Essen. . Nach dem heftigen Sturm atmen Polizei und Feuerwehr auf: Die Lage hat sich in der Nacht vielerorts entspannt. Der Deutsche Wetterdienst warnt jedoch weiterhin vor Windböen in der Region. Der erste Herbststurm hat am Montag in Gelsenkirchen zwei Menschen das Leben gekostet.
Nach dem ersten großen Herbststurm in NRW hat der Deutsche Wetterdienst weiter Wetterwarnungen für die Region ausgegeben. In weiten Teilen des Landes ist demnach mit Windböen von bis zu 60 Stundenkilometern zu rechnen. Die Warnung gilt bis 20 Uhr.
Ein Sprecher der Feuerwehr Düsseldorf sagte: "Die akute Gefahr ist gebannt. Spaziergänger in Parks und Wäldern sollten aber weiterhin vorsichtig sein, da immer noch lose Äste in den Bäumen hängen können."
Bahnfahrer müssen auch am Dienstag mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Im Fernverkehr bleibt die Strecke zwischen Hamburg und Kiel vorerst gesperrt, wie eine Sprecherin der Bahn in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Zudem gab es im Bahnverkehr rund um Münster noch Beeinträchtigungen. Hier war ein Baum in die Oberleitungen zwischen Münster und Greven gestürzt. Der Verkehr war am Dienstagmorgen unterbrochen. Bis zum Mittag wollte die Bahn ein Gleis wieder für den Zugverkehr freigeben.
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Zudem dauern nach dem Zugunglück in Gladbeck vom Wochenende die Aufräumarbeiten an. Die Stationen zwischen Bottrop und Gelsenkirchen-Buer Nord werden nicht angefahren. Ein Ersatzverkehr ist eingerichtet.
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Zwei Menschen in Gelsenkirchen gestorben
Der erste große Herbststurm hat zwei Menschen in Nordrhein-Westfalen am Montag das Leben gekostet. Eine Fahrt zum Schwimmbad endete für einen 39-jährigen Familienvater in Gelsenkirchen tödlich. Beim Sturm stürzte ein etwa 25 Meter hoher Baum im Stadtteil Feldmark auf sein Auto. Der Fahrer starb und mit ihm seine kleine Nichte. Ein achtjähriger Junge und ein weiteres Mädchen (11) wurden leicht verletzt - die Kinder des Autofahrers. Der Unfall war am Revierpark Nienhausen auf der Nienhausenstraße geschehen. Die Straße war für Stunden gesperrt, davon betroffen war auch die Straßenbahnlinie 107.
Viel Glück hatten zwei junge Frauen in Rheinbach (Rhein-Sieg-Kreis). Dort stürzte ebenfalls während der Fahrt ein Baum auf ihr Auto. Die Feuerwehr befreite die 18 und 19 Jahre alten Frauen. Beide wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Mit Schnittwunden kam im Kreis Kleve ein Autofahrer davon, den eine Windbö von der Straße geweht hatte. In Düsseldorf wurden zwei Fußgänger von einer umstürzenden Plakatwand verletzt. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht.
Verspätungen und Zugausfälle
Am Flughafen Düsseldorf fielen nach Angaben einer Sprecherin 14 Flüge aus - wegen der Stürme an den Start- und Zielflughäfen in Sylt, Paris, London und Amsterdam. Am Flughafen Köln/Bonn wurde ein Flug nach Amsterdam gestrichen. Im Bahnverkehr kam es zu Verspätungen und Zugausfällen vor allem im Regional- und S-Bahnverkehr: Abgerissene Äste oder Bäume landeten in den Oberleitungen. "Wir spüren den Sturm schon ganz kräftig", sagte ein Bahnsprecher.
Wind und Sturm in NRW
In Sprockhövel war ein Baum auf ein parkendes Auto gekippt - es gab aber keine Verletzten. Ein auf den Seitensteifen der BAB 43 gestürzter Baum musste zerkleinert und beseitigt werden. In Meschede konnte der Maibaum den Geschwindigkeiten des Sturmes nicht Stand halten.
Der Krefelder Zoo hatte wegen des Sturms sicherheitshalber geschlossen und seine Raubkatzen eingesperrt. Tatsächlich fiel bei dem Sturm ein Baum um. "Das Nashorn hat sich über Frischfutter gefreut", sagte Zoo-Sprecherin Petra Schwinn.
Nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia erreichte Orkantief "Christian" in NRW eine Spitzengeschwindigkeit von 102 Stundenkilometern in Zülpich in der Voreifel. In NRW lagen die Windgeschwindigkeiten vielfach bei über 90 Stundenkilometern.
Schon am Sonntag hatte starker Wind einen Segler das Leben gekostet. Der 45-Jährige war auf dem Liblarer See in Erftstadt bei Köln gekentert. Nach der Wiederbelebung starb der Mann in der Klinik. Sein 15 Jahre alter Begleiter wurde gerettet. (we/dpa)
Mindestens 14 Menschen sterben bei Herbststürmen in Teilen Europas
Auf einer Landstraße in Niedersachsen wurde eine Autofahrerin vom Baum erschlagen, ebenso wie ein Mann in Flensburg. Ebenfalls in Schleswig-Holstein wurde eine Frau, die im Garten abgefallene Äste aufhob von einer umstürzenden Mauer getötet.
In Norddeutschland gab es im Bahnverkehr erhebliche Behinderungen, nördlich der Linie Dortmund-Hannover-Berlin fuhren am frühen Abend kaum noch Züge: Besonders schlimm traf es Schleswig-Holstein, wo reihenweise Bäume umknickten und ab dem Nachmittag der ganze Regionalverkehr zum Erliegen kam. Wie ein Bahn-Sprecher ankündigte, müssen auch am Dienstag noch einige Strecken gesperrt bleiben. Wie viele Züge genau betroffen waren, war zunächst unklar. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden die Verbindungen eingeschränkt.
In Thüringen kam am Mittag auf der Autobahn 71 zwischen Ilmenau-West und Gräfenroda in beide Fahrtrichtungen der Verkehr zum Erliegen. Bei starkem Wind mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde hatten sich zuvor mehrere Lastwagen quergestellt. Auch der Verkehr auf der A2 in Niedersachsen bei Helmstedt war zeitweise lahmgelegt.
Für die nordfriesische Küste und das Elbegebiet im Norden gab das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie eine Sturmflutwarnung heraus.
17-Jährige in Wohnwagen erschlagen
Im Süden Großbritanniens starben mindestens vier Menschen, zudem galten zwei als vermisst. Eine 17-Jährige schlief in einem Wohnwagen, als ein Baum auf ihn fiel und sie tötete. Ein Mann starb, nachdem ein Baum auf sein Auto gestürzt war. In London wurden ein Mann und eine Frau durch eine Gasexplosion in einem Haus getötet. Dutzende Flüge an Europas größtem Flughafen London-Heathrow fielen aus, und der Zugverkehr kam im Süden des Landes zum Erliegen. Betroffen war auch die Eurostar-Verbindung durch den Kanaltunnel nach Frankreich. Am Montag waren 580 000 Haushalte zeitweise ohne Strom.
Herbststurm wütete in Europa
In Amsterdam fiel am Montag ein umstürzender Baum auf eine Frau und tötete sie. Die Behörden der Stadt riefen die Bürger auf, in ihren Wohnungen zu bleiben. Zahlreiche Bahnstrecken vor allem rund um Amsterdam waren wegen umgefallener Bäume und kaputter Leitungen stillgelegt. Rund 50 Flüge fielen am Flughafen Schiphol aus. Eine Fähre aus dem englischen Newcastle mit rund 1000 Passagieren konnte den nordniederländischen Hafen Ijmuiden zunächst nicht erreichen und musste das Ende des Sturms auf offener See abwarten.
Auf der französischen Insel Belle-Île vor der Westküste Frankreichs stürzte am Montag eine Frau wegen einer Sturmböe ins Meer und ertrank. In Westfrankreich waren 75 000 Haushalte am Montagmorgen ohne Strom. Der Fährverkehr zwischen dem nordfranzösischen Calais und Dover in Großbritannien wurde zeitweise unterbrochen.
Auf der dänischen Insel Seeland wurde ein Mann von herabfallenden Dachziegeln erschlagen, wie die Polizei Medienberichten zufolge bekanntgab. In Süderjütland wurde eine Frau schwer verletzt, als über ihr ein Dach einstürzte. Wegen des Sturms musste die Öresund-Brücke zwischen Schweden und Dänemark zunächst bis späten Montagabend gesperrt werden. Im Großraum Kopenhagen beeinträchtigten umgestürzte Bäume den regionalen Zugverkehr. Die dänische Polizei forderte alle Einwohner auf, in ihren Häusern zu bleiben. In der Nacht zu Dienstag wurde der Sturm in weiteren Teilen Dänemarks und Schwedens sowie auf dem Baltikum erwartet.
Bahnverspätung wegen Sturm: Fahrgäste bekommen Geld zurück
An einem Unwetter haben Bahnunternehmen keine Schuld. Verspätet sich aber ein Zug deswegen erheblich, müssen sie den Fahrgästen einen Teil des Ticketpreises erstatten. Wie viel Geld die Kunden zurückbekommen, hängt von der Dauer der Verspätung ab. Das sagt der Reiserechtler Paul Degott aus Hannover. Das Argument, dass ein Unwetter höhere Gewalt ist und Deutsche Bahn und Co. daher nicht zahlen müssen, gilt nicht. Das entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) im September.
"Auf höhere Gewalt kann sich die Bahn zwar berufen, wenn es um Schadenersatz geht", erklärt Degott. Um die Minderung des Reisepreises kommt das Unternehmen aber nicht herum. "Bei einer Minderung kommt es nicht auf Verschulden an, sondern es kommt darauf an, ob der Kunde bekommt, wofür er bezahlt hat." Bei großen Verspätungen, wie bei dem Orkantief am Montag, gilt der Vertrag zwischen Bahnunternehmen und Kunden als nicht vollständig erfüllt. 25 Prozent des Fahrpreises gibt es ab 60 Minuten Verspätung und 50 Prozent ab 120 Minuten.