Oberhausen. . Die Ludwiggalerie in Oberhausen sucht „Paten“, die mit ihren Spenden die städtischen Kunstschätze vor dem Vergammeln retten. Große Auswahl zwischen alten Meistern und jungen Wilden. Mit 300 Euro kann man schon einen echten Beckmann vor dem Vergilben bewahren.

Dass Oberhausen über eine immerhin 1300 Werke starke Kunstsammlung verfügt, ist zwar kein Geheimnis, aber übermäßig bekannt ist es auch nicht in Oberhausen und um Oberhausen herum. Darum zeigt Christine Vogt, die Chefin der gerade Andy Warhol flaggenden Ludwig-Galerie, nach 2010 zum zweiten Mal im Kleinen Schloss bis zum 21. April wenigstens ein bisschen von dem, was die Stadt so hat zwischen alten Meistern und jungen Wilden, klassischer Moderne und Kuriositäten. Und was sie gern bewahren möchte, aber nicht kann, wenn sich nicht bald „Paten“ finden, die dabei helfen, die vom Zahn der Zeit angenagten Kunstwerke zu restaurieren.

Wer mit 300 Euro einen echten Max Beckmann retten möchte: voilà! Es wäre gar zu schade, wenn seine expressive „Kreuzabnahme“ komplett vergilben würde. Nicht weit von der 1918 entstandenen Grafik des Weltkünstlers wartet ein Schmerzensmann aus dem 17. Jahrhundert auf ein Wunder: gemalt von einem flämischen Meister, ramponiert vom nicht gerade idealen Klima im alten Oberhausener Kunst-Depot. 1000 Euro, sagt Christine Vogt, würde die Restaurierung des Ölgemäldes kosten.

Lichtschäden setzen Werken von Picasso und Miro zu

Heilbare Patienten, wohin das Auge blickt: Hier ein welkendes Stillleben aus dem Barock, dort eine wunderschöne, aber blätternde Caritas; Farbenschwund, rissige Firnis und Schründe überall - und immer wieder fatale Lichtschäden, die Grafiken von Picasso ebenso zugesetzt haben wie der „lästernden Eule“ von Joan Miró. Die wäre mit 700 Euro noch zu retten...

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Alle diese bedrohten Kunstwerke wurden seit 1947 für die Stadt zusammengetragen. Gekauft wurden sie, wie die jüngsten, eher poppigen Erwerbungen, die im Kabinett zu sehen sind, von Kunstverein oder Freundeskreis oder geschenkt von Sammlern wie dem Kölner Postbeamten Kasimir Hagen, dem ja auch Wesel und Kranenburg einiges zu verdanken haben. Vieles stammt aus den für die Stadt noch goldenen 60er Jahren und den 70ern, als der Recklinghäuser Maler und Museumsdirektor Thomas Grochowiak (1914-2012) das Oberhausener Museum so segensreich nebenher betreute.

Kunst- und Bürgersinn verbinden

Es wäre ein Jammer, könnte das klamme Oberhausen seinen Kunstschatz nicht vor dem Vergammeln bewahren. Das „Paten“-Projekt lässt hoffen, dass sich Kunst- und Bürgersinn verbinden und für die Bilder der für den Sommer geplante Umzug ins neue, bessere Depot nicht zu spät kommt.

Dix, Grosz, Beckmann & Co. freuen sich über Retter unter Tel. 0208-4124928. Sie werden sich auf Wunsch bei ihren Paten mit einer Namensnennung im Bestand oder auf Exponatschildern bedanken.