Berlin. . Bundeskanzlerin Merkel betonte am Tag nach dem Anschlag in Paris das „sehr gute Verhältnis“ zur übergroßen Mehrheit der Muslime. Pegida dagegen sieht sich durch den Anschlag bestätigt.
Einen Tag nach dem Attentat von Paris hat sich die Kanzlerin demonstrativ vor die rund vier Millionen Muslime in Deutschland gestellt: „Wir haben mit der überübergroßen Mehrheit ein sehr gutes Verhältnis“, erklärte Angela Merkel gestern. Nur vereinzelt gebe es in Deutschland Kräfte, die sich Dschihadisten angeschlossen hätten.
Auch andere Regierungsmitglieder betonten den Zusammenhalt der Gesellschaft über Religionsgrenzen hinweg. Justizminister Heiko Maas (SPD) etwa forderte, Muslime jetzt nicht unter Generalverdacht zu stellen: „Terror hat mit dem Islam nichts zu tun“, sagte Maas. „Eine Spaltung unserer Gesellschaft, einen Kampf der Kulturen dürfen wir nicht zulassen.“
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Die klaren Worte haben ihren Grund: Politiker der Koalition wie der Opposition fürchten, dass der Terroranschlag in Frankreich verbreitete Vorbehalte gegen den Islam hierzulande noch vergrößert – und vor allem die islamfeindliche Pegida-Bewegung das Verbrechen nutzt, um Ängste weiter zu schüren. Merkel hat daher mit SPD-Chef Sigmar Gabriel und CSU-Chef Horst Seehofer schon abgesprochen, solchen Spaltungsversuchen klar zu begegnen. Es dürfe kein Öl ins Feuer gegossen werden, heißt es in Koalitionskreisen.
Islamfeindliche Pegida-Bewegung sieht sich im Aufwind
Ob es hilft, dass die großen Muslim-Verbände hierzulande den Terroranschlag schnell und scharf verurteilt haben? Die islamfeindliche Pegida-Bewegung sieht sich bereits im Aufwind, den Terrorakt sieht sie als Bestätigung ihrer Warnungen. Der Anschlag „scheint Wasser auf unsere Mühlen zu sein“, schreibt die Organisation auf Facebook. Für die Demonstration in Dresden am Montag ruft Pegida dazu auf, die Teilnehmer sollten mit Trauerflor als Gedenken an die Terroropfer erscheinen. Auch Teile der AfD sind bereit, auf den Zug aufzuspringen. Nachdem AfD-Vize Alexander Gauland erklärt hatte, mit dem Anschlag erhielten die Pegida-Forderungen „Aktualität und Gewicht“, sprach seine Vize-Kollegin Frauke Petry gestern von „inhaltlichen Schnittmengen“ mit Pegida.
Die sächsische AfD-Chefin hatte sich zuvor mit sieben Pegida-Mitgliedern getroffen, allerdings ohne eine konkrete Zusammenarbeit zu vereinbaren. SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann warnte: „Pegida und AfD müssen aufpassen, dass sie nicht das Geschäft der Terroristen betreiben.“ Doch ist der Kurs in der AfD umstritten. Parteichef Bernd Lucke mahnte, man dürfe die Gewalttat zweier Extremisten nicht einer ganzen Religionsgemeinschaft anlasten, deren Großteil aus friedliebenden Menschen besteht.