Paris. Cherif und Said Kouachi werden nach dem Massaker bei „Charlie Hebdo“ als mutmaßliche Mörder gesucht. Die Polizei kannte die beiden.
Die Extremisten im Internet jubeln. Am Tag nach der Bluttat von Paris feiern radikale Muslime in den Sozialen Medien den Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“. Sie halten die zwei Attentäter für Helden. „Möge Allah unsere französischen Brüder belohnen“, schreibt ein Nutzer mit dem Namen „Abu Dujana“ auf Twitter. Dort kursiert auch ein Foto. Es zeigt, wie Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) syrische Soldaten enthaupten. Der Titel zu dem Bild droht unverhohlen: „Wir fangen an, eure Leute auf euren Straßen abzuschlachten.“
Verdächtiger hat offenbar seinen Pass verloren
Die Franzosen sind entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Sie rücken enger zusammen, während die Polizei die mutmaßlichen Mörder jagt. Es sind Said (34) und Cherif Kouachi (32), zwei Brüder aus einem Pariser Problemvorort. Die Polizei kam ihnen offenbar auf die Spur, weil Said beim Wechseln des Fluchtfahrzeugs seinen Pass verlor – eine Dummheit, die nicht so recht zum kaltblütigen Verhalten der Terrorbrüder passen will.
Die Brüder sind in Frankreich geboren. Die Eltern stammen aus Algerien, verstarben früh. Die Brüder wuchsen im Heimen auf. Die Polizei hat zumindest Cherif überwacht, so Frankreichs Innenminister Cazeneuve. Es habe aber keine Hinweise auf einen geplanten Terrorakt gegeben.
Cherif ist ein bekannter Islamist. „Le Monde“ berichtet, er habe sich den Namen „Abu Issen“ gegeben. Er sei verhaftet worden, als er nach Syrien ausreisen wollte, um in den Irak zu gelangen. Er wollte nach der zweiten amerikanischen Intervention dort an der Seite von Dschihadisten gegen die US-Soldaten kämpfen.
Vor Gericht erzählte er, die Folterbilder aus dem Gefängnis Abu Ghraib hätten ihn motiviert. Und er sagte gegen Farid Benyettou aus, einen radikalislamischen Prediger, den er in einer Pariser Moschee kennengelernt hatte und der offenbar schon junge Muslime nach Irak in den heiligen Krieg geschickt hat. Laut französischer Medien nannte sich Cherif damals einen „Gelegenheitsmuslim“, der gern gekifft habe.
Said Kouachi im Visier der Ermittler
Cherif bekam drei Jahre Haft, die nach eineinhalb Jahren zur Bewährung ausgesetzt wurden. Sein Verteidiger Vincent Ollivier erinnert sich an einen jungen Mann, der erleichtert darüber schien, dass ihm seine Festnahme eine Karriere als Gotteskrieger erspart hatte. Erst im Gefängnis sei er wirklich radikalisiert worden. Nach seiner Entlassung leitete er den Fischstand eines Supermarkts. Schon 2010 ermittelte die Polizei wieder gegen ihn. Diesmal soll er beim Befreiungsversuch des inhaftierten islamistischen Terroristen Ali Belkacem dabei gewesen sein. Belkacem gehörte zur algerischen Islamistengruppe GIA und sitzt wegen eines Anschlags in Paris 1995, bei dem acht Menschen starben, eine lebenslange Haftstrafe ab.
Jagd auf Attentäter
Über Cherifs älteren Bruder Said ist weniger bekannt. Auch er soll 2010 im Zusammenhang mit den Aktivitäten seines Bruders im Visier der Ermittler gewesen sein. Nachweisen konnte man ihm nichts. Doch das Amateurvideo, auf dem die Hinrichtung eines Polizisten und die Flucht der Täter zu sehen ist, zeigt, dass sie militärisch trainiert sind. Sie halten die Waffen dicht am Körper. „Wie gut trainierte Killer mit militärischer Ausbildung“, sagte ein ehemaliger französischer Geheimdienstmitarbeiter. Mit der Einschränkung allerdings, dass solche Profis niemals einen Ausweis dabei haben.