Bochum. . Das Ende der Industrie war der Untergang etlicher Arbeiterviertel im Ruhrgebiet. Heute sind Orte wie Marxloh und Schalke Zentren der Kriminalität.

Was haben Duisburg-Marxloh, die Dortmunder Nordstadt, der Essener Norden und der Gelsenkirchener Süden gemeinsam? Sie waren mal klassische Arbeiterbezirke. Heute sind hier viele Menschen zu Hause, die zugewandert sind und von Wohlstand nur träumen können. Kaum jemand von ihnen geht wählen, gute Jobs sind rar. Stattdessen hat die Polizei dort immer mehr zu tun. Die WAZ stellt Ihnen die Brennpunkte des Reviers vor. Orte, denen es nicht gut geht, die aber einen Vorteil haben: Nirgendwo sonst in der Region ist die Bevölkerung jünger.

Jugend als Zukunft der Brennpunkte

Und Jugend ist das, was eine alternde Gesellschaft wohl am dringendsten braucht, meint der Soziologe Klaus Peter Strohmeier, einer der renommiertesten Ruhrgebiets-Forscher und früher Professor an der Ruhr-Uni Bochum. "Kinder und Jugendliche müssten viel mehr als bisher das Ziel von Stadtentwicklung sein", sagt Strohmeier. Und er meint damit: besser ausgestattete Schulen und Kitas, neue Bildungsstätten mitten im Quartier und Angebote für Kinder aus armen Familien von den örtlichen Vereinen.

Als die Schwerindustrie das Ruhrgebiet prägte waren Orte wie die Dortmunder Nordstadt oder Duisburg-Marxloh "die Integrationsschleusen" der Städte, so der Professor. "Sie waren geprägt durch Zuwanderung sowie durch eine extreme Baudichte, sie waren voller Konflikte, und die Wohnungen dort waren klein. Aber die Bewohner hatten Arbeit. Verwandte und Nachbarn halfen sich gegenseitig. In Orten wie diesen entstand der Mythos Ruhrgebiet, von dem wir schwärmen."

Ideen sollen die Brennpunkte wieder attraktiv machen

Und heute? Aus den "Integrationsschleusen" wurden Abstellgleise. In die alten Malocher-Quartiere ziehen seit Jahren viele gering qualifizierte Zuwanderer. Und für die, die kommen, gibt es entweder gar keine Arbeit oder nur Billigjobs. Skrupellose Geschäftemacher aus dem kriminellen Milieu kassieren Mieten für elende Absteigen in Schrottimmobilien. Oft sind es nur Matratzenlager.

Was hilft gegen dieses Elend? "Vielleicht ein Renovierungsgebot für Hauseigentümer in den Brennpunkten", erklärt Strohmeier. Eines würde sicher helfen: Eine Re-Industrialisierung der Region, das Schaffen vieler neuer Arbeitsplätze. Aber das, sagt Strohmeier, wird es so schnell nicht geben.