Bochum/Essen. . Das Internet-Portal „Spoocha“ bringt via Internet Hobbysportler, Mäzene und Projekte des Behindertensports zusammen: Die einen dokumentieren mit ihren Apps Lauf- und Radelerfolge, Sponsoren geben dafür Geld, das wiederum meist behinderten Sportlern oder Benachteiligten zu Gute kommt.
Die Sache ist eigentlich ganz einfach: Es gibt Menschen, die haben Geld. Es gibt Menschen, die treiben Sport. Und es gibt Menschen, die treiben Sport und haben kein Geld. Und wenn diese drei Gruppen von Menschen gemeinsam etwas Gutes tun wollen, nämlich Sport treiben und Geld zusammenkratzen, dann muss man das organisieren.
Ein Bochumer Innenarchitekt und Radsportler und ein Essener Spielautomatenaufsteller, Läufer und Boxer haben das jetzt organisiert. Mit „Spoocha“, das sie als Wirtschaftsmenschen und Sportler natürlich englisch aussprechen: Spuuhtscha. Klingt ein bisschen nach Schlossgespenst, ist aber eine Abkürzung für, leicht eingedeutscht, „Sport und Spenden“.
Angefangen hat das alles vor gut einem Jahr, als der Innenarchitekt und Designer Andreas Müller gemeinsam mit dem Radsport-Freund Björn Merz die Idee entwickelte. Ihr erstes Projekt: dem 17-jährigen Tischtennistalent Valentin Baus die Teilnahme an den Paralympics ermöglichen.
Kilometer werden per App gemessen
Der Jugendliche hat die Glasknochenkrankheit, sitzt im Rollstuhl und ist ein Ausnahmekönner an der Tischtennisplatte. Doch die Sportförderung hat mehr Löcher als ein Tischtennisnetz und schon die Fahrtkosten für Valentin gehen ins Geld.
Was also liegt näher als Hilfe von denjenigen, die sich jeden Tag bewegen? Nur für sich und aus Spaß am Sport? So entwickelten die beiden Bochumer die erste Radsport-Challenge. Eine Art Wette: Ein Sponsor versprach mehrere Tausend Euro, wenn bis zu einem bestimmten Tag eine bestimmte Anzahl von Kilometern geradelt wird.
An diesem Grundprinzip hat sich bis heute nichts geändert: Es gibt eine Sponsorenzusage und meist auch ein konkretes Hilfsprojekt – und die Hobbysportler, die sich verpflichten, dafür ihre Kilometer abzulaufen oder abzuradeln. Gemeldet werden die Kilometer über die üblichen Sportapps – kleine Aufzeichnungsprogramme im Handy oder in einem Armband, die die zurückgelegten Strecken dokumentieren.
„Uns genügt es aber auch, wenn jemand seinen Tacho fotografiert oder die Strecken anderweitig dokumentiert, mit Fotos zum Beispiel“, erläutert Andreas Müller. Dass Hobbysportler sich selbst und andere betrügen – für einen guten Zweck! – , hält er für ausgeschlossen. „Das ist eine große Gemeinschaft“, hebt Freddy Fischer hervor und deutet auf einen Eintrag auf der Facebook-Seite von „Spoocha“: Eine Läuferin hat ihren Laufweg aufgezeichnet. Der rote Pfad, den sie da gelaufen ist, malt den Namen „Spoocha“ auf die Landkarte.
Fischer, der mit Münzspielautomaten sein Geld verdient, nutzt seine Stiftung für die organisatorische Abwicklung des Spendengeschäfts – und ist derzeit auch als Sponsor seiner eigenen Idee aktiv: Werden von der Spoocha-Gemeinschaft bis zum Start des Firmenlaufs in Essen am 14. Juni mehr als 10 000 Kilometer gelaufen, gibt es 5000 Euro von seiner Firma „Münzspielpartner“, mit denen ein Boxcamp bei einem Verein für sozial benachteiligte Kinder im Essener Norden eingerichtet wird.
Ein Selbstläufer ist es noch nicht, aber eine große Gemeinschaft
Man kann an diesem Engagement auch sehen: Ein Selbstläufer ist Spoocha noch nicht. Obwohl sich mittlerweile eine vierstellige Zahl von Läufern und Radlern bei Spoocha angemeldet hat, eine Gemeinde, die sich gegenseitig anfeuert, mit Bildern und Beiträgen vom ansonsten doch eher einsamen Hobby. „Teile dein Glück“ heißt denn auch der Anfeuerungsruf von Spoocha, das ansonsten gelegentlich Trikots und Schweißbänder unter den Teilnehmern verlost.
Demnächst aber könnte es noch viel wertvollere Gewinne geben: Beispielsweise werden beim stets ausgebuchten New York Marathon rund ein Viertel der Startplätze an Sportler vergeben, die für einen guten Zweck laufen. Könnte Spoocha solche Plätze unter den Hobbysportlern verlosen – der Zulauf wäre kaum aufzuhalten.