Duisburg. Helga Münch kann es nicht fassen: Die katholische Kirche will die 60-jährige Duisburgerin und ihren Mann nicht trauen. Dabei sind sie seit 30 Jahren bürgerlich verheiratet. Das Ehehindernis ist eine frühere Beziehung ihres Mannes zu einer Protestantin.
Am Anfang war das Angebot, eine Stunde am Tag im Katholischen Kindergarten der Gemeinde St. Barbara im nördlichen Duisburger Stadtteil Fahrn nach dem Mittagessen beim Abwasch mitzuhelfen. Helga Münch hätte diesen kleinen Job gerne übernommen. Dabei wäre es der 60-Jährigen gar nicht aufs Geld angekommen. Sie wollte helfen, weil sie sich in ihrer Gemeinde wohlfühlt, Kindergartenleiterin und Erzieherinnen kennt. Und mit den Kindern hätte die vierfache Mutter sicher auch Spaß gehabt. Doch dieses harmlose Angebot setzte eine Kettenreaktion in Gang, an deren Ende eine von ihrer Amtskirche enttäuschte Katholikin steht: „Ich bin wie vor den Kopf gestoßen. Und ich verstehe es einfach nicht.“
Pfarrfeste und Kleiderkammer
Helga Münch ist eine überzeugte Christin: „Ich lebe meinen Glauben!“ Ihre Kinder sind katholisch getauft, haben die Heilige Kommunion empfangen. Sie selbst engagierte sich stets ehrenamtlich, organisierte Pfarrfeste, kochte Mittagessen für Bedürftige, half in der Kleiderkammer mit. Selbst als sie eine Tochter vor Jahren verlor und an Gott und der Welt verzweifelte, fand sie zum Glauben zurück: „Irgendwann habe ich gemerkt, dass er mir Kraft und Trost gibt.“
Doch Helga Münch ist auch eine tolerante Frau. Denn der Mann, mit dem sie seit 30 Jahren bürgerlich verheiratet ist, ist ein aus seiner Kirche ausgetretener Protestant, der geschieden ist. Vor 45 Jahren hatte Heinz Münch (64) eine evangelische Frau standesamtlich geheiratet, das Paar trennte sich und Münch lernte die damals verwitwete Helga kennen und lieben.
30 Jahre später schließt sich dem Ansinnen, Helga Münch als Spülhilfe im Katholischen Kindergarten anzustellen, eine Bitte der Gemeinde an: Ob sich das langjährige Ehepaar nicht katholisch trauen lassen könnte...? Damit sozusagen alles seine Richtigkeit habe.
„Meine Kinder sagten, kauf dir doch gleich ein Brautkleid. Und ich habe gesagt, warum eigentlich nicht? Wir sind zusammen alt geworden und werden uns nicht mehr trennen. Das vor Gott zu bezeugen, gab mir ein gutes Gefühl!“ Auch der Pfarrer habe sich gefreut. Und Ehemann Heinz betont, dass er seiner Frau gerne den Wunsch erfüllt hätte. „Ich war auch bereit, dafür katholisch zu werden“, sagt der Beamte in Altersteilszeit.
Sie können es kaum glauben
Die Abfuhr vor wenigen Tagen erwischt die Münchs kalt. Auf Anfrage des Pfarrers erhebt das Bistum Essen Einspruch gegen die Eheschließung. Die Münchs können es nicht glauben, denn Heinz Münch war nie kirchlich verheiratet und Helga Münchs erster Mann ist ja verstorben.
Erst Bistums-Sprecher Ulrich Lota kann den Passus des Kirchenrechts erklären, der als „Ehehindernis“ für die Münchs gilt. Im Gegensatz zur katholischen Kirche sei in der evangelischen Kirche das „Band der Ehe“ auch dann gegeben, wenn die Partner „nur“ standesamtlich geheiratet haben. Voraussetzung: Beide Partner sind evangelisch. Diese „evangelische“ Eheregel nehme die Katholische Kirche halt ernst. Hätte Herr Münch vor 45 Jahren eine Katholikin geheiratet, könnte er heute bedenkenlos katholisch getraut werden, denn eine mit einer Katholikin geschlossene standesamtliche Ehe hat für die katholische Kirche keine Geltung. Mit einer Protestantin gelte er jedoch immer noch als verheiratet...
Was sagt wohl der neue Papst?
Lota verweist die Münchs an das für Eheverfahren im Bistum zuständige bischöfliche Offizialat. Vielleicht könnten die helfen. Ob die Münchs sich dorthin wenden, ist noch fraglich: „Da müssen wir gründlich drüber nachdenken!“ Und Heinz Münch kann sich nicht verkneifen zu fragen: „Was würde wohl der neue Papst Franziskus zu der ganzen Sache sagen?“
Der Spüljob in der Kita ist längst Nebensache geworden.