Hamburg. Der Bund fördert erneuerbare Energien. Bauherren, die sich für die Nutzung von Erdwärme entscheiden, dürfen sich über Zuschüsse freuen.
Während Solar- und Windenergie in den meisten Anwendungen in Strom umgewandelt werden, dient Erdwärme unmittelbar für die Heizung. Die Temperatur der Wärme aus der Erde muss dabei gar nicht besonders hoch sein.
Was ist Geothermie?
In den Tiefen der Erde schlummert ein mächtiges Wärmepotenzial, teils werden Temperaturen von mehreren Tausend Grad erreicht – die Geothermie. Bei Tiefen von 400 Metern sind es immer noch etwa 20 Grad. Sie kann man anzapfen. Für Häuser kommen meist Systeme in geringerer Tiefe zum Einsatz. „Dabei zirkuliert Wasser oder eine Wärmeträgerflüssigkeit in einem geschlossenen Rohrsystem im Untergrund und nimmt die Wärme aus dem Boden auf“, sagt Leonhard Thien, Vizepräsident des Bundesverbands Geothermie in Berlin. „Diese Wärme wird an die Wärmepumpe abgegeben. Die bringt sie auf das zum Heizen notwendige Temperaturniveau.“
Ist Geothermie auch im Norden nutzbar?
Zwar herrschen in Süddeutschland bessere geologische und hydrogeologische Voraussetzungen, um Erdwärme zu nutzen, aber auch der Rest Deutschlands kann von der Geothermie profitieren – und zwar von der oberflächennahen Variante. Um eine Heizung zu betreiben, reichen schon acht bis zwölf Grad Erdtemperatur. Und die ist bereits in einigen Metern Tiefe gegeben.
Was sind die Voraussetzungen?
Zunächst muss die Geologie passen. Geo-Infoportale im Internet klären über die Verhältnisse am Wohnort und sogar genau auf dem Grundstück auf. „Einfach Adresse eingeben, und schon bekommen sie die nötigen Informationen“, sagt Thien. Allerdings empfiehlt es sich, vor der Entscheidung einen Fachplaner für Geothermie oder ein Bohrunternehmen zu konsultieren. Denn es gibt je nach den konkreten Gegebenheiten verschiedene Möglichkeiten, die Wärme aus der Tiefe zu nutzen.
Welche Optionen sind das?
Das effizienteste geschlossene System zur Gewinnung von Erdwärme ist die Erdwärmesonde. Die Sonden kommen vertikal in den Boden, meist mit einer Tiefe von 50 bis 250 Metern. Der Platzbedarf ist vergleichsweise gering, oft reicht für die Bohrungen eine Fläche von der Größe einer Garageneinfahrt. Da bei Erdwärmesonden der Grundwasserschutz tangiert wird, können sie nur in Verbindung mit behördlichen Auflagen genehmigt werden. Die Alternativen sind Flächenkollektoren, Erdkörbe oder Energiezäune. Ein Bagger bringt sie oberflächennah in den Boden. Diese Systeme nutzen vor allem die Sonnenwärme und die des einsickernden Regens. Deshalb darf die Fläche über den Wärmetauschern nicht bebaut oder versiegelt sein. Außerdem ist der Flächenbedarf höher als der einer Erdwärmesonde.
Wann rechnet sich eine solche Heizung?
Eine Erdwärmeheizung ist zwar in der Anschaffung etwas teurer als eine herkömmliche Öl- oder Gasheizung. Das liegt vor allem an den Bohrungen oder Grabungen. Die Betriebskosten seien aber oft wesentlich günstiger, so Thien. „Eine gute Effizienz haben Erdwärmepumpen mit einer Jahresarbeitszahl, die größer ist als vier“, erklärt Alexander Knebel von der Agentur für Erneuerbare Energien. „Das bedeutet, dass sie mit einer Kilowattstunde Strom mehr als vier Stunden Wärmeenergie erzeugen.“ Förderung bedingt im Neubau eine Jahresarbeitszahl von mindestens 4,5. „Für die Wärmepumpe sollte Strom aus erneuerbaren Energien genutzt werden, beispielsweise Wind- und Solarstrom, damit das Klima rundum geschont wird“, meint Knebel.
Welche Heizanlage sollte mit Geothermie kombiniert werden?
Die versprochene Leistung wird oft nur erreicht, wenn das Gebäude einen hohen Energiestandard aufweist. Außerdem müssen Flächenheizungen, also Fußboden- oder Wandheizungen, eingesetzt werden, die mit Vorlauftemperaturen unter 40 Grad auskommen. „Verbraucher sollten eine Garantie vom Hersteller der Anlagen verlangen, dass ihre Produkte tatsächlich im Alltag die angegebene Leistung bringen“, rät Werner Neumann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Generell sollten deren Angaben kritisch hinterfragt werden. „Der tatsächliche Wirkungsgrad ist abhängig von der Temperatur der Wärmequelle und von der Heizanlage“, so Neumann.
Wie wird Geothermie gefördert?
Die Bundesregierung fördert das Heizen mit Erdwärme für Neubauten und für die Sanierung über ihr Marktanreizprogramm (MAP). Für den Gebäudebestand beträgt die Basisförderung bis zu 100 Euro je Kilowatt installierter Nennwärmeleistung, mindestens jedoch 4000 Euro je Anlage bei allen elektrischen Wärmepumpen mit den Wärmequellen Erdwärme oder Wasser oder 4500 Euro je Anlage bei gleichzeitiger Durchführung einer Erdsondenbohrung. Auch für den Neubau kann es einen Zuschuss von 4500 Euro geben. Außerdem erhält man derzeit beim Austausch einer fossilen Heizung gegen eine oberflächennahe Geothermieanlage mit Wärmepumpe einen 20-prozentigen Aufschlag auf den Förderbetrag des MAP. Und das Anreizprogramm Energieeffizienz sieht einen Pauschalbetrag von 600 Euro für die Optimierung der Heizungsanlage vor. Unter www.bafa.de gibt es weitere Infos.
Sind die Anlagen wartungsintensiv?
Da nichts verbrannt wird und daher kein Schornstein erforderlich ist, ist die Frage eher zu verneinen. Außerdem, so Thien, handelt es sich bei den Erdwärmesonden und Kollektoren um sehr robuste Systeme. Die Materialien sind für einen langfristigen Betrieb geeignet.