Solingen. . Gefälschte Kosmetika namhafter Hersteller waren aus China nach Deutschland gekommen. Nun wurden sie zerstört - vor dem Plagiarius-Museum in Solingen.

Es stinkt zum Himmel, im doppelten Sinne, aber das haben sie vorher gewusst. 7680 falsche Flaschen Parfüm zerbrechen am Freitag in Solingen in noch mehr Scherben: Zollbeamte befördern sie mit Schmackes in einen Container, dass man all’ die Werte bedauern könnte.

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Indes, es sind keine. Alles nur geklaut! Flakons, auf denen Dior steht, Giorgio Armani oder Jean Paul Gaultier, in denen „Amor Amor“ sein soll oder auch „Acqua di Gioia“, Freudenwasser also – aber es ist bloß Wasser mit Alkohol und etwas, nun, Geruch. Wenn man Glück hat. Denn tatsächlich riecht es „penetrant“ und „unangenehm“, wie Martin Ruppmann naserümpfend bemerkt, und der ist als Chef des Kosmetikverbands Besseres gewohnt. Hinzu kommt: Wer weiß schon, was die Fälscher in ihre „Düfte“ mischen, das keinerlei Qualitätskontrolle unterliegt, Allergien auslösen kann oder Schlimmeres? Kostbar jedenfalls kann es nicht sein, für ähnliche Produkte zahlte ein Importeur gerade einmal 87 Cent pro Fläschchen.

Der Import gefälschter Ware ist keine Straftat

Die Solinger Charge nun hat der Zoll im November im Hamburger Hafen entdeckt: Schals und Schirme aus China sollten im Container liegen, ein Röntgenbild bewies, es waren vielmehr Glas und Flüssigkeit. 28 500 Flakons und kein einziger Schirm! Niemand hatte sich die Mühe gemacht, die falsche Fracht zu verstecken. Und wirklich ist das Importieren gefälschter Ware in Europa keine Straftat. Einzig können die tatsächlichen Hersteller Schadenersatz fordern von den Händlern – und den Zoll dafür bezahlen, dass er sucht und findet.

I m vergangenen Jahr fand er nachgemachte Körperpflege-Produkte im Wert von 22,65 Millionen Euro an den deutschen Grenzen, 1,5 Millionen Fläschchen, Tuben, Tiegel und damit über die Hälfte mehr als 2013. Damit kletterten die Kosmetika an die Spitze der Plagiate, noch vor T-Shirts und Jogginghosen. Ein „dramatischer Zuwachs“, sagt Alwin Bogan vom Hauptzollamt Krefeld. Neben den großen Ladungen entdecken seine Kollegen „fast jeden Tag“ Gefälschtes im Postverkehr. Das hat dann jemand im Internet bestellt: „Ein Parfüm für acht Euro, das normalerweise 80 kostet. Da muss man sehr naiv sein, um das zu glauben.“

Zuschauer klagen über Kopfweh

Den Schaden hat der Kunde. Und die Branche. Über „Skrupellosigkeit“ klagt das Solinger Museum Plagiarius, das Beispiele sammelt und jährlich einen Preis für besonders dreiste Nachahmungen vergibt (in diesem Jahr für ein Parfüm!). Sechs Mülltonnen voll zerstört der Zoll also am Freitag vor der Museumstür. Nach der ersten Ladung klagen Zuschauer über Kopfweh, dem Förderband brennt die Sicherung durch. Der Scherbenhaufen übrigens ist – Sondermüll.

Original oder Plagiat? - Dreiste Kopien

Links das Original-Heißluftgebläse der Firma Steinel aus Herzebrock-Clarholz,  rechts das Plagiat aus China.
Links das Original-Heißluftgebläse der Firma Steinel aus Herzebrock-Clarholz, rechts das Plagiat aus China. © Aktion Plagiarius e.V.
Auch Möbelrollen werden kopiert. Links das Original der Firma Gross + Froelich aus Weil der Stadt. Rechts das Plagiat der Wagner System GmbH aus Lahr.
Auch Möbelrollen werden kopiert. Links das Original der Firma Gross + Froelich aus Weil der Stadt. Rechts das Plagiat der Wagner System GmbH aus Lahr. © Aktion Plagiarius e.V.
Für Laien nicht zu unterscheiden: Das Notfall-Beatmungsgerät der Firma Weinmann Emergency Medical aus Hamburg (links) und das Plagiat aus China.
Für Laien nicht zu unterscheiden: Das Notfall-Beatmungsgerät der Firma Weinmann Emergency Medical aus Hamburg (links) und das Plagiat aus China. © Aktion Plagiarius e.V.
Die LED-Taschenlampe von Zweibrüder Optoelectronics aus Solingen ist das Original (links), die von der Sang Sang Tech Co., Ltd in Hongkong vertriebene Version ist das Plagiat.
Die LED-Taschenlampe von Zweibrüder Optoelectronics aus Solingen ist das Original (links), die von der Sang Sang Tech Co., Ltd in Hongkong vertriebene Version ist das Plagiat. © Aktion Plagiarius e.V.
Auch vor Porzellankunst wird kopiert. Links das Original von Wunasia aus Wunsiedel, recht die Kopie der Rosenthal GmbH aus Selb.
Auch vor Porzellankunst wird kopiert. Links das Original von Wunasia aus Wunsiedel, recht die Kopie der Rosenthal GmbH aus Selb. © Aktion Plagiarius e.V.
Wer hat's erfunden? Die Schweizer. Und zwar die Firma SwizzzProzzz (links). Kopiert wurden die Küchengeräte von Firmen aus der Türkei und Indien.
Wer hat's erfunden? Die Schweizer. Und zwar die Firma SwizzzProzzz (links). Kopiert wurden die Küchengeräte von Firmen aus der Türkei und Indien. © Aktion Plagiarius e.V.
Selbst Käsereiben werden kopiert: Links das Original von Koziol aus Erbach, rechts das Plagiat, das in China hergestellt und von einem spanischen Unternehmen vertrieben wird.
Selbst Käsereiben werden kopiert: Links das Original von Koziol aus Erbach, rechts das Plagiat, das in China hergestellt und von einem spanischen Unternehmen vertrieben wird. © Aktion Plagiarius e.V.
Gleich mehrfach kopiert wurde der Spiralschneider der Firma GEFU Küchenboss aus Eslohe. Die Plagiate stammen aus den USA und aus China.
Gleich mehrfach kopiert wurde der Spiralschneider der Firma GEFU Küchenboss aus Eslohe. Die Plagiate stammen aus den USA und aus China. © Aktion Plagiarius e.V.
Optisch nicht zu unterscheiden: Das Sofa vom COR Sitzmöbel Helmut Lübke aus Rheda-Wiedenbrück (links) ist das Original. Kopiert wurde es von der Christmann GmbH aus Langenberg.
Optisch nicht zu unterscheiden: Das Sofa vom COR Sitzmöbel Helmut Lübke aus Rheda-Wiedenbrück (links) ist das Original. Kopiert wurde es von der Christmann GmbH aus Langenberg. © Aktion Plagiarius e.V.
Die rechten Parfumflaschen wurden vom Zoll am Hamburger Flughafen konfisziert, zusammen mit über 28000 anderen. Das Original (links) stammt von Beaute Prestige, einem Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf und Frankreich.
Die rechten Parfumflaschen wurden vom Zoll am Hamburger Flughafen konfisziert, zusammen mit über 28000 anderen. Das Original (links) stammt von Beaute Prestige, einem Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf und Frankreich. © Aktion Plagiarius e.V.
Dieses Plagiat hat den Sonderpreis
Dieses Plagiat hat den Sonderpreis "Oscarius" verliehen bekommen. Die Firma Simpleshow" hat Erklärvideos für Audi und die ManPowerGroup gebaut. Ein anderes Unternehmen namens "TYSV - Tell your Story Visually" lud die Videos herunter, tauschte in der letzten Szene das Simpleshow-Logo gegen das eigene aus und verwendete es als Referenz in Kunden-Mailings. © Aktion Plagiarius e.V.
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