Duisburg. . Abiturienten hörten auf der Ausbildungsmesse „Berufe live Niederrhein“ im Landschaftspark Duisburg-Nord vor allem eins: Seid flexibel! Wer keine gute Abiturnote erwartet, muss sich wohl Alternativen zu seinem Traumberuf überlegen. Denn die Studienplätze sind begehrt.
„Chance 2013“ heißt ein Prospekt, den ein Schüler auf den Stufen der Kraftzentrale im Landschaftspark Duisburg-Nord verloren hat. Unter den Jugendlichen, die an den Messeständen entlangschlendern und Broschüren sammeln, würden manche wohl eher „Risiko 2013“ sagen. Der doppelte Abiturjahrgang ergießt sich in diesem Jahr in die Universitäten und auf den Ausbildungsmarkt. Da fragen sich vor allem diejenigen Schülerinnen und Schüler, die keine Eins vor dem Komma schaffen werden: Und wo bleibe ich?
Antworten auf diese Frage gibt es auf der Messe genug. „Jeder wird seinen Platz finden“, glaubt beispielsweise Burkhard Landers, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Niederrhein. Aber er schränkt ein: „Vielleicht nicht in seinem Traumberuf, vielleicht nicht um die Ecke.“ Flexibilität und Mobilität sind gefragt im Jahr 2013.
Unbekannte Branchen
Die IHK versucht Jugendlichen dabei zu helfen, einen für sie passenden Ausbildungsplatz zu finden. Denn viele Schüler bewerben sich nur auf wenige Berufe, etwa Kfz-Mechatroniker oder Bäcker. Dagegen wissen die sogenannten „Starthelfer“ der IHK, dass es viele freie Stellen in unbekannteren Branchen gibt. In Duisburg berät Reinhard Zimmer Jugendliche und bringt sie mit Firmen zusammen. „Passgenaue Vermittlung von Auszubildenden“ heißt das Projekt, das von der EU gefördert wird.
„Viele interessieren sich auch für ein duales Studium“, sagt Reinhard Zimmer. Dabei wird eine Ausbildung mit einem Studium kombiniert. Allerdings steigt in letzter Zeit die Abbrecherquote. „Wir werben bei Firmen inzwischen dafür, dass die Jugendlichen erst ihre Ausbildung abschließen, dann übernommen werden und das Studium anschließen“, so Reinhard Zimmer. Dann sei die Arbeitsbelastung für sie nicht so hoch.
Die Universitäten haben vielfach ihre Zulassungsbeschränkungen erweitert. Die Frage „Wie hoch ist der NC bei Ihnen?“ wird daher auf der Messe an den Ständen der Universitäten oft gefragt. Jörg Honerla, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Duisburg-Essen, beruhigt: „Es gibt auch zulassungsbeschränkte Studiengänge, wo trotzdem alle Bewerber aufgenommen werden“, sagt er. Nur zu 20 Prozent werde nach der Durchschnittsnote ausgewählt. Weitere 20 Prozent der Plätze werden über die Wartezeit vergeben und 60 Prozent nach internen Auswahlkriterien. „Dabei werden Schulnoten anders gewichtet“, so Jörg Honerla. „Wenn man eine Vier in Latein hatte, ist das egal, wenn man Mathe oder Physik studieren will.“ Sein Tipp: „Studiert nach Neigung. Alles andere ist zum Scheitern verurteilt.“
An der Hochschule Niederrhein mit Sitz in Mönchengladbach und Krefeld darf man über die Diskussion um den Numerus Clausus lächeln. Wer hier Chemie- und Biotechnologie studieren will, braucht lediglich einen Schnitt von 3,8. Der höchste NC liegt bei 2,3 für die Fächer Soziale Arbeit oder Kulturpädagogik. Der Grund: Die beiden Studienorte sind bei jungen Menschen längst nicht so beliebt wie Köln, Düsseldorf oder Münster.
„Wir werden im Wintersemester mehr Studienplätze anbieten“, sagt Damla Kilic, Studienberaterin der Hochschule Niederrhein. Vor allem bei den beliebten Fächern Sozialwesen, Gesundheitswesen und Wirtschaftswissenschaft soll aufgestockt werden.
Hohe Studiengebühren
Für all diejenigen, die bei ihren Bewerbungen an den Universitäten trotz allem leer ausgehen werden, gibt es die Alternative, an einer privaten Hochschule zu studieren. Allerdings nur, wenn man die Studiengebühren zahlen kann. Das Institute of Design in Düsseldorf beispielsweise verlangt 480 Euro pro Monat. In den Klassen der Design-Hochschule sitzen im Schnitt 16 Studenten, die Betreuung ist gut. Unter den Design-Absolventen der Schule sind viele Preisträger.
Für die 18-jährige Angelina sind andere Fächer spannend. „Ich will etwas mit Naturwissenschaften machen“, sagt sie. „Das Angebot der Cologne Business School fand ich aber auch interessant.“
Der 17-jährige Benedikt ist ein Biologie-Fan. „Ich habe mich hier erkundigt, wie die Chancen sind, nach meinem Abschluss in die Forschung gehen zu können“, sagt er. Er macht zwar erst 2014 Abitur, sorgt sich aber, dass er mit all jenen zusammentrifft, die nach ihrem Abitur in diesem Jahr ein Auslands- oder Freiwilligenjahr einlegen.
Der Bundesfreiwilligendienst ist in der Tat in diesem Jahr besonders beliebt. „Viele junge Leute, die G8 gemacht haben, nutzen das Jahr, das sie gewonnen haben, zur Orientierung“, sagt Sprecher Peter Schlossmacher. In der Region sind viele Plätze bereits belegt, doch „wer räumlich und thematisch flexibel ist, findet sicher noch was.“
Flexibel. Es ist das Schlüsselwort der Jahres 2013.