehr dort an.“