Oberhausen. . Was für ein Hin und Her: Erst schließt die Stadt ein Tor zum Rotlichtviertel, dann lässt sie es reparieren – und jetzt bleibt es erstmal offen.

Das Eingangstor zum Rotlichtviertel an der Hermann-Albertz-Straße wird zum Politikum. Oberbürgermeister Daniel Schranz will die Rote Meile an dieser Stelle der Stadt bekanntlich komplett schließen – zumindest hat er das im Wahlkampf versprochen. Bislang ist öffentlich wenig passiert. Aber nun krempelten Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Ärmel hoch und schickten Handwerker zur Flaßhofstraße – Auftakt zu einer kleinen Provinzposse. Denn die verschweißten zunächst kurzerhand das Tor. Gästen der Roten Meile blieb nur, den Eingang an der Grenzstraße zu nutzen.

Vandalen beschädigten das Tor

Aber derlei Umwege bleiben ihnen wohl doch erspart. Denn zuerst öffneten Vandalen das Tor gewaltsam. Dann bekamen die Verantwortlichen bei der Stadt wohl Zweifel, die voreilige Aktion könne eine Torheit gewesen sein. Sie ließen das gute, Jahrzehnte alte Stück nach eigenen Angaben reparieren – und setzten es wieder in seinen Ursprungszustand zurück. Denn: Die Rathaus-Spitze will nun erst einmal in Ruhe klären, wem überhaupt das Tor gehört – ehe man erneut zur Tat schreitet.

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Dabei hatten die Vertreter der Stadtverwaltung den Vertretern der sündigen Meile Wochen zuvor erklärt, der Eingang müsse unbedingt dicht gemacht werden. Anwohner hätten sich über Autolärm, laute Besucher und Müll beschwert. Die Mitarbeiter der Stadt hätten jedoch zugesichert, vor einem Einsatz noch einmal mit den Betroffenen zu reden. Das sei dann nicht passiert, sagen die Hausbesitzer, die anonym bleiben möchten.

Die Eigentümer der Bordelle wehren sich zudem entschieden gegen die Vorwürfe, im Rotlichtviertel sei es zu laut oder dieses sei gar vermüllt. Allerdings gebe es außerhalb der Bordellmeile laute Kneipen und vermüllte Häuser. „Wir halten unsere Straße sauber“, versichern sie. Denn eine schmutzige Umgebung sei geschäftsschädigend.

Der plötzliche Torschluss ging mit einer gewissen Panik einzelner Immobilienbesitzer einher, denn: „Das erste Haus an diesem Teil der Straße ist jetzt das letzte und verliert dadurch enorm an Wert.“ Außerdem stehe das Tor zwar auf städtischem Grund, gehöre aber einem Hausbesitzer. „Darf man fremdes Eigentum einfach so verändern?“, fragen sich die Betroffenen. „Mein Vater hat, als er die Häuser an der Flaßhofstraße gekauft hat, das Tor mitbezahlt“, sagt der Oberhausener. Er hat die Immobilien von seinem Vater vor 33 Jahre übernommen – und das Tor.

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Die Bordellbetreiber fragen sich: Ist es rechtlich überhaupt korrekt, eine Seite einer Straße komplett zu schließen? Was passiert im Notfall? „Was ist denn, wenn ein Wahnsinniger wie im Essener Rotlichtviertel mit seinem Auto in die Straße brettert, dann kommen die Leute hier nicht mehr weg“, warnt ein weiterer Hausbesitzer. Und wo bleibe der Brandschutz? „Die Frauen haben Fluchtwege in den Häusern. Aber den Menschen, die draußen sind, würde der Fluchtweg durch das Tor versperrt.“

Brandschutz nicht gewährleistet?

Der Hausbesitzer, der schon so lange im Geschäft ist, zweifelt die Rechtmäßigkeit der städtischen Aktion stark an. „Vor 15 Jahren sollte das Tor schon einmal auf Bestrebungen von Bürgern geschlossen werden“, erinnert er sich. Von einem Vertreter der Stadt gab es damals die Aussage, dass das aus Brandschutzgründen, alten Wegerechten und Bestandsschutz gar nicht möglich sei. „Und das soll heute alles nicht mehr gelten?“, fragt sich der Mann.

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Ordnungsdezernent Frank Motschull erklärt, die Stadt wolle jetzt noch einmal das Gespräch mit den Hausbesitzern und Bordell-Betreibern suchen. Was den Brandschutz betriff, sieht Motschull keine Probleme. Ein Fluchtweg sei über den Eingang Grenzstraße gegeben. Klären wolle man aber, inwieweit das Tor öffentlicher oder privater Besitz sei.