Ruhrgebiet. . Gladbecks städtische Mitarbeiter müssen künftig auschecken, wenn sie rauchen wollen. Kein Einzelfall unter den Städten. In der Wirtschaft gibt es keine einheitliche Regel.

Als in Witten eingeführt wurde, dass Mitarbeiter der Stadt auschecken müssen, wenn sie rauchen wollen, war das eine bewegte Zeit. „Die Leute waren total begeistert“, spaßt Sprecherin Lena Kücük; es gab pro, contra und eine Entscheidung: Denn „wenn der Kuchen redet, haben die Krümel Pause.“

Gerade redet der Kuchen in Gladbeck in Gestalt von Bürgermeister Roland und führt die Regel ein. Auch dort rumort es, dabei ist Gladbeck eine der letzten Städte, in der Raucherpause und Arbeitszeit kein Widerspruch sind. Die meisten Städte im Ruhrgebiet, ergab eine Rundfrage, haben das übers Ausstempeln geregelt. Gelsenkirchen aber nicht, und das sei auch nicht vorgesehen, sagt Sprecher Martin Schulmann: „Das geht friedlich-schiedlich und ist für alle in Ordnung.“

Alltours zahlte eine Art Nichtraucherprämie

Was die Städte geklärt haben, ist in der Wirtschaft offen. „Es gibt keinen Anspruch auf Raucherpausen, und eine Raucherpause gehört definitiv nicht zur Arbeitszeit, sondern zur Freizeit“, sagt Ralf T. Krüger vom Essener Führungskräfteverband DFK. In den meisten Firmen werde aber „stillschweigend geduldet“, dass Mitarbeiter den Arbeitsplatz verlassen, um zu rauchen. Das könne zu Konflikten führen, wenn die anderen in dieser Zeit Arbeit miterledigen müssten, Telefondienst etwa.

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Tatsächlich ist die Regel, dass es keine einheitliche gibt. Beim Neu-Düsseldorfer Reisekonzern Alltours müssen Mitarbeiter, die rauchen wollen, auschecken und auch das Gebäude verlassen. Es gab einmal eine Art Nichtraucherprämie, nun zahlt Alltours allen Mitarbeitern 50 Prozent der Jahresgebühr für ein Fitness-Studio. Im Konzernquartier von Thyssen-Krupp gibt es Raucherräume und die Möglichkeit, außerhalb der Gebäude zu rauchen. Beim Chemiekonzern Evonik ist Rauchen nur in den ausdrücklich gekennzeichneten Raucherzonen oder Raucherräumen gestattet.

„Vertrauensvoller Umgang mit dem Thema Arbeitszeit“

Auch beim Energiekonzern RWE gibt es keine formale Regelung zum Rauchen während der Arbeitszeit. „Ganz grundsätzlich setzen wir aber auf einen vertrauensvollen Umgang mit dem Thema Arbeitszeit“, heißt es. „Vertrauensvoll“ ist natürlich immer gut, doch gibt es aus einem Rathaus auch die flotte Formulierung, dass „nicht jeder, der rauchen geht, das Terminal zum Auschecken unbedingt findet“. Gladbeck darf man aber voraussagen: Am ersten Tag wird es keinen Verstoß geben. Die Regel gilt von Sonntag an.