Bochum. . Tag der offenen Tür am Internationalen Geothermiezentrum der Hochschule. Erdwärme ist die Energiequelle der Zukunft. Forschungsbohrung abgeschlossen.

Für Professor Dr. Rolf Bracke ist die Sache klar. Wenn die Umstellung der Fernwärmenetze des Ruhrgebietes von fossilen auf erneuerbare Energiequellen gelingen soll, geht nichts an Geothermie, an Erdwärme vorbei. Na gut, der Mann ist Chef des Internationalen Geothermiezentrums an der Hochschule, da muss er das natürlich erst mal so sagen. Aber seine Erklärungen, warum der Wechsel eigentlich bereits gestern vollzogen sein sollte und warum es eigentlich keinen anderen Weg als den zur Geothermie geben kann, leuchten dann schon ein. „Wir können ja nicht das Sauerland abholzen“, sagt er zum Beispiel. Das könnte man natürlich schon. „Aber eben nur einmal. Biomasse ist endlich“, sagt Bracke. „Erdwärme gibt es immer.“ Und die eben auch tief in den Böden des Ruhrgebietes.

Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde auf dem instituseigenen Bohrfeld des Geothermiezentrums mit einer 500 Meter tiefen Forschungsbohrung begonnen. Sie wurde und wird nicht zur Gewinnung von Erdwärme genutzt, sondern bot und bietet nationalen und internationalen Wissenschaftlern die Möglichkeit, geowissenschaftliche Experimente in einer echten Bohrlochumgebung durchzuführen. Oder wie es Bracke sagt: „Wir wollen den Untergrund durchleuchten und jeden Stein kennenlernen.“

Vorbild ist München

Inzwischen kennen die Geothermiker ganz viele Steine. So viele zumindest, dass Bracke sagen kann, „dass wir im Ruhrgebiet mit der Nutzung von Erdwärme jetzt loslegen müssen. Jetzt ist übergestern“. Vorbild könne München sein. „Die Stadtwerke München stellen um auf Erdwärme. Die haben vor 15 Jahren damit angefangen. Aber wir im Ruhrgebiet können nicht nur besser Fußball spielen.“ Bis zum Gewinn der Meisterschaft in der Nutzung von Erdwärme aber wird es dennoch dauern.

Zunächst muss Bracke noch reichlich Überzeugungsarbeit leisten. Er macht das bei der Energiewirtschaft, der Politik, den Medien „und eben auch bei den Bürgern, unseren Nachbarn hier vor Ort“. Vor zwei Jahren waren die Bochumer bereits eingeladen, sich ein Bild von den beginnenden Bohrungen zu machen. Diesmal, zum vorläufigen Abschluss der 500 Meter-Bohrung, gab es erneut einen Tag der offenen Tür am Geothermiezentrum. „Wir wollen in den Dialog mit den Bürgern treten“, sagt Bracke. „Wir wollen Unterschiede der Energiegewinnung herausarbeiten, wollen Chancen, Risiken, Möglichkeiten herausarbeiten. Wir müssen das den Leuten erklären, dass wir irgendwann neben der Hochschule und der Ruhr-Uni auch Teile des Stadtgebietes mit klimafreundlicher Energie versorgen könnten.“