An Rhein und Ruhr. Wer sich in NRW zum niederländischen Königstag auch nach Fahnen, Vaterfigur und Königshaus sehnt, soll lieber die Republik feiern. Ein Kommentar.

Während in den Niederlanden der alljährliche „koningsdag“ – zu Deutsch Königstag – ganz groß in Orange gefeiert wird, sehnen sich erstaunlich viele Menschen in Deutschland wieder nach einer starken Identifikationsfigur, einem Landesvater wie Willem-Alexander, nach einem rauschenden Fest in Schwarz-Rot-Gold.

Dabei erinnert der „koningsdag“ hierzulande gerade an die entgegengesetzte Errungenschaft: Es lebe die Republik! Wer in Deutschland ein Fest vermisst, kann den Fortschritt feiern. Das Nachbarland mit Nordseeküste und breiten Fahrradwegen ist um einiges zu beneiden, um die undemokratische Erbfolge einer Monarchie wohl kaum.

Apropos beneidenswerte Tradition: Das niederländische Königreich ist, selbst wenn es am Königstag anders wirkt, gerade mal 210 Jahre alt. Allzu lange ist die Monarchie also nicht im Land der Kaufleute verankert, sie hat sich im Vergleich zu Deutschland nur gut durch die Zeit gerettet.

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Selbstverständlich sind die Niederlande als konstitutionelle Monarchie mit parlamentarischem Regierungssystem eine Demokratie und moderne Gesellschaft, die Macht des Königs ist auf repräsentative Aufgaben beschränkt.

Doch lächeln und winken kann auch ein Bundespräsident, die trügerische Sehnsucht nach Beständigkeit auch eine Angela Merkel stillen, die schon mit der britischen Königin Victoria verglichen wurde. Muss man das Nachbarland um Royals beneiden, die sich nicht an Coronaregeln hielten, um einen König, der keine Steuern für staatliche Zuwendungen zahlen muss?

Es ist es schwer gegeneinander aufzurechnen: Deutschland hat auch schon Steuergelder für Sicherheitspersonal bei der Hochzeit eines demokratisch legitimierten Spitzenpolitikers auf Sylt verschwendet – aber wenigstens nicht für einen Königshof. Privatprunk aus der Staatskasse ist schlimm genug. Auch ohne Monarchie. (mh)