Den Haag. Den Haag ist der Sitz des niederländischen Königshauses. Wie mehrere hundert Jahre Monarchie das Stadtbild und die Menschen geprägt haben.

Wird heutzutage Den Haag erwähnt, dann meist im Zusammenhang mit dem dort ansässigen Internationalen Strafgerichtshof. Die Stadt an der Nordsee ist jedoch nicht nur das Zentrum der nationalen und teilweise auch der internationalen Politik, sondern auch des niederländischen Adels. Selten wird dies so deutlich wie am „Prinsjesdag“, dem Prinzentag, wenn das niederländische Staatsoberhaupt – aktuell König Wilhelm Alexander – das Parlament nach der Sommerpause eröffnet.

Jeweils am dritten Dienstag im September werden hier in Den Haag sowohl der König als auch, für Auswärtige vielleicht etwas paradox, die Demokratie gefeiert. Denn die Hagenaar und Hagenezen – eine Unterscheidung, die früher ärmere Küstenbewohner von vornehmen Städtern, heute Zugezogene von Alteingesessenen trennt – haben zumindest nach außen eine überaus entspannte Haltung zu ihren Aristokraten.

Den Haag: Der König der Niederlande wohnt quasi in der Fußgängerzone

So wirkt die Kultur rund um die Monarchen ein wenig wie ein Gegenentwurf zu den „Royals“ in Großbritannien, denen die Menschen mit Begeisterung, Ablehnung oder Desinteresse gegenüberstehen. In Deutschland ist eher Letzteres der Fall, hat der Großteil der Bevölkerung doch nichts zu tun mit den versprengten Überresten des einstigen Hochadels.

Bild ist während der Pressetour Royal The Hague in Den Haag zwischen dem 16. und 17. September 2023 entstanden.
Bild ist während der Pressetour Royal The Hague in Den Haag zwischen dem 16. und 17. September 2023 entstanden. © NRZ | Lucas Gangluff

Volksnähe, ob aufgesetzte oder gelebte, ist derweil in Den Haag unmittelbar zu spüren. Der Sitz der Monarchie ist in der beliebten Einkaufsstraße Noordeinde zu finden, sondern öffnet auch den königlichen Garten für die Bevölkerung. Wenn das Königspaar am Prinzentag in einer gläsernen Kutsche durch die Stadt fährt, ist die Begeisterung meist groß.

Diese eigene Zurschaustellung geht auf den Brauch der niederländischen Adelsfamilien zurück, sich und ihre Familien nach der Rückkehr aus der Sommerresidenz dem Volk zu präsentieren. Der Adel, so spürt man als Besucher Den Haags, ist ein prägender, aber gleichzeitig alltäglicher Teil des lokalen Lebens.

M. C. Escher in Den Haag: Museum liegt in ehemaligen Palastgebäude

Dies äußert sich auch in den hier allgegenwärtigen Spuren der royalen Geschichte. Viele davon finden sich in und um das sogenannte „Hofkwartier“, das Schlossviertel, das sich rund um den Palast im historischen Haager Stadtkern erstreckt.

Folgt man zum Beispiel der Straße Lange Voorhout, entdeckt man eine ganze Reihe von Bauwerken mit historischer Bedeutung: etwa das M. C. Escher Museum. In einem Palastgebäude, das seit dem späten 19. Jahrhundert bis zum Jahr 1991 die Residenz einiger der mächtigsten Frauen der Niederlande war, ist nun das Werk des Meisters der optischen Täuschung zu sehen. Früher lebten hier die Witwe von Prinz Heinrich von Oranien-Nassau, später die Königinnen Wilhelmina, Juliana und Beatrix, bevor das Gebäude zum Museum wurde.

Hotel Des Indes: Zeitzeuge von Prunk, Adel und Politik

Nur wenige Meter weiter steht ein weiterer städtischer Palastbau, in dem sich heute das Luxus-Hotel Des Indes befindet. Ab den 1850ern wurde hier in den Festpalast eines Beraters von König Willhelm III. zu opulenten Empfängen und Banketten geladen. Nach dessen Tod wurde es dann 1881 als Hotel Des Indes (in Anlehnung an die Niederländische Ostindien-Kompanie) wiedereröffnet.

Hier gaben sich seitdem die Schönen und Mächtigen die Klinke in die Hand. Zaren und Könige, Politiker und Künstler waren im Hotel zu Gast. Selbst ein Affe, der die Sängerin, Tänzerin und im Zweiten Weltkrieg französische Widerstandskämpferin Josephine Baker begleitete, hatte hier sein eigenes Zimmer.

Deutsche Besucher Den Haags werden sich beim Gang über die Lange Voorhout womöglich schnell an eine kleinere Version der Berliner Flaniermeile Unter den Linden erinnert fühlen. Und tatsächlich ist die L-förmig angelegte Straße die ursprüngliche Vorlage vieler Prunkstraßen Europas.

Am Prinzentag sind hier Tribünen aufgebaut, von denen aus man die Kutschfahrt der Monarchen sehen kann, im Dezember gibt es den Haager Weihnachtsmarkt. Zudem finden auf der Prachtstraße regelmäßig Bücher- und Antiquitätenmärkte statt.

Den Haag: Im Winter kann man vor dem Parlament Schlittschuhlaufen

Auch der „Hofvijver“, der Hofteich nur wenige Straßen weiter, ist von Zeugnissen royaler Geschichte umgeben. Am präsentesten ist hier der Binnenhof, das älteste noch genutzte Parlamentsgebäude der Welt, das allerdings noch bis 2024 wegen Renovierungen geschlossen ist. Gegenüber befindet sich mit der Straße Lange Vijverberg ein beliebter Aussichtspunkt, an dem gerade zum Prinzentag Märkte und Feste veranstaltet werden.

Ebenfalls rund um den Prinzentag sind, exklusiv zu diesem Zeitpunkt im Jahr, Bootstouren auf dem Hofteich möglich. Im Winter kann das Gewässer auch auf Schlittschuhen befahren werden, dicker Frost ist aber in den Niederlanden selten geworden.

Bild ist während der Pressetour Royal The Hague in Den Haag zwischen dem 16. und 17. September 2023 entstanden.
Bild ist während der Pressetour Royal The Hague in Den Haag zwischen dem 16. und 17. September 2023 entstanden. © NRZ | Lucas Gangluff

In direkter Nachbarschaft befinden sich mit dem Mauritshuis, der Galerie Prinz Wilhelm V. und dem Gefängnistor drei Museen, in denen viel über Kultur und royale Historie Den Haags zu erfahren ist. Ins Mauritshuis locken hunderte Werke niederländischer Künstler, am bekanntesten natürlich Jan Vermeers „Mädchen mit dem Perlenohrring“.

Die beiden letzteren Museen sind in einem ehemaligen mittelalterlichen Torhaus ansässig und geben sowohl einen Einblick in die damalige Strafverfolgung als auch in die Privatsammlung des niederländischen Prinzen Wilhelm V. , der zur Zeit der französischen Revolution nach England floh.

Der Königliche Warteraums Den Haags: Versteckte Perle im Bahnhof

Eine weitere versteckte Attraktion befindet sich nicht im Stadtkern Den Haags, sondern etwas weiter außerhalb am Bahnhof „Hollands Spoor“. In einem eher unauffälligen Teil links im Gebäudekomplex liegt versteckt der königliche Wartesaal.

Hier kehren bis heute Mitglieder der königlichen Familie ein, wenn eine Reise im Zug ansteht. Marmor, Kunst, aufwendige Wandbilder und Verzierungen lassen die wenigen Räume fast schon wie eine Parallelwelt zum geschäftigen Betrieb im angrenzenden Bahnhof wirken. Führungen durch die Räume – bei denen Fotografien der königlichen Toiletten übrigens verboten sind – können unter www.cultureleagenda.nl gebucht werden.

Bild ist während der Pressetour Royal The Hague in Den Haag zwischen dem 16. und 17. September 2023 entstanden.
Bild ist während der Pressetour Royal The Hague in Den Haag zwischen dem 16. und 17. September 2023 entstanden. © NRZ | Lucas Gangluff

Für all diese und weitere Sehenswürdigkeiten bietet das Tourismusbüro der Stadt eine „royale“ Tour inklusive Audioführung an. Die Route mit insgesamt 17 einzelnen Stopps ist online unter denhaag.com/en/walking/walkingroute-a-royal-walk zu finden.

Unsere Reise nach Den Haag wurde von The Hague Partners unterstützt.