Essen. Der VRR untersucht in seinem Stationsbericht Sauberkeit und Funktionen. Die Verantwortlichen ziehen für 2016 ein zufriedenes Fazit.

  • Gesamterscheinungsbild der Bahnhöfe an Rhein und Ruhr hat sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert
  • 39 Haltestellen erhalten von den Prüfern ein vernichtendes Urteil
  • Deutsche Bahn plant umfassende Modernisierungsmaßnahmen bis 2023

Seit zehn Jahren bewerten Profi-Tester des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) den Zustand der insgesamt 296 Schienenverkehrs-Haltestellen in der Region. In den Kategorien „Sauberkeit“, „Funktion“ und „Graffiti“ an Zugängen und Bahnsteigen werden die Noten „akzeptabel“, „noch akzeptabel“ und „nicht akzeptabel“ vergeben.

Der aktuelle Stationsbericht für das Jahr 2016 verrät, dass sich das Gesamterscheinungsbild der Bahnhöfe im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verbessert hat. 154 Stationen wurden gute Zustände bescheinigt, das sind 21 mehr als im Vorjahr. Zudem sank die Anzahl der mit „nicht akzeptabel“ bewerteten Stationen von 53 auf 39. „Langfristig ist es natürlich das Ziel, auf Null zu kommen“, sagt Dino Niemann, stellvertretender Pressesprecher beim VRR.

Aufwändige Reinigungen reißen Löcher in die Kassen

Insbesondere Graffitis bereiten vielen Bahnhofseigentümern weiterhin Kopfzerbrechen. Lediglich 84 der 296 überprüften Stationen erhielten bei Zugängen und Bahnsteigen die Bestnote. Die Prüfer machen zwischen kleineren Kunstwerken und simplen Schmierereien keinen Unterschied.

Ärgerlich: Eine Vielzahl dieser sogenannten „Tags“ lässt sich kaum entfernen. „Graffitis werden nicht selten direkt ans Gleisbett gesprayt. Wenn wir diese entfernen wollen würden, benötigen wir direkt an oder auf den Gleisen Gerüste für die Mitarbeiter, was wiederum bedeutet, dass wir Züge stoppen müssten“, erläutert Niemann.

Die Deutsche Bahn beklagte im April 2016 die Ausgabe von über acht Millionen Euro, welche zwölf Monate lang allein zur Beseitigung der Malereien aufgewendet wurde. „Das Geld würden wir natürlich lieber in den Service für unsere Fahrgäste stecken. Nordrhein-Westfalen und vor allem das Ruhrgebiet sind neben Berlin leider Schwerpunktzonen, was Graffitis angeht“, erklärt Bahn-Sprecher Dirk Pohlmann.

In den Kategorien „Sauberkeit“ und „Funktion“ fielen die Bewertungen in den meisten Fällen deutlich besser aus. Letztere gibt Auskunft über die Lesbarkeit von Hinweisschildern und Fahrplänen, den Zustand von Sitzgruppen, Aufzügen, Rolltreppen und Wetterschutzeinrichtungen sowie die Beschaffenheit der Böden.

An der Grenze ist es besonders sauber

Bestnoten in allen Kategorien an Bahnsteigen und Zugängen erhielten immerhin 23 der getesteten Bahnhöfe, auf Gebietsebene schneidet der Kreis Kleve mit vier einwandfreien Stationen am Besten ab. Am anderen Ende der Wertungsskala lassen sich hingegen Bahnhöfe finden, die gemeinhin deutlich stärker frequentiert werden. Die schlechteste aller 296 Bewertungen kassierte die von Konzertbesuchern aufgrund der perfekten Anbindung zur Mitsubishi Electric Halle so geschätzte Station Düsseldorf-Oberbilk mit insgesamt fünf „nicht akzeptablen“ Einzelwertungen. Für 2019 ist dort eine umfassende Modernisierung seitens der DB geplant.

Auch die Haltepunkte Duisburg-Großenbaum mit drei und Oberhausen-Sterkrade mit vier „nicht akzeptablen“ Einzelwertungen befinden sich in der Tabelle ganz unten. In beiden Fällen liegt die Unterhaltspflicht nicht nur bei den Bahn-Offiziellen oder privaten Besitzern, sondern auch bei der jeweiligen Stadt.

Für Silke Kersken von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg ist die Situation in Großenbaum nichts Neues: „In der Vergangenheit wurde der Zustand der Wände an dieser Station schon stark bemängelt. Die Reinigung in der Unterführung erfolgt unregelmäßig nach Aufwand und ist sehr kostenintensiv.“

Professionelle Wandmalereien als mögliche Option

Kersken verweist aber auch auf positive Erfahrungen mit einem Projekt am Bahnhof Rheinhausen, der noch vor zwei Jahren eine „nicht akzeptable“ Bewertung erhielt: „Durch einen Graffitisprayer erfolgte eine professionelle Gestaltung der Unterführung, für die ein fünfstelliger Betrag ausgegeben wurde. Dies hat sich gelohnt, seitdem gibt es dort so gut wie keine Probleme mehr. Wir überlegen, eventuell auch in Großenbaum eine solche Gestaltung anzugehen.“

Ein positives Gegenbeispiel: In Rheinhausen wurde ein professioneller Sprayer damit beauftragt, die Unterführung des Bahnhofs zu verschönern.
Ein positives Gegenbeispiel: In Rheinhausen wurde ein professioneller Sprayer damit beauftragt, die Unterführung des Bahnhofs zu verschönern. © Ute Gabriel / FUNKE Foto-Services

Dass der Halt in Sterkrade mit einer derartigen Bewertung versehen wird, hat Sabine Lauxen, Beigeordnete der Stadt Oberhausen für Umwelt, Stadtentwicklung und -planung, so erwartet: „Das war vollkommen klar. Der Bahnhof ist, was die bauliche Situation und Sauberkeit angeht, heruntergewirtschaftet.“ Fest steht: Eine umfassende Umgestaltung ist schon länger im Gespräch, über präzise Pläne wird aber immer noch diskutiert. Gebäude, Gleisanlagen und Unterführung sollen in den kommenden Jahren aber definitiv ein neues Gesicht erhalten, sodass „die Menschen wieder ohne Angst dadurch gehen können“, wie es Lauxen formuliert.

Weitere Großinvestitionen in den nächsten Jahren

Eines steht derweil fest: Die Deutsche Bahn wird bis einschließlich 2023 sehr viel Geld investieren, um die Aufenthaltsqualität ihrer Fahrgäste nachhaltig zu erhöhen. Im Rahmen der Aktion „#1von150“ werden 150 Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen komplett renoviert und in Teilen umgebaut. Der Höhe der Gesamtinvestitionen beträgt etwas über eine Milliarde. Für Arbeiten an weiteren 15 Bahnhöfen im Rahmen der sogenannten „Modernisierungsoffensive 3“ werden zusätzliche 40 Millionen Euro in die Hand genommen.

>>> INFO: Den kompletten VRR-Stationsbericht 2016 mit allen Einzelwertungen finden Sie hier.