Münster/Essen. . Nach den katholischen Laien machen jetzt auch Priester Druck auf die Kirchenleitung, mit wiederverheirateten Geschiedenen lockerer umzugehen. Der Priesterrat im Bistum Münster hat Bischof Felix Genn ein entsprechendes Positionspapier überreicht.
Nach den katholischen Laien machen zunehmend auch Priester Druck auf die Kirchenleitung, den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen zu verbessern. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat der Priesterrat im Bistum Münster Bischof Felix Genn bereits im März ein entsprechendes internes Papier überreicht.
„Es ist nicht mehr vertretbar, wiederverheiratete Geschiedene von vorneherein vom Sakramentenempfang und von kirchlichen Diensten auszuschließen, ohne die konkrete Situation der Betroffenen in den Blick zu nehmen“, heißt es in dem Schreiben, über das die "Westfälischen Nachrichten" berichteten.
Aus Sicht der katholischen Kirche kann eine Ehe nicht aufgelöst werden. Wenn Katholiken nach einer Scheidung erneut heiraten, begeben sie sich demnach in den „Zustand permanenter Sünde“. Offiziell dürfen sie bei einer Messfeier nicht mehr die Kommunion empfangen – und nicht einmal beichten.
Arbeitsgruppe bemüht sich um neuen Umgang mit Wiederverheirateten
Angesichts der auch unter Katholiken wachsenden Zahl mehrfach Verheirateter sorgt dies in der Kirche zunehmend für Spannungen. Davon sprechen auch die Priester im Bistum Münster: Die „Diskrepanz“ zwischen den offiziellen Maßgaben der Kirche zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und der Praxis vieler Seelsorger führe zu Resignation, Spannungen und Zerrissenheit, heißt es in dem Papier.
Ein Bistumssprecher erklärte, Genn habe das Papier entgegengenommen und an die zuständige Kommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) weitergeleitet. Auf Nachfrage hieß es, der Bischof habe sich die Positionen seiner Priester „bewusst nicht“ zu eigen gemacht.
In einer im vergangenen Jahr eigens eingerichteten DBK-Arbeitsgruppe bemühen sich Genn und andere Bischöfe derzeit um einen neuen Umgang der katholischen Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen. Ergebnisse seien indes frühestens in einem Jahr zu erwarten, heißt es im Umfeld der Bischofskonferenz.
Overbeck: „Die Kommunionbank ist keine Richtbank“
Genns ebenfalls in dieser Arbeitsgruppe vertretener Essener Amtskollege Franz-Josef Overbeck hat sich zu dem Thema bereits positioniert: „Ich kann die Seelsorger nur ermuntern, ein Wegbegleiter zu sein und nicht mit Sanktionen zu drohen. Die Kommunionbank ist keine Richtbank“, erklärte er vor einigen Monaten im Rahmen des laufenden Dialogprozesses im Ruhrbistum.