Köln. . Nach isländischem Vorbild testet NRW Asphalt-Heizungen. Mit Erdwärme soll die Temperatur des Straßenbelags im Winter und im Sommer reguliert werden.
In Islands Hauptstadt ist das eine Selbstverständlichkeit: Die Straßen und Bürgersteige von Reykjavik werden im Winter beheizt. Erdwärme macht es möglich, die aus der Tiefe der vulkanischen Insel in die großen Tanks am Stadtrand hochgepumpt wird. Auch in Norwegens Fußgängerzonen, auf seinen Bahnhöfen und in den Skiorten der Rocky Mountains macht Erdwärme den Frost erträglicher.
Jetzt testen deutsche Straßenbauer die Asphalt-Heizung. Mitten im Rheinland, im Kleeblatt des Autobahnkreuzes Köln-Ost, errichten die Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) und der Gelsenkirchener Landesbetrieb Straßen.NRW derzeit auf einem 200 .000 Quadratmeter großen Terrain ein riesiges Testgelände.
Wärmeregulierbarer Straßenbelag spart Kosten
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Autoinsassen können die Arbeiten verfolgen: Wer von der A 3 aus Frankfurt kommend auf die A 4 nach Köln abbiegt oder von der A 4 auf die A 3 nach Oberhausen will, fährt direkt an der Baustelle für „Durabast“ vorbei. „Wir rechnen damit, dass das Gelände im Frühsommer 2017 in Betrieb geht“, sagte BaSt-Sprecher Christopher Gerhard unserer Redaktion.
Die „temperierte Straße“ ist eine Klimaanlage fürs Straßennetz – und das wohl spektakulärste Projekt. Oberflächennahe geothermische Wärme soll Fahrbahnen in Zukunft warm halten oder kühlen können: Wintertags dürfen die Temperaturen nicht unter plus 5 Grad sinken. Schnee, Blitz-Eis und in der Folge gefährliche Schlaglöcher werden so vermieden. Außerdem spart die Technologie Kosten. Streuwagen und Salz sind nicht mehr in dem Umfang wie heute nötig.
Erfahrungen der Geothermie auf Straßenbau übertragen
Die Straßenbauer gelangen durch Bohrungen an die Wärmequellen. Die Wärme wird in Röhren, die in den Straßenbelag eingebaut werden, an die Oberfläche befördert. „Die grundlegende Technik zur Nutzung von Geothermie scheint weitestgehend entwickelt zu sein", sagte ein Sprecher des Bundesamts. "Erfahrungen im Bereich des Wohnungsbaus liegen vor, im Verkehrsbereich beim Brückenbau. Diese Erfahrungen können auf Straßen übertragen werden.“
Auch im Sommer soll die Technik eingesetzt werden, um bei großer Hitze schmelzenden Asphalt zu vermeiden. Die Temperaturen dürfen dann nicht über 35 Grad steigen. Die Experten sprechen von „Kühlung der gebundenen Oberbauschichten. So werden Auswirkungen auf die Straßenbefestigungen durch den prognostizierten Klimawandel gemindert.“
Planung intelligenter Brücken, die auf Schäden hinweisen
6,8 Millionen Euro teuer ist der Aufbau des Testterrains, das 30 Jahre genutzt werden soll und das aus verschiedensten Straßen und Straßenbelägen besteht, um Griffigkeit und Haltbarkeit auf die Probe zu stellen. Straßen.NRW spricht von einer „Miniatur der Verkehrsinfrastruktur“. Oberflächen von Brücken werden zum Beispiel Sensoren erhalten.
So wird erforscht, ob Brückenbauten von sich aus Alarm schlagen können, wenn die Belastungen zu groß werden oder irgendwo ein gefährlicher Riss aufgetreten ist. Die Fachleute nennen das die „intelligente Brücke“ – eine Konsequenz aus den in letzter Zeit festgestellten massiven Beschädigungen, die ein dramatisch anwachsender Lkw-Verkehr an Rheinbrücken wie in Leverkusen (A 1) und Duisburg (A 40) angerichtet hat.