Essen. Niederträchtig, gemein: Der Enkeltrick, dem hoch betagte Senioren zum Opfer fallen, empört immer wieder die Menschen. Am Freitag begann vor dem Landgericht Essen ein Prozess gegen drei Angeklagte, die an den Betrügereien mitgewirkt haben. Freundlich geben sie sich.
Geständig sind sie und reumütig. Verantwortlich ist das angeklagte Trio für Betrügereien, denen ausschließlich Senioren zum Opfer fallen. Der Enkeltrick ist am Freitag Thema am Landgericht Essen.
Sechs Fälle hat Staatsanwalt Thomas Holz angeklagt, von „niederträchtigen Taten“ spricht er. Ermittlungen der Hamburger Polizei, daher kommen die Essener Fälle, geben Einblick in die Strukturen. In Polen sitzen die „Keiler“. Sie suchen Telefonanschlüsse heraus, hinter denen sie dank der Vornamen („Heinrich, Elfriede“) betagte Senioren vermuten. „Kennst Du mich noch?“, wird gefragt. Wenn der Angerufene einen Namen nennt, schnappt die Falle zu. 30.000 Euro für ein zwangsversteigertes Haus, das als Schnäppchen gibt, werden erbeten. Oder 15.000 für ein Auto.
16.000 Euro von der Roma-Vereinigung
Hat das Opfer angebissen, ruft der Keiler aus Polen die Logistiker in Deutschland an, in diesem Fall die Essener Angeklagten, 45 bis 51 Jahre alt. Aufgabe der Logistiker ist es, die Abholer zu den Opfern zu schicken.
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Am 20. August 2013 hatten die Keiler es geschafft, dass eine 77-Jährige Essenerin ihrem „Neffen“ 15.000 Euro für ein Auto geben wollte. Bevor es zur Übergabe kam, schaltete sich die Tochter ein und rief die Polizei. Bereits kassiert hatte eine Abholerin bei einem 88-Jährigen in Essen-Horst, der dachte, er müsse seinem „Schwager“ 15.000 Euro für die Ersteigerung einer Wohnung leihen. Nach der Übergabe nahm die Polizei die Abholerin fest.
Den Rest der Bande ergriff die Polizei im Mai in Deutschland und Polen. Der Essener Romus S. gestand schnell. Sein Verteidiger Wolfgang Küpper-Fahrenberg überreichte einer 77-Jährigen 16.000 Euro, die sie einer Abholerin ausgehändigt hatte. Das Geld kam nicht vom Mandanten, der Hartz IV bezieht. Die Roma-Vereinigung stellte es zur Verfügung, sagte der Anwalt. Zum Urteil soll es im Dezember kommen.