Düsseldorf. Künftig soll es an allen Schulen in NRW islamischen Religionsunterricht geben. Das kündigte Integrationsminister Laschet am Mittwoch an. Der Minister wertet den Vorstoß als Durchbruch. Die Grünen sprechen dagegen von einem Schnellschuss. Es gebe derzeit noch viel zu wenig Lehrer.

Die Grünen haben den Vorstoß von Integrationsminister Armin Laschet (CDU) für einen islamischen Religionsunterricht in NRW als übereilt kritisiert. Es sei «ärgerlich, dass Minister Laschet die Botschaft so früh nach außen getragen hat», sagte die Grünen-Abgeordnete Andrea Asch am Mittwoch in Düsseldorf. «Denn der Beratungsprozess zwischen den Fraktionen ist zwar eingeleitet, aber keineswegs beendet. Offensichtlich ging es Minister Laschet wieder einmal um die schnelle Schlagzeile», rügte die Grüne.

Es gebe derzeit noch viel zu wenige islamische Religionslehrer, sagte Asch weiter. «Die Zahl der Lehrkräfte stagniert seit Jahren bei etwa 80.» Laut Ministerium sind es 107 Lehrer. Auch über Lehrpläne bestehe Unklarheit.

Das Land will die Einführung eines regulären islamischen Religionsunterrichts zunächst einmal testen. «Wir werden einen landesweiten Schulversuch vorbe­reiten, der den bisherigen 'Schulversuch Islamkunde in deutscher Sprache', der derzeit an 140 Schulen im Land läuft, ablöst», sagte Integrationsminister Laschet am Mittwoch in Düsseldorf. Ein genauer Zeitplan für die Initiative stehe noch nicht fest. Der Plan sei mit allen Landtagsfraktionen abgestimmt.

Unterricht für 310.000 muslimische Schüler

"Wir haben einen Durchbruch erreicht", erklärte eine Sprecherin des NRW-Integrationsministeriums. Erstmals werde islamischer Religionsunterricht ein Schulfach, dass für alle muslimischen Schüler von Grundschule bis Gymnasium eingeführt werde. Die Noten seien versetzungsrelevant, erklärte die Sprecherin. Zurzeit gibt es 310.000 muslimische Schüler und Schülerinnen an insgesamt 6688 Schulen in NRW.

Das Projekt soll dem bisherigen "Islamkunde"-Unterricht an bis dato 140 zumeist Grund- und Hauptschulen im Land "eine neue rechtliche Qualität" geben, hieß es im Ministerium. Bei der Einführung werde zudem akzeptiert, dass der Islam in Deutschland nach wie vor nicht den Status einer anerkannten Religion hat.

Bisherige Versuche, einen islamischen Religionsunterricht einzuführen, hatten nicht zum Erfolg geführt. Zuletzt hatte für einen in Duisburg und Köln geplanten Schulversuch die Unterstützung durch die islamischen Verbände gefehlt.

"Enorme Anstrengungen" sind noch nötig

«Die Einführung islamischen Religionsunterrichts be­darf enormer Anstrengungen», betonte Laschet. Der Staat benötige auf muslimischer Seite einen repräsentativen Ansprechpartner. Es existiere aber noch keine islamische Religionsgemeinschaft. Auch der Zusam­menschluss der islamischen Verbände zu einem Dachverband (Koordinationsrat der Muslime) ist bis heute organisatorisch noch nicht abgeschlossen.

Bisher gibt es kaum Strukturen an den Hochschulen zur Ausbildung muslimischer Religionslehrer. In Münster hatten muslimische Verbände die Zusammenarbeit mit dem Islamwissenschaftler und NRW-weit einzigen Professor für die Ausbildung von muslimischen Religionslehrern, Muhammad Kalisch, aufgekündigt. Der Forscher hatte die historische Existenz des Propheten Mohammed angezweifelt.

In Nordrhein-Westfalen leben 1,3 bis 1,5 Millionen Muslime. Rund 310 000 Schüler sind Muslime. An dem derzeitigen, 1999 gestarteten Schulversuch, an 140 vornehmlich Grund- und Haupt­schulen nehmen rund 11 000 Schüler teil. Sie werden von 107 Lehrern unterrichtet. Insgesamt gibt es in NRW derzeit rund 30 000 Religionslehrer an den Schulen. (mit ddp)