Gelsenkirchen. . Doch das vorzeigbare Ergebnis nach dem Großeinsatz in Gelsenkirchen blieb überschaubar: gestohlenes Notebook, etwas Marihuana, Gewerbeverstöße.

Mit hohem Aufwand haben Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) bei einer Razzia an der Bochumer Straße im Stadtteil Ückendorf Ladenlokale und Personen überprüft. Mehr als einhundert Polizisten und Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht nahmen dabei fünf Geschäfte wie Shisha-Bars, Call-Shops und Wettläden unter die Lupe. Das Ergebnis – überschaubar:

Von städtischer Seite wurden mehrere „Ordnungswidrigkeiten- sowie Bußgeldverfahren eingeleitet“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. Ein Lokal sei vorübergehend geschlossen worden, „da kein Verantwortlicher – Geschäftsführer oder Eigentümer – vor Ort anzutreffen war“. Und die Polizei hat „ein gestohlenes Notebook und eine geringe Menge Betäubungsmitteln gefunden“, erklärt Polizeisprecher Olaf Brauweiler.

Eine Person wird an der Bochumer Straße durchsucht.
Eine Person wird an der Bochumer Straße durchsucht. © Funke Foto Services

Fazit: „Lohnender“ Einsatz

Beide Seiten bezeichnen in ihrem Fazit den Großeinsatz als „lohnend“. Von Seiten der Sicherheitskräfte heißt es, diese Aktion habe gezeigt, dass die Polizei den Fokus auf viele Dinge in der Stadt habe. Zugleich hebt sie den „präventiven Charakter“ solcher Maßnahmen hervor. Die Verwaltung freut sich darüber, dass bei der Kontrolle „niemand weglaufen konnte“ und kündigt an, derlei Aktionen im Zuge der Initiative „GeOS“ (Gemeinsam für Ordnung und Sicherheit) fortzusetzen.

Auf der Bochumer Straße in Ückendorf wurden am Dienstag Call-Shops, Sisha-Bars und Wettbüros kontrolliert.
Auf der Bochumer Straße in Ückendorf wurden am Dienstag Call-Shops, Sisha-Bars und Wettbüros kontrolliert. © Funke Foto Services

Jörg Klink von der Gewerkschaft der Polizei Gelsenkirchen hebt die Signalwirkung der Aktion hervor, spricht von einem „Stich ins Wespennest“ und „erhöhtem Kontrolldruck“, der nun auf krimineller Klientel laste.

Strafen im Bereich zwischen 30 und 50 Euro

Die Ordnungswidrigkeiten- sowie Bußgeldverfahren beziehen sich laut Schulmann auf nicht gemeldeten Alkoholausschank und den Jugendschutz (Rauchen). Weil sich in einer Shisha-Bar alle Angetroffenen als Gäste ausgaben und so kein „vertretungsberechtigter Angestellter“ auszumachen war, wurde das Lokal vorübergehend geschlossen und versiegelt. Die Erstverstöße würden mit Strafen im Bereich zwischen 30 und 50 Euro geahndet.

Bei den Personenkontrollen ist die Polizei auf „geringe Mengen Marihuana“ gestoßen, der gestohlene Laptop ist in einem der fünf Ladenlokale gefunden worden.

Der Groß-Einsatz gehört zum GeOS-Konzept, das die Polizei unter anderem mit dem Ordnungsamt verfolgt. Ein weiterer Partner ist das Verkehrsunternehmen Bogestra. Weil zugleich ein Durchsuchungsbeschluss nach einer Attacke auf Polizisten vorgelegen hatte, ist es zu der gebündelten Razzia am Dienstagabend gekommen.

Die Polizei wurde vom Ordnungsdienst unterstützt.
Die Polizei wurde vom Ordnungsdienst unterstützt. © Funke Foto Services
Kommentar von Nikos Kimerlis: Die Wirkung verpufft schnell 

Angesicht des Ergebnisses der Großaktion von Polizei und Ordnungsamt könnte sich jetzt Enttäuschung breit machen. So in der Art von: Die Razzia sei zu schiedlich-friedlich über die Bühne gegangen, spektakuläre Funde oder Ereignisse – haufenweise Diebesgut, Drogen, Krawall, Festnahmen – ausgeblieben. Zumal nach den Berichten über No Go-Areas und zahlreichen Übergriffen auf Polizei- und Ordnungskräfte. Im Ergebnis: eine Verschwendung von Steuergeldern.

Dem Gedanken ist entgegenzusetzen, dass die Polizei nicht nur allein dafür da ist, mit repressiven Maßnahmen gegen Kriminelle vorzugehen, sondern auch dafür, mit präventiven Maßnahmen Straftaten zu verhindern. Auch in diesem Kontext, in ihrer Wirkung, ist die Razzia einzuordnen. Lieber also einmal mehr kontrollieren, das ist jeden Cent wert.

Die Wirkung indes verpufft schneller, als den Sicherheitsbehörden lieb sein kann. Denn die Unterstützung durch die Einsatzhundertschaft ist nicht die Regel. Im Alltag hat die Polizei vielmehr den Mangel an Mensch und Material zu verwalten, was letztlich in einem Gefühl der Unsicherheit beim Bürger mündet. Wer mehr Polizei und Ordnung will, muss dafür in die (Steuer-)Kasse greifen.