Essen. Der VRR fördert den Umstieg auf elektronische Tickets mit zum Teil hohen Rabatten. Warum? Es geht um die Kundendaten. Zum einen können Fahrpläne besser auf das Kundenverhalten abgestimmt werden. Aber dann kann auch jede Fahrt dem einzelnen Fahrgast zugeordnet werden. Das Fernziel: die möglichst kilometergenaue Abrechnung.
Wenn, wie alle Jahre wieder, in der Neujahrsnacht beim Verkehrsverbund die Ticketpreise steigen, werden sich vermutlich vor allem jüngere Leute ins Fäustchen lachen: Für sie, die Gelegenheitsfahrer, kann die Tour mit Bus und Bahn zwischen Kranenburg und Mettmann, zwischen Mönchengladbach und Dortmund, deutlich günstiger werden.
Der Hintergrund: Für Nutzer des so genannten „Handytickets“ und für diejenigen, die sich ihren Fahrschein im Internet besorgen, gibt es Angebote, die Kunden am Automaten oder am Kiosk nicht bekommen können: Eine Wochenkarte zum Beispiel oder ein Zehnerticket. Das Maximum für Otto Normalfahrer ist das Viererticket, das pro Fahrt rund zehn Prozent Rabatt einräumt.
Zehnerkarte macht das Fahrenum rund 20 Prozent günstiger
Mit der aufs Handy geladenen elektronischen Zehnerkarte wird die Tour mit Bus und Bahn gerade auf den mittleren Strecken mehr als 20 Prozent günstiger. Zudem können diejenigen, die sich mit ihrem Mobiltelefon für das „Handyticket Deutschland“ haben registrieren lassen, im ganzen VRR eine Wochenkarte buchen, die es ansonsten nur am Niederrhein gibt. Und bis Jahresende lockt der Verkehrsverbund für alle Neueinsteiger beim Handyticket zudem mit fünf Euro Startguthaben.
Warum der Verkehrsverbund die Kunden dazu bringen will, statt des Papiertickets eines dieser komischen Pixelbilder auf dem Handy dem Busfahrer unter die Nase zu halten – und lockt für diesen Umstieg ins elektronische Zeitalter mit Rabatten? Es geht um die Kundendaten: Wer demnächst an entsprechenden Lesegeräten in an Bahnhöfen oder in Bus und Bahn eincheckt und wieder auscheckt, macht gleich zweierlei möglich: Zum einen – und das dürften die Kunden und Verkehrsunternehmen gleichermaßen gut finden – wird es möglich, die Fahrpläne von Bus und Bahn noch besser auf das Kundenverhalten abzustimmen. Im Glücksfall sollte das dafür sorgen, dass es zu Stoßzeiten weniger eng zugeht. Im Falle klammer kommunaler Kassen und zurückgehender Zuschüsse für Bus und Bahn könnten die Daten dafür sorgen, dass dort das Angebot gekürzt wird, wo es wirklich die wenigsten trifft.
Bislang werden für derlei Daten immer mal wieder Fahrgastzähler durch die Züge und Busse geschickt. Etwas zweischneidiger sieht die Sache schon aus, wenn das erklärte Ziel des VRR Wirklichkeit wird: Jede Fahrt kann jedem einzelnen Fahrgast zugeordnet werden und am Ende des Monats bekommt der Kunde wie beim Einzelverbindungsnachweis beim Telefon eine genaue Rechnung, wann er wo wie Bahn gefahren ist – und der entsprechende Beitrag wird dann womöglich direkt vom Konto abgebucht. Das Fernziel: die möglichst kilometergenaue Abrechnung. Wer viel fährt, zahlt viel, bekommt aber einen Mengenrabatt. Der Wenigfahrer zahlt selten, aber dann mehr Cent pro Kilometer.
Die Stammkunden von heute, die Nutzer der Tickets 1000 und 2000, werden alle über einen Kamm geschoren: Monatlich wird gezahlt, ob das Ticket daheim in der Schublade liegt oder der Kunde jeden Tag ein halbes Dutzend Fahrten macht, kostet das gleiche. Bereits Mitte November hatte der Verkehrsverbund seine Ideen vorgestellt, die Fahrgäste bei jeder Fahrt an einem Erfassungsgerät elektronisch ein- und auschecken zu lassen. Dafür hatte es zum Teil deutliche Kritik gegeben. Vor allem , weil man lange Wartezeiten gerade im Berufsverkehr fürchtet. Auch da böte das Handyticket eine Lösung: Der Kunde gibt selbst ins Gerät ein, an welcher Haltestelle er einsteigt und wieder aussteigt.