Essen. . Für die Brennpunkt-Stadtteile im Ruhrgebiet fordern Sozialwissenschaftler mehr Polizisten mit Migrationshintergrund und ein umfangreiches Hilfspaket.
Mit mehr Polizisten, aber auch mit einem umfangreichen Hilfspaket sollen der fortschreitende Verfall der Problemviertel im Ruhrgebiet gestoppt und Sicherheit und Ordnung wieder hergestellt werden. Das fordern Sozialwissenschaftler und Polizei-Praktiker.
Hintergrund: Manche Orte im Ruhrgebiet versinken regelrecht im sozialen Elend und in Kriminalität. Die Dortmunder Nordstadt, Duisburg-Marxloh, der Essener Norden und Gelsenkirchens Süden sind die bekanntesten Brennpunkte im Revier. „Wir brauchen dort viel mehr Polizei. Und zwar möglichst Beamte, die selbst aus diesen Brennpunkten stammen“, sagte der Soziologe Klaus Peter Strohmeier der WAZ.
„Wir gehen überall hin. Wir lassen nichts mehr durchgehen.“
Dass ein „Aufrüsten“ der Sicherheitskräfte zum Erfolg führen kann, ist gerade in Duisburg-Marxloh zu beobachten. Die Polizei bekam zuletzt die Verstärkung, die sie wollte. Mehr als 30 Beamte sind nun zusätzlich vor Ort. „Wir gehen überall hin. Wir lassen nichts mehr durchgehen. Und die Bevölkerung nimmt das wahr“, sagte Duisburgs Polizeipräsidentin Elke Bartels zur WAZ.
Zusätzlich zu einer besseren Ausstattung der Sicherheitskräfte müssten Land und Bund laut Strohmeier massiv und schnell in die Bildung in den Problembezirken investieren. „Wir brauchen mehr Bildungs- und Erfahrungsorte in der Dortmunder Nordstadt oder im Gelsenkirchener Süden. Die Schulen und Kitas dort müssen privilegiert werden. Mehr Lehrer und die besten Pädagogen sollten dort arbeiten“, sagte der Professor.
Gewerkschaft fordert: „Ungleiches muss man ungleich behandeln.“
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) teilt diese Einschätzung. „Ungleiches muss man ungleich behandeln. Dort, wo die Herausforderungen am allergrößten sind, müssten viel mehr Stellen für Lehrer und Sozialarbeiter geschaffen werden. Zum Beispiel in benachteiligten Stadtteilen, in Schulen, die internationale Klassen haben oder sich besonders um die Inklusion bemühen“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer.
Wie tief der Graben zwischen den genannten Brennpunkten und den Städten, in denen sie liegen, ist, zeigt ein Blick in die Statistik. So liegt die Kriminalität in Marxloh etwa 50 Prozent über dem Duisburger Durchschnitt. In der Dortmunder Nordstadt ist die Arbeitslosigkeit doppelt so hoch wie in der Stadt Dortmund. Auch bedenklich: Nur wenige Bürger in diesen Brennpunkten nehmen noch an Wahlen teil.