Essen. Von Peking über das Ruhrgebiet und Berlin bis nach Washington arbeiten Kollegen an der WAZ und waz.de. Auszüge aus einem Tag im Januar 2018.
2.00 Uhr MEZ. In Peking ist es neun Uhr früh. Felix Lee setzt seine Kaffeemaschine in Gang – und zugleich ein komplexes Räderwerk, das innerhalb von 24 Stunden eine Zeitung produzieren wird.
Unser Mann in China ist der fernöstlichste unserer Korrespondenten, einer von 17 die aus Kapstadt, Kairo oder Bangkok für die WAZ schreiben. Was könnte heute in Fernost Thema werden? Lee studiert als erstes Xinhua, Kyodo und Yonhap, die wichtigsten Nachrichtenagenturen.
4.00 Uhr. Dirk Hautkapp geht schlafen. Der Mann in Washington ist unser westlichster Korrespondent. Bei ihm ist es jetzt 23 Uhr – und er muss früh raus. Wie wir sehen werden.
Felix Lee ist inzwischen bei einer Pressekonferenz in der Großen Halle des Volkes in Peking. Er notiert die Worte des chinesischen Außenministers zu Aufrüstung und den Spannungen mit den USA wegen Taiwan. Später wird er das, was der Minister sagt, für die WAZ-Leser übersetzen – nicht nur ins Deutsche.
5.00 Uhr. Am Online-Desk der Berliner Zentralredaktion läuft der Frühdienst auf. Von wegen Journalisten sind Nachteulen.
5.30 Uhr. Annika Rinsche, ebenfalls Onlinerin, trifft in der Essener Hauptteilredaktion ein. Noch vor dem Frühstück wollen die Pendler wissen, wo es sich heute staut, welche Züge fahren, welche nicht. Früher schauten die Menschen auf die Nachrichtenseiten, wenn sie ins Büro kamen, danach flauten die Zugriffe ab mit neuen Spitzen am Mittag und Abend. Seit es Smartphones gibt, steigen die Zugriffszahlen ab 5.30 Uhr stetig. Rinsche ruft Feuerwehr und Polizei an und checkt, was in der Nacht passiert ist, dann schaut sie aufs Wetter. Braut sich da wieder was zusammen, zuletzt war es ja ziemlich stürmisch?
8.00 Uhr. Felix Lee hat der Redaktion sein Themenangebot geschickt, Zeit für ein Mittagsschläfchen.
In Essen beginnt der „Community-Manager“ den Dienst. Er schaut, was die Menschen in den sozialen Netzwerken bewegt, tauscht sich mit den Lesern auf WAZ.de und auf Facebook aus.
9.00 Uhr. Reporterin Annika Fischer nimmt ihren Platz im Düsseldorfer Loveparade-Prozess ein. Sie verfolgt das Verfahren von Anfang an. Heute sollen interessante Zeugen aussagen. Könnte der Aufmacher auf Rhein-Ruhr werden, das ist die „Seite 3“ der WAZ.
9.15 Uhr. Im Briefkasten der Oberhausener Lokalredaktion (nur eine von vielen der WAZ, aber die einzige, um die es hier der Übersicht halber gehen wird) findet Sekretärin Karin Bertram einen anonymen Brief: 33 Mitarbeiter des Klinikums würden freigestellt, heißt es.
Langsam wird in Essen klar: Es wird doch ein stürmischer Tag. Annika Rinsche schickt die erste Orkanwarnung als Eilmeldungs-Banner aufs Portal und als Push-Mitteilung an die WAZ-App-Bezieher. Es folgt die Entscheidung: Wir starten einen Liveticker. Am 18. Januar, dem „Friederike“-Tag, zählte WAZ.de schließlich 350 000 Leser und über eine Million Seitenaufrufe.
9.30 Uhr. Das Team der WAZ-Hauptteil-Redaktion in Essen macht sich nach und nach ans Werk. Ein früherer Arbeitsbeginn ergibt keinen Sinn, denn der Redaktionsschluss soll möglichst spät liegen, damit das Blatt aktuell ist. Kaum eingetroffen, wird Reporter Hubert Wolf von Frank Preuß, dem Chef der Seite 3, gleich wieder rausgeschickt: Gucken, wie schlimm der Sturm wirklich tobt, am Dortmunder Bahnhof geht angeblich schon gar nichts mehr ...
Am Produktions-Tisch, wo die Seiten gestaltet werden, studiert Michael Hermes die Mitteilung aus der Anzeigenabteilung: Wo muss er auf den Zeitungsseiten Platz reservieren?
Überhaupt wird in der Ära des Großraumbüros viel in Tischen gedacht: Der „News-Desk“ etwa ist der Tisch, an dem die Kollegen die Nachrichten im Auge behalten und die Zeitung „umschmeißen“, wenn sich ein wichtigeres Thema zeigt. Zeitweise sitzen hier auch die Vertreter der Ressorts Kultur, Politik, Wirtschaft und Rhein-Ruhr.
Der Sport kommt für Absprachen vorbei. Lutz Heuken, Chef des Nachrichtentisches und der Seite 1, verschafft sich wie die Kollegen einen Überblick mit Hilfe von Agenturen, Zeitungen, Internet und den eigenen Lokalredaktionen, dann ruft er die beiden Düsseldorfer Korrespondenten an. Was wird heute das größte Thema sein? Armin Laschet zur Schulpolitik, der Dieselskandal oder Schrottimmobilien in den Städten? Das Wetter, weiß Lutz, ist nie zu unterschätzen.
Das Telefon von Dirk Hautkapp klingelt. Ein Kollege der Berliner Redaktion will wissen, ob Dirk heute Reaktionen zu Trumps neuester Twitterattacke liefern wird. Werde er – wie per Mail angekündigt, knurrt Hautkapp ins Telefon. Aber später. Das politische Washington schlafe um 4.30 Uhr Ortszeit noch. Er eigentlich auch. Gern.
10.00 Uhr. Felix Lee beginnt zu schreiben. Die Online-Kollegen konferieren, natürlich an ihrem Tisch. „Läuft der Sturm-Ticker“, fragt Annika Rinsche. Ein Kollege kümmert sich um diese Live-Berichterstattung. Zu welchen Themen kann noch „Mehrwert“ geliefert werden: interaktive Karten, Fotostrecken, Videos? Steht die Live-Schaltung zum Loveparade-Prozess?
10.15 Uhr. Redakteurin Nadine Gewehr trifft in der Oberhausener Redaktion ein – mit selbst pürierten Smoothies für alle. Lokalchef Peter Szymaniak ist begeistert: „Spart mittags Zeit fürs Schreiben und die Recherche.“
Ein Leser aus dem Oberhausener Norden fragt per Mail nach: In der Nacht habe die Erde leicht gebebt, „was war da los?“ Die Ursache ist rasch geklärt: Gesteinsspannungen im Bottroper Bergwerk Prosper Haniel waren Auslöser, wieder einmal. Gewehr postet die Nachricht auf WAZ.de und Facebook. Dann ruft sie beim Krankenhaus an: „Stimmt es, dass Sie Leute entlassen wollen?“
10.30 Uhr. Am Essener Konferenztisch (!) versammeln sich Vertreter aller Ressorts um Chefredakteur Andreas Tyrock. Die Zentralredaktion in Berlin ist per Video zugeschaltet. Deren rund 80 Kollegen schreiben und produzieren Material für mehrere Zeitungen, die zur Funke Mediengruppe gehören, darunter das Hamburger Abendblatt und die Berliner Morgenpost. Sie behandeln die internationalen und deutschlandweiten Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, während die WAZ-Hauptteilredaktion in Essen alle NRW-Themen aus diesen Bereichen sowie Regionales, Kultur und Sport bearbeitet. Zunächst stellt der Berliner Chefredakteur Jörg Quoos das Angebot vor.
Dann geht’s in Essen um die eigene Planung und die Bewertung des gesamten Angebots. Jede Planung ist nur vorläufig, so auch die heutige für die Seiten eins und drei. Den Sturm hatten wir gestern noch nicht auf der Liste. Aber wohin dann mit Annika Fischers Bericht vom Loveparade-Prozess, der auf Rhein-Ruhr stehen sollte? „Könnte der Sturm nicht auch Tagesthema sein?“, also die Seite zwei, regt Frank Preuß an. Nein, da muss Trump laufen, sagt Andreas Tyrock – zusammen mit dem Kommentar von Dirk Hautkapp. „Ein schönes Paket“. Und wie groß machen wir die Vorwürfe gegen das Oberhausener Klinikum, fragt Lutz Heuken – falls sie sich durch Recherche erhärten lassen?
11.00 Uhr. Die „Blattkritik“ ist fester Bestandteil der Konferenz; die Volontärin Thuy-An Nguyen übernimmt sie heute. Sie ist extra früher aufgestanden, um jedes Wort zu lesen, jeden Widerspruch aufzudecken. Sie bemängelt Tippfehler, ein flaues Bild und den „unterirdischen“ Text auf, na egal, auf welcher Seite. Jedes Ressort kriegt irgendwann sein Fett weg, mal diplomatisch, mal knallhart.
In Oberhausen meldet sich ein empörter Abonnent: Er habe keine Zeitung erhalten. Die kostenlose Nachlieferung wird angeleiert.
11.30 Uhr. Thomas Kloß, Online-Chef in Berlin, ruft auf dem Weg in sein Büro ein erstes Mal „FERTIGWERDEN!!!“ in die Redaktion. Acht Stunden zu früh, aber er war ja einst in Essen als Chef vom Dienst verantwortlich dafür, dass alle Seiten pünktlich rausgingen. Der Spruch hat sich irgendwann verselbstständigt.
Dirk Hautkapp in Washington sitzt an seinem Schreibtisch, gegen fünf Uhr seiner Zeit (10 Uhr MEZ) steht er in der Regel auf. „Anders ist meine erste Deadline gegen 16.30 Uhr deutscher Zeit nicht zu schaffen“, erklärt der USA-Korrespondent. New York Times, Washington Post und das Wall Street Journal sind Pflichtlektüre beim Frühstück. Dazu beobachtet er die großen Sender von CNN über NBC bis Fox News, Regionalzeitungen wie den Boston Globe, die LA Times oder die Times Picayune in New Orleans. Und auf die Internet-Portale von Slate über Buzzfeed bis Axiom hat er auch ein Auge. Seine Pläne für den Tag hat er bereits am Vorabend an Berlin gemailt. Da Trump so hektisch agiert, muss er oft Themen nachreichen. Maximal bis 17 Uhr seiner Zeit (22 Uhr MEZ) hat Dirk Chancen, etwas unterzubringen.
11.35 Uhr. Ein älterer Herr schiebt sich mit seinem Rollator in die Oberhausener Redaktion: Ob man freundlicherweise seine Einladung fürs Skat-Traditionsturnier verbreiten könne. Kann man. Das Krankenhaus hat auch endlich zurückgerufen. Der Klinik-Manager will um 17 Uhr Auskunft geben, in seinem Büro.
11.45 Uhr. „Was macht Bochum?“ Frank Preuß leitet die Telefonschalte des Rhein-Ruhr-Ressorts mit den zwölf Lokalredaktionen der WAZ (ohne Stadtteilredaktionen). Deren Themenkonferenzen sind gerade beendet. Insgesamt nennen die Kollegen Frank Preuß etwa 40 Themen. Der Prozess in Bochum hört sich spannend an; vielleicht was für den „Aufsetzer“, den zweitgrößten Text unten auf der Rhein-Ruhr-Seite. Da der Angeklagte aus Herne kommt, können die Kollegen dort den Text übernehmen. Für das neue Start-up-Unternehmen in Duisburg dürften sich die Wirtschaftskollegen interessieren.
Oberhausen will dem „Anonymen Brief“ erst einmal gründlicher nachgehen. Als wichtigstes Thema legen Peter Szymaniak und seine Stellvertreterin Andrea Rickers vorläufig fest: Warum fehlen unseren Schulen so viele Lehrer und Sonderpädagogen? Im Journalismus ist Schubladendenken eben weit verbreitet: Wir müssen die Nachrichten immer wieder nach Wichtigkeit sortieren.
12.30 Uhr. Die ersten Kämpfe sind gefochten, Zeit fürs Mittagessen. Ayhan Esler bietet in der Kantine Schwäbische Gemüsepfanne an. Frank Preuß bittet darum, die Maultaschen gut abtropfen zu lassen (es gibt nichts Schlimmeres als Suppe, wo keine hingehört. Nur Koriander ist schlimmer). Ayhan lächelt, er kennt das schon.
13.00 Uhr. Michael Bresgott kommt von einem Termin mit Oberhausener Bürgern, die sich über Straßenlärm beschweren. Seine schwarze Daunenjacke legt er gewohnheitsmäßig nicht ab – sicher muss er gleich wieder raus.
„Wo wart ihr denn alle, Mittagessen mal wieder?“ will Reporter Andreas Böhme von seinen Kollegen im Rhein-Ruhr-Ressort wissen. Er bringt sich immer Brötchen mit, und war am Morgen bereits unterwegs, traf Polizisten, die ihm von ihrem Berufsalltag berichteten.
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Hubert Wolf hat am sturmumtobten Dortmunder Bahnhof „Gestrandete“ gefunden und sich von ihren Nöten berichten lassen. Eine Kurzfassung seiner Geschichte hat er bereits fürs Internet geschrieben. Mit Frank Preuß spricht er nun ab, wieviel Text er für die Seite 3 liefern soll.
Annika Fischer meldet sich aus Düsseldorf. Nur in der Mittagspause des Loveparade-Prozesses darf sie ihr Handy benutzen. Sie erfährt, dass ihr Bericht nur der Aufsetzer werden kann – wenig erbaulich.
13.30 Uhr. Annika Rinsche will Feierabend machen. Die Tagschicht ist seit 9.30 Uhr da, der Spätdienst beginnt gegen 15 Uhr. Ausgerechnet jetzt kommt der Anruf aus Oberhausen: „Bei uns haben sie gerade einen Blindgänger gefunden, der muss noch heute entschärft werden. Eine Meldung (welche Straßen sind gesperrt, wo kommt man noch durch) ist schnell auf dem Portal, die Oberhausener Kollegen liefern Text, Foto und Video.
14.05 Uhr. Anruf des Krankenhauses in der Oberhausener Redaktion. Der Geschäftsführer habe nun doch schon Zeit. Ob die Kollegin Gewehr wohl früher kommen könne?
15.00 Uhr. Felix Lee klappt den Rechner zu. Bei ihm ist es 22 Uhr, alle Texte sind abgeschickt, und der Ferne Osten geht nun zu Bett, auch politisch.
Lutz Heuken telefoniert mit Heiko Sakurai, der heute die Karikatur für Seite 2 liefert. Drei Vorschläge hat er geschickt, alle drei sind gut. Doch nur einer kann ins Blatt.
16.00 Uhr. Spätestens jetzt wird geschrieben. Um diese Zeit ist es am ruhigsten im Essener Großraum, den sich Kultur, Wirtschaft, Politik und Rhein-Ruhr sowie das „Wochenende“ teilen.
In Oberhausen ist Lokalchef Peter Szymaniak auf einem Termin, drum beginnt Andrea Rickers die Nachmittagskonferenz eben ohne ihn, um den morgigen Tag zu besprechen.
17.30 Uhr. Redaktionsbote Uwe Hoch kommt zum dritten und letzten Mal an diesem Tag, um Briefe mitzunehmen oder abzugeben. Schließlich wollen wir auch unseren Lesern antworten, die keine Email-Adresse haben. Außerdem sammelt Uwe die Fußballtipps ein. „Denk dran“, sagt er traditionell zum Abschied. „Die Post muss raus.“ Er meint nicht nur seine eigene, wie wir noch sehen werden.
In Oberhausen ist nun klar: Es gibt keine Massenentlassungen in der Klinik, ein Dutzend Krankenschwestern wird allerdings in die Altenpflege versetzt. Die aktuelle Ausgabe wird nicht mehr verändert. Das Thema kann sinnvollerweise morgen breiter recherchiert werden. Es gilt zu überprüfen, wie die Situation in anderen Kliniken aussieht. Frank Preuß sichtet noch einmal das Nachrichtenangebot, um nun den großen Meldungsplatz zu füllen, den er für Oberhausen freigehalten hat.
18.00 Uhr. Andreas Tyrock und Alexander Marinos, der stellvertretende WAZ-Chefredakteur, treten vor die große Bildschirm-Wand am „Newsdesk“ in Essen. Qualitätskontrolle. Die ersten Seiten aller WAZ-Lokalausgaben werden hier allabendlich eingeblendet, einige sind um diese Zeit so gut wie fertig, andere noch „Baustelle“. Unter anderem kommen Lutz Heuken hinzu, Frank Preuß und HDS (viele Kollegen tragen Spitznamen anhand des Autorenkürzels). Heinz-Dieter Schäfer ist Chef des Regiodesks, also eines weiteren Tisches. Sein Team übernimmt die Seitengestaltung für mehrere Lokalredaktionen. Sie schauen gemeinsam vor allem auf Fotos und Überschriften. Warum ist jenes Thema nicht auch im Hauptteil? Gibt es kein lebhafteres Foto? Oberhausen hat aber eine starke Zeile!
18.30 Uhr. Andreas Tyrock „kippt“ das Bild vom leer gefegten Dortmunder Bahnhof, das für die Titelseite ausgesucht wurde. Bildchef Felix Heyder hat längst alternative Fotos vorbereitet, normal bei solchen Lagen. Die Runde entscheidet sich nach kurzer Diskussion für ein anderes, das die Feuerwehr beim Wegschaffen eines umgestürzten Baumes zeigt.
19.00 Uhr. In Essen wird die Zeitung ausgedruckt und gelesen. Ebenso in Oberhausen: Alle acht Lokalseiten und die beiden Nachbarschaftsseiten hängen in Reihe. Das Team begutachtet Schlagzeilen (treffend, spannend, verständlich?), Fotos (Hingucker?) und sucht nach „Doubletten“. Manchmal schafft es ein Thema zweimal in die Zeitung – der Alptraum eines jeden Blattmachers.
19.15 Uhr. Kulturreporter Lars Ludwig von der Gönna macht sich auf den Weg ins Musikzentrum Bochum. Er wird in der ersten Reihe sitzen und dem Dirigenten Steven Sloane auf die Finger schauen. Er hat die Expertise.
19.30 Uhr. Die „Postausgabe“ muss raus, Redaktionsorakel Uwe Hoch hat es vorhergesagt. Damit ist der Abgabetermin für die Zeitungsausgabe gemeint, die per Post versendet und noch am Abend auf der Straße und an den Kiosken verkauft wird. Tatsächlich entstehen jeden Abend mehrere Ausgaben, denn die einzelnen Städte werden nacheinander gedruckt: Wenn etwas Wichtiges passiert, können wir noch eine ganze Weile Seiten „nachschieben“ und erreichen einen guten Teil unserer Leser. Auch Oberhausen schickt nun seine Seiten an die Druckerei.
20.01 Uhr. Die letzte Seite der Post-Ausgabe ist endlich raus, die meisten Redakteure auch. Da meldet sich Stephanie Weltmann bei Carsten Oberste-Kleinbeck im Spätdienst: Auf der Heimfahrt, in der Bahn, hat die Politikredakteurin in einem Ausdruck doch noch einen Fehler entdeckt. Carsten korrigiert und schiebt die Seite nach. Die Drucker machen eine neue Druckplatte daraus.
21.40 Uhr. Redaktionsschluss für die „Hauptausgabe“ der WAZ, die an die Abonnenten geliefert wird.
22.40 Uhr. Sportreporter Thomas Tartemann sendet mit dem Schlusspfiff seinen Spielbericht aus der Gelsenkirchener Arena – die Drucker müssen die aktualisierte Seite so schnell wie möglich bekommen. In der Redaktion haben Melanie Meyer und Andreas Berten schon die Schlagzeile gemacht und die Bilder ausgesucht. Das Teamwork im wohl zeitkritischsten Ressort sitzt.
23.00 Uhr. Carsten und Sinan Sat für Online machen Feierabend. Wenn sich wichtige Dinge ereignen, kann der Spätdienst auch länger dauern. Beim Militärputsch in der Türkei war das so oder bei den Anschlägen von Nizza, erinnert sich Carsten. „Ich war nur noch rein zufällig in der Redaktion. Hatte gebummelt. Um 23.40 Uhr kamen die ersten Agentur-Meldungen: Unfall in Nizza, Lkw fährt in Menschenmenge.“ Die WAZ-Leser in Mülheim konnten dies schon am nächsten Morgen lesen.
Theoretisch könnte auch Dirk Hautkapp den Nachmittag genießen. Praktisch schreibt er noch drei Texte – zusätzlich zum üblichen Pensum.
23.10 Uhr. Die Druckereien in Essen und Hagen laufen jetzt auf Hochtouren, der Velberter Lokalteil ist schon gedruckt. Die Ausgabe Duisburg-Nord wird als letzte gegen 2.35 Uhr angedruckt.
2.00 Uhr. Zusteller Harry Ebert holt an einer Bochumer Bushaltestelle „sein“ Paket ab und wirft einem Leser nach dem anderen die WAZ in den Briefkasten.
Felix Lee schmeißt seine Kaffeemaschine an.