"Unfassbar bitter" - Dortmunderin hilft nach Beben in Nepal
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Kathmandu/Ruhrgebiet. . Marianne Großpietsch engagiert sich seit Jahren in Nepal. Auch sie wurde vom Erdbeben überrascht. Duisburger ISAR-Helfer suchen nach Verschütteten.
Sie reiste, wie so oft, zum Helfen nach Nepal. Dann wurde sie selbst vom Erdbeben überrascht. Die Dortmunderin Marianne Großpietsch, die Ende der 80er-Jahre die Hilfsorganisation „Shanti Leprahilfe“ gründete, schläft seitdem beengt unter einer Zeltkonstruktion, so wie die meisten Menschen in Kathmandu. „Als es zu beben begann, haben wir im Türrahmen unserer Wohnung Sicherheit gesucht. Wir leben – und sind dankbar dafür!“
Die Situation in der nepalesischen Hauptstadt, Marianne Großpietsch beschreibt sie als „unfassbar bitter“. Jeden Tag erhöhe sich die Zahl der Toten. „Und hinter diesen Zahlen stehen Einzelschicksale, Menschen mit Geschichte. Viele Menschen liegen noch unter Geröll, sterben und man bekommt sie nicht raus“, erzählt die 71-Jährige, die wir gestern nachmittag telefonisch in Kathmandu erreichen.
Es fehle an Zelten, an Lebensmitteln, Medikamenten und Trinkwasser. Die Ängste der Bevölkerung seien riesig, man fürchte Seuchen. Deshalb versuchten viele Leute, die Stadt zu verlassen.
Marianne Großpietsch kennt Nepal wie nur wenige Deutsche. Ausgelöst durch die Patenschaft für ein an Lepra erkranktes Kind, engagiert sie sich seit Jahren in dem Land. Sie begründete eine Lepra-Klinik, eine an Waldorfpädagogik orientierte Schule für kranke und behinderte Kinder und betreibt Landbau für eine eigene Armenküche. Die Lepra-Klinik wurde auf einem Gelände gebaut, für das der Komiker Hape Kerkeling vor Jahren seinen 500 000 Euro-Gewinn aus „Wer wird Millionär? spendete.
Die Lebensmittel reichen noch bis Freitag
Ihre Klinik sei zum Glück erdbebensicher gebaut worden und deshalb nicht beschädigt worden, die Schule jedoch habe es hart getroffen. „Die Lebensmittel unserer Armenküche reichen noch bis Freitag. Wir bemühen uns, neue zu kaufen, wissen aber noch nicht, ob es überhaupt etwas zu kaufen gibt“, sagt die Dortmunderin.
Auch plane sie, in der Klinik Werkstätten zu räumen, um sie in Krankensäle für frisch Operierte umzuwandeln. Es fehle an den einfachsten Dingen. Etwa an Toiletten für die Zeltstadt, in der sie selbst lebt, weil auch ihre Wohnung in Kathmandu wegen der Erdbeben-Gefahr nicht mehr betreten werden darf. „Kloake und Trinkwasser laufen zusammen. Da ist das Risiko groß, dass hier Krankheiten wie Cholera und Typhus ausbrechen“, so Großpietsch.
In Kathmandu gelandet sind am Dienstag auch die Helfer der Duisburger Rettungsorganisation ISAR-Germany. 52 Katastrophenschützer, Ärzte, Krankenpfleger und sieben Rettungshunde. Wie so häufig wurden sie von den Vereinten Nationen angefordert, um in den Erdbeben-Gebieten nach Verschütteten zu suchen. „Unser Team ist schon unterwegs in ein Einsatzgebiet außerhalb von Kathmandu“, erklärt Sprecher Mark Rösen.
ISAR-Germany flog mit 15 Tonnen Material nach Kathmandu
Die ISAR-Leute haben mit einer eilig gecharterten Lufthansa-Maschine 15 Tonnen Material ins Land gebracht. Bergungsgerät, Medikamente vor allem, aber auch einen Behandlungsplatz für Intensiv-Medizin. „Wir suchen jetzt noch einen Platz, wo wir unser Feldlazarett aufbauen können“, erklärt Rösen. Zehn, elf Tage wollen die Duisburger bleiben. Doch noch stehen sie ganz am Anfang ihrer Arbeit.
Anders als Marianne Großpietsch, für die Nepal, ihre Projekte für die Menschen dort, längst zur zweiten Heimat geworden sind. Auch sie will bleiben. „So lange die Erde grummelt . . .“, sagt sie.
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